München:Sorgloser im Alter

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Das Ladenzentrum vor dem Ramses-Hochhaus ist einer von vier möglichen Standorten für ein Alten- und Service-Zentrum am Westkreuz. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Sozialreferat will die Hilfen für Senioren mit rund 2,8 Millionen Euro pro Jahr aufstocken. Auch am Westkreuz soll eine ASZ-Außenstelle entstehen. Die Lokalpolitiker wollen zusätzlich eine Einrichtung in Lochhausen/Langwied

Von Ellen Draxel, München

Das Westkreuz, Teil des Stadtbezirks Aubing-Lochhausen-Langwied, bekommt ein Alten- und Service-Zentrum (ASZ). Das Sozialreferat prüft derzeit vier Standort-Optionen, die für eine Außenstelle des ASZ Am Aubinger Wasserturm infrage kommen könnten. Im künftigen Paul-Ottmann-Zentrum etwa, dessen zweiter Bauabschnitt bis 2020 fertig sein soll, wären Räume denkbar. Auch eine Fläche im Ladenzentrum Forum am Westkreuz, das derzeit saniert wird, kann sich das Referat vorstellen, ebenso wie die Umnutzung des sanierungsbedürftigen Bürgersaals am Westkreuz - sollte dieser frei werden. In Planung ist außerdem die Bebauung einer Brachfläche an der Friedrichshafener Straße: Das Planungsreferat und die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag haben für dieses Grundstück eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Laut Sozialreferat könnten in dem Neubau dort rund 220 Quadratmeter für eine ASZ-Dependance reserviert werden.

Eine Entscheidung für einen konkreten Standort ist noch nicht getroffen, der Bezirksausschuss (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied hat aber die Bemühungen der Behörde, dem "überproportional" hohen Anteil der älteren Bevölkerung im Westkreuz eine Anlaufstelle zu bieten, erfreut goutiert - zugleich aber ein weiteres ASZ in Lochhausen/Langwied gefordert. Die Lokalpolitiker haben damit gleichzeitig einem Papier zugestimmt, über das der Sozialausschuss des Stadtrats, basierend auf 14 Anträgen aus dem Stadtrat, dem BA und Bürgerversammlungen, voraussichtlich am 12. Oktober debattieren wird. Das Sozialreferat, so die Beschlussvorlage, will künftig um rund 2,8 Millionen Euro jährlich die Hilfe für ältere Menschen in München aufstocken. Alle Alten- und Service-Zentren der Stadt sollen zu sogenannten ASZ Plus ausgebaut werden, außerdem ist eine regionale Neuausrichtung der Beratungsstellen für ältere Menschen und deren Angehörige sowie die Weiterentwicklung der Bezirkssozialarbeit geplant.

Die vierte Beschlussvorlage zum "Gesamtkonzept Münchner Altenhilfe" sieht unter anderem vor, im Sozialbürgerhaus einen Fachdienst für ältere Menschen einzurichten. Bislang gibt es so etwas nicht, um die Belange dieser Gruppe kümmern sich dort momentan mehrere Stellen.

Teil zwei des Konzepts plädiert für eine Neuordnung der Beratungsstellen. Derzeit sind stadtweit sowohl allgemeine als auch zielgruppenspezifische Beratungsstellen sowie sechs Fachstellen für pflegende Angehörige als überregionale Anlaufstellen und "Lotsen" organisiert. Neben der Arbeiterwohlfahrt, der "Hilfe im Alter GmbH" der Inneren Mission und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zählen dazu die Beratungsstelle Demenz der Alzheimer-Gesellschaft mit Angeboten für jüngere und frühdiagnostizierte Demenzerkrankte, der Fachdienst für ältere Migranten der Inneren Mission, die Beratungs- und Koordinierungsstelle "rosaAlter" der Münchner Aids-Hilfe und die Beratungsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde. Sie kennen die Möglichkeiten der stationären Versorgung, sämtliche denkbare Wohnangebote und sind Profis im Umgang mit der Pflegeversicherung. Auch Angehörige erfahren dort Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten.

Künftig sollen die allgemeinen Beratungsstellen und die Beratungsstelle Demenz personell besser ausgestattet sein, um dem steigenden Bedarf eher gerecht werden zu können. Es wird fünf Zuständigkeitsbereiche geben - West, Nord, Mitte, Ost und Süd -, sodass Anlaufstellen leichter zu finden sind. Die Beratungsstellen sind überdies aufgefordert, ehrenamtliche Helferkreise, sogenannte "Postpaten", aufzubauen, die älteren Menschen bei der Verwaltung ihrer persönlichen Unterlagen und beim Schriftverkehr unterstützen.

Der dritte Optimierungsfaktor, der Ausbau aller ASZ in ASZ Plus, basiert auf positiven Erfahrungen 13 ausgewählter Häuser. Das "Plus", das die Zentren künftig stadtweit anbieten sollen, sind vor allem präventive Hausbesuche: Senioren erhalten Infos zur häuslichen und hauswirtschaftlichen Versorgung, zu Krankheitsbildern oder finanziellen Fragen, auch ohne konkreten Hilfebedarf. Parallel unterstützen Ehrenamtliche beim Putzen, gehen einkaufen oder mit zum Arzt. "Die ASZ erreichen durch ihren niederschwelligen Zugang eine große Zahl von Senioren", argumentiert Sozialreferentin Dorothee Schiwy. Wegen der steigenden Zahl an alten Menschen mit 80 Jahren und älter - von derzeit rund 70 700 auf etwa 94 000 im Jahr 2030 - sei der Ausbau eine "Notwendigkeit".

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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