München:Viele Baustellen

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"Die Alternative ist, die Schulen für unsere Kinder nicht zu bauen. Und das kann es ja wohl nicht sein", sagt Landrat Christoph Göbel (CSU) zum finanziellen Kraftakt für den Schulbau. (Foto: Claus Schunk)

Der Landkreis hat umfangreiche Pläne für Bau und Erweiterung von Gymnasien und Realschulen. Die Kosten belaufen sich auf eine halbe Milliarde Euro

Von Stefan Galler, München

Diese Liste hat monumentalen Charakter: Laut einer Gesamtkostenaufstellung, die die Verwaltung im Landratsamt zuletzt erstellt hat, wird der Landkreis München bis zum Jahr 2035 etwa eine halbe Milliarde Euro in Schulbauten und -sanierungen stecken. Der Ausschuss für Bauen und Schulen wird sich in seiner Sitzung an diesem Montag mit der Übersicht auseinandersetzen.

Landrat Christoph Göbel (CSU) ist davon überzeugt, dass diese Investitionen dringend notwendig sind: "Es hat keinen Sinn, die Augen davor zu verschließen: Das wird der Schwerpunkt in unserer politischen Arbeit in den nächsten zehn Jahren sein." Und die Zeit drängt - insbesondere, was die Gymnasien angeht: Nur für jene Lehranstalten, die bis zum Schuljahr 2025/26 in Betrieb gehen, erhält der Landkreis vom Freistaat Konnexitätsmittel, einen Kostenersatz für den höheren Bedarf an Mitteln durch die schrittweise Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium (G9). Das bedeutet, dass der Landkreis Gas geben muss, will er von dieser Unterstützung bei den möglichen künftigen Standorten in Aschheim, Feldkirchen, Sauerlach und im Münchner Norden (womöglich Oberschleißheim) profitieren. Der Landkreis hat bei Schulbauten 70 Prozent der abzugsfähigen Kosten zu tragen. Allein diese vier Schulen würden ihn nach ersten Schätzungen etwa 113,8 Millionen Euro kosten. Dazu kommen jene knapp 103 Millionen Euro für Projekte, die bereits beschlossen oder schon in Umsetzung sind: die Erweiterung des Gymnasiums Gräfelfing, die Generalsanierung in Pullach, der Turnhallenneubau in Neubiberg, die Erweiterung des Ernst-Mach-Gymnasiums in Haar und jene der Planegger Schule; der Ersatzneubau des Gymnasiums Kirchheim, der Neubau der Turnhalle in Ismaning und das völlig neue Gymnasium in Unterföhring, das den Landkreis inklusive Sportflächen 29,5 Millionen Euro kosten wird.

"Wir haben nur sieben Jahre Zeit, um von den Mitteln durch den Freistaat zu profitieren", sagt der Landrat. "Wenn man davon ausgeht, dass die Bauarbeiten für eine Schule etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen, dann ist das ein sehr sportlicher Plan. Aber ich mache Druck, angesichts der Schülerzahlen dürfen wir das sowieso nicht bequem angehen."

Mit den Gymnasien ist es allerdings natürlich noch lange nicht getan, auch bei den Realschulen im Landkreis stehen einige wichtige Vorhaben an: Die Realschule Aschheim ist bereits genehmigt, der Landkreis beteiligt sich mit etwa 9,2 Millionen an diesem Bau. Weitere mögliche Standorte für Realschulen sind Haar, Oberhaching, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und der nördliche Landkreis, vorerst wurde hier eine Simulation für die Stadt Garching in Auftrag gegeben, um möglichen Bedarf für die Zukunft zu prüfen. Eine Realisierung all dieser Schulen würden den Landkreis weitere 78,9 Millionen Euro kosten.

Auch im Bereich der kreiseigenen Schulen, für die der Landkreis als Sachaufwandsträger 100 Prozent der Kosten trägt, wird sich bis 2035 einiges tun: Die Erweiterung der Berufsschule des Landkreises in München-Riem inklusive Wohnheim und Dreifachturnhalle schlägt mit 43,8 Millionen Euro zu Buche. Dazu ist je eine Fachoberschule (Fos) in Haar und Oberhaching beschlossene Sache - sie kosten den Kreis 135,6 Millionen Euro, womit sich die Gesamtkosten für die kreiseigenen Schulen auf 179,4 Millionen Euro summieren.

Alles in allem müsste der Landkreis für sämtlichen genannten Projekte mit Mindestausgaben von 485,4 Millionen Euro rechnen. "Natürlich ist das eine brutale Belastung, die sicher nicht über die Kreisumlage zu bewältigen ist. Hier müsste man mit viel Fremdkapital arbeiten", sagt Landrat Göbel und versucht sogleich, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Die Alternative ist, die Schulen für unsere Kinder nicht zu bauen. Und das kann es ja wohl nicht sein." Selbstverständlich werde man auch anstreben, etwa die Landeshauptstadt München oder im Falle des anvisierten Gymnasiums Sauerlach den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen an den Infrastrukturkosten zu beteiligen. "Wir gehen davon aus, dass je nach Standort viele Schüler aus den Nachbarlandkreisen oder eben aus München in unsere Schulen kommen werden."

In dieser Gesamtkostenaufstellung, die im Ausschuss diskutiert wird, sind darüber hinaus vier weitere Schulbaumaßnahmen erwähnt, für die allerdings noch keine Kosten genannt werden, weil sie bisher auch noch nicht konkret besprochen wurden. Dabei geht es um eine Erweiterung der Realschule Taufkirchen sowie eine Lösung für die Gymnasien im Südosten des Landkreises. Die Schulen in Neubiberg, Ottobrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn platzen aus allen Nähten, weshalb der Landrat sich für eine Erweiterung in Höhenkirchen ausspricht. Neubiberg und Ottobrunn haben schon jetzt rund 1200 Schüler. Insofern wäre es laut Göbel sinnvoller, einen zusätzlichen Neubau anzustreben, als auch noch eine dieser beiden Schulen weiter zu vergrößern. Ein Antrag für den Bau eines Gymnasiums in Unterbiberg liegt bereits vor. "Es ist aber nicht gesagt, dass es dort entstehen muss", so Göbel, der Hohenbrunn als Standort präferieren würde: "Schon wegen der S-Bahn-Anbindung. Wir sollten das schnell untersuchen lassen, sonst wird eine Realisierung bis 2025 schwierig."

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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