München:Umdenken beim Rasenschnitt

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Grüne fordern auf städtischen Wiesen längere Blühzeiten zugunsten von Insekten - die Experten sehen dafür Grenzen

Von Jana Sauer, München

Den Sommer 2018 hat neben der Hitze vor allem ein Thema dominiert: aggressive Wespen, die Jagd auf Sonnenanbeter und Biergartenbesucher machten. Die geflügelten Insekten konnten aber nur oberflächlich darüber hinwegtäuschen, dass es immer weniger summt und krabbelt. Vor allem eine ebenfalls gestreifte, aber deutlich beliebtere Pollensammlerin droht zu verschwinden: die Honigbiene. Dem wollte die Grünen-Fraktion des Münchner Stadtrats mit einem Antrag entgegenwirken, ist letztlich aber gescheitert.

Im Mai dieses Jahres hatten die Politiker das Baureferat, Abteilung Gartenbau, dazu aufgefordert, sein Pflegeprogramm für die städtischen Grünflächen zu überarbeiten und vor allem den ersten Schnitt im Frühjahr zeitlich deutlich nach hinten zu verlegen. Ziel sei, die Blütezeit von Wiesenblumen wie Gänseblümchen und Löwenzahn zu verlängern und damit Nahrung für Bienen und andere Insekten zu liefern. Denn die finden im urbanen Raum nicht nur immer weniger potenziellen Lebensraum, sondern auch schlichtweg nichts mehr zu beißen. Das Baureferat hat jetzt allerdings mitgeteilt, die Spiel- und Liegeflächen im Stadtgebiet müssten durch die erste Mahd im Frühling nutzbar gemacht werden, um den Münchnern die Möglichkeit zu einer Erholung im Freien zu geben.

Die Stadt zeigt sich aber keineswegs unbeeindruckt vom Schicksal ihrer fliegenden und krabbelnden Bewohner. Sie verweist auf diverse Konzepte, die das Ziel verfolgten, Lebensraum für diese Tiere zu schaffen. Dazu zählt unter anderem die Nutzung von Grünanlagen als Langgras- und Blumenwiesen, deren Anteil im Stadtgebiet das Baureferat sukzessive erhöhe. Inzwischen liege er bei immerhin 30 Prozent.

Grünen-Stadtrat Herbert Danner geht das nicht weit genug: "Wir sind der Ansicht, dass da durchaus noch Luft nach oben ist. Vor allem bei den Sportflächen gibt es immer wieder Bereiche, die als Lebensraum für Insekten genutzt werden können, ohne ihren eigentlichen Zweck zu verlieren." Mit der Zusammenarbeit von Fraktion und Baureferat ist er insgesamt aber zufrieden: "In den letzten Jahren haben wir eng kooperiert, um sicherzustellen, dass alle neuangelegten Grünflächen den Anspruch des Artenschutzes erfüllen. Bei den schon vorhandenen Flächen muss aber noch einiges passieren." Das Baureferat beendet sein Antwortschreiben auf den Antrag mit der üblichen Schlussformel: "Wir bitten, von den Ausführungen Kenntnis zu nehmen und gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist." Doch für die Grünen dürfte damit noch nicht das letzte Wörtchen gesprochen sein.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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