Festival "Sound of Munich Now":Münchens Großfamilie

Lesezeit: 3 min

Zusätzlich zu den täglich ausgestrahlten Videos hat am 12. November im Feierwerk das Sound-of-Munich-Now-Festival stattgefunden. Hier im Bild: "Lauraine". (Foto: Florian Peljak)

Wegen der Corona-Pandemie hat das Musikfestival "Sound of Munich Now" zuletzt nur digital stattgefunden. Am Samstag kehrte die Show auf die Bühne zurück - ein Besuch beim Freundestreffen.

Von Sabrina Ahm

Wenige Minuten vor Mitternacht beendet die Band Wait of the World den Abend mit ihrem letzten Song. Dann aber wendet sich Frontsänger Ben Hutchison-Bird noch einmal der Menge zu. "Alessa hat in drei Minuten Geburtstag, wollen wir für sie Happy Birthday singen?", fragt der Sänger. Die Halle stimmt das Geburtstagslied auf die Mitveranstalterin der Festivalreihe "Sound of Munich Now" an. "Die Musikszene in München ist einfach familiär, wir unterstützen einander, ich habe den Eindruck, wir sind wie eine große Familie", sagt die Musikerin Belli, bürgerlich Isabella Löscher. Genauso endet der Abend im Feierwerk, wie das Ende eines herzlichen Familientreffs nur mit lauterer Musik und einer tanzenden Menschenmenge.

Vier Stunden vorher hat die Feier begonnen. Auf zwei Leinwänden in der Hansa39 erscheint ein Countdown. Der gelb-orange Raum wird vom Kontrast der blau beschienenen Bühne gebrochen. Es sind wenige Sekunden bis zur Videopremiere von Rosa Blut. Das Publikum sieht gespannt auf die Wände. "Gib mir mehr" ist der erste Song, der im vorproduzierten Video angespielt wird. Doch das Video lässt nichts zu wünschen übrig. Durch die lockere Produktion und die hochwertige Soundwiedergabe der Halle kommt der Auftritt direkt in den Raum. Nach jedem Song jubelt und klatscht das Publikum. Fast so gut wie ein Live-Auftritt. Der einzige Unterschied? Mit im Raum stehen die Musiker von Rosa Blut und sehen selbst zum ersten Mal das fertig-produzierte Video.

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Wann steht man schon einmal mit dem Publikum im Raum und darf beobachten, wie die Zuschauer den eigenen Auftritt genießen? "Ich hatte schon ein bisschen Schiss, weil wir es nur einmal spielen konnten und alles aufgenommen wurde", sagt Gitarrist Stefan Schnurr.

"Feierwerk, seid ihr da?", fragte Laura Glauber, Sängerin der Band "Lauraine", in die Menge. Das Feierwerk ist wieder da, Euphorie füllt den Raum. (Foto: Florian Peljak)
Für die Newcomerin "Belli" ist der Auftritt beim SZ-Festival das erst vierte Konzert. (Foto: Florian Peljak)
Spielen Folk mit deutschen Texten: Hadern. (Foto: Florian Peljak)

Nach den vier Songs der Band dreht sich der Fokus. Endlich bewegt sich das Blau auf der Bühne rund um Lauraine. Elektrische Klänge stimmen den ersten Live-Auftritt an. "Feierwerk, seid ihr da?", fragt Laura Glauber in die Menge. Das Feierwerk ist wieder da, Euphorie füllt den Raum.

"Ein Höhepunkt in der Mitte der Ausstrahlung", nennt Alessa Patzer, Mitorganisatorin des "Sound of Munich Now", den geplanten Abend. Obwohl das Festival auch dieses Jahr auf digitale Weise aufgeführt wird, findet inmitten der Ausstrahlungen ein Live-Abend statt. Neben Wait of the World, durften die Bands Lauraine, Hadern und Belli das "Mini-Sound of Munich Festival" in der Hansa39 begleiten. Ein Abend, der Erinnerungen aufleben lässt, trotz des diversen Konzepts. Denn neben den Live-Acts und Musikvideopräsentationen, die auf zwei Leinwänden im Raum gezeigt werden, finden zwischendurch kurze Gesprächsrunden mit Künstlerinnen, Künstlern und Mitgliedern der Videocrew statt.

Laura Glauber von "Lauraine" im Gespräch mit Musikern von "Rosa Blut" und SZ-Redakteur Michael Bremmer. (Foto: Florian Peljak)

Das zentrale Thema der Talks ist die Vernetzung innerhalb der Münchner Musikszene und die Herausforderung, Auftritte auch außerhalb der Stadtgrenzen zu bekommen. Die Künstlerinnen von Umme Block haben Konzerte in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland unter anderem dem Videomaterial zu verdanken, das sie durch die Sound-of-Munich-Now-Aufnahmen 2020 erhielten. "Es ist interessant für Veranstalter zu sehen, wie spielt so eine Band in so einem ungewohnten Setting. Außerdem bekommen sie gleich zu sehen, wie wir in Action aussehen", sagt Klara Rebers. Sich größere und nationale Auftritte zuzutrauen, sei ebenfalls ein erster Schritt.

"An jeder Ecke steht jemand, den man kennt. Es ist einfach schön, alle hier wieder zu treffen."

"Als Newcomerband sollte man sich so bald wie möglich raus auf die Bühne wagen. Man sollte auf keinen Fall Angst davor haben, dass eine Show zu klein oder zu groß ist", sagt Elias Bohatsch, 26, Schlagzeuger von Wait of the World. Bei einem sind sich alle Künstler einig, das zentralste sei, Kontakte zu knüpfen, zum Publikum, Musikern, Tontechnikern. Auch ein Grund, weshalb ein solcher Abend "wie ein Klassentreffen" ist. "An jeder Ecke steht jemand, den man kennt. Es ist einfach schön, alle hier wieder zu treffen", sagt Laura Glauber von Lauraine.

Dicht an dicht stehen die Zuhörer beim Auftritt der Band "Wait of the World" vor der Bühne. (Foto: Michael Bremmer)

Der letzte Auftritt des Abends drängt die Menge noch einmal eng vor die Bühne. Frontsänger Ben Hutchison-Bird weiß genau, wie er das Publikum anheizt. Wait of the World zeigt die Hardrock-Facette der Sound-of-Munich-Now-Bands. Der Sänger zeigt vollen Bühneneinsatz. Dass dies mehr als nur eine Floskel ist, ist nicht mehr zu bestreiten, als der Sänger von der Bühne ins Publikum springt und die Gäste einzeln ansingt. Die Fans sind begeistert. Verfolgen den Auftritt mit weit aufgerissenen Augen. Die Menge tobt. Damit geht ein Abend zu Ende, den das Feierwerk so schnell nicht vergisst. Und Musik-München auch nicht.

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