München:Stadt will auf Camper-Sperrzonen verzichten

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Weil sich die Parksituation bei den Wohnmobilen entspannt hat, will das Kreisverwaltungsreferat bei der nächsten Wiesn keine Verbotsschilder mehr aufstellen. Kritik kommt von der Schwanthalerhöhe und aus Neuhausen

Von Sonja Niesmann, München

Zur Wiesn in diesem Jahr will die Stadt darauf verzichten, in mehreren Vierteln Sperrzonen für Wohnmobile einzurichten. Die Erfahrung, "dass eine Vielzahl Wohnmobilisten entweder direkt an das Festgelände fuhren oder an anderen Brennpunkten im Stadtgebiet ihre Wohnmobile abstellten und dort campierten, gehört nach unserer Ansicht der Vergangenheit an", teilt das Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit. Auch Polizei und kommunale Verkehrsüberwachung hätten bei ihrer Bilanz der Wiesn 2016 Entspannung signalisiert - allerdings wurden bei diesem Oktoberfest auch so wenige Besucher verzeichnet wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Behörde würde sich also den "enormen Aufwand", die Verbotsschilder aufzustellen, gerne ersparen, zumindest versuchsweise einmal. Hiesigen Wohnmobil-Besitzern, die in einer Sperrzone leben, würde dies zudem den Aufwand ersparen, sich eine gebührenfreie Ausnahmegenehmigung für ihr Gefährt zu besorgen.

Zur Entspannung beigetragen hat der Argumentation der Ordnungsbehörde zufolge neben den beiden Campingplätzen in Thalkirchen und Obermenzing auch der offizielle Stellplatz am De-Gasperi-Bogen in der Messestadt Riem, "der sich als weitere Stütze über Jahre hin etabliert hat". Auf diese drei Plätze werde man auch in diesem Jahr mit Hinweisschildern an den Autobahnen und an den Stadtgrenzen, im Internet sowie in einem mehrsprachigen Wohnmobil-Flyer aufmerksam machen. Zudem seien in einigen Vierteln mittlerweile Parklizenzgebiete ausgewiesen, die es vor zehn Jahren, als erstmals die Sperrzonen eingerichtet wurden, noch nicht gab - zum Beispiel die Parklizenzgebiete "Lindwurmstraße", "Dreimühlenviertel" oder St. Vinzenz". Dort können Wohnmobil-Fahrer sich also nicht kostenlos einnisten, sondern müssen ein Ticket ziehen.

Im direkten Umfeld des Festgeländes habe sich das Problem mit Wohnmobilen auch entschärft, weil die dortigen Parklizenzgebiete während der Wiesn in Gebiete für "reines Bewohnerparken" umgewandelt werden: "Das Abstellen von auswärtigen Fahrzeugen ist nicht erlaubt und das Falschparken wird entsprechend geahndet." Dennoch probierten immer wieder Leute, hineinzufahren ins Viertel, wendet Sibylle Stöhr (Grüne) ein, die Vorsitzende im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe - einer von sechsen, die das KVR zu seinem Vorhaben anhört. Und da die Kontrollen ja nicht lückenlos seien, hätten wir es "lieber doppelt gemoppelt", sagt Stöhr. Zumal der des Deutschen nicht mächtige Wohnmobilfahrer ein Parkverbotsschild mit Wohnwagen-Symbol eher verstehe als den Hinweis auf "reines Bewohnerparken".

Auch in Neuhausen-Nymphenburg, wo in den zurückliegenden Jahren zur Wiesn-Zeit das Abstellen von Campern im Bereich der Arnulfstraße verboten war, lehnt der Bezirksausschuss den Verzicht auf Sperrzonen einstimmig ab - mit dem Argument, man verzeichne während des Oktoberfests viele Anwohnerbeschwerden wegen parkender Busse und auswärtiger Pkw, bei "ohnehin schon hohem Parkdruck". Im Bezirksausschuss Sendling indes hatte man kein Problem mit dem KVR-Vorhaben.

Wie immer die Entscheidung im KVR ausfallen wird, es geht nur ums Parken. In einem am Straßenrand abgestellten Wohnmobil zu übernachten, ist im ganzen Stadtgebiet verboten

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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