Der Beschluss fiel in nichtöffentlicher Sitzung, und er weckt alte Befürchtungen in Solln. Die Stadt München will ein sogenanntes Außenbereichsvorkaufsrecht für das Gelände des Reitvereins Corona ausüben. Verkäuferin ist eine Erbengemeinschaft, die Gesamtkosten werden auf rund 3,5 Millionen Euro beziffert. Damit nicht genug: Im Stadtentwicklungsprogramm "Step 2040" scheint auch ein Uraltprojekt plötzlich wieder auf. Beides deutet darauf hin, dass es am äußersten Münchner Südrand doch noch zu einer massiven Nachverdichtung kommen könnte - die sich nicht womöglich nur auf die Reitanlage an der Muttenthalerstraße 31 (Hinteres Eichfeld), sondern auch auf benachbarte Grundstücke erstreckt. Die Rede ist von mehr als 2000 Wohneinheiten.
Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat bereits reagiert - mit klarer Ablehnung einer Nachverdichtung dieser Dimension. Das Projekt an der Muttenthalerstraße, gelegen in Sichtweite des Forstenrieder Parks und des Renolit-Werks, sei aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht hinnehmbar, hieß es jetzt in der Stadtteilvertretung. Es würde den Charakter eines Stadtrand-Gebiets verfälschen und sei verkehrsmäßig "nicht ansatzweise" erschlossen, woran auch Überlegungen zu einer Verlängerung der Tram-Westtangente bis in die Parkstadt Solln nichts änderten. Überdies sei dem traditionsreichen Reitverein "vollumfänglich Bestandsschutz" zu gewähren, verlangt der BA.
Zugleich fordert das Gremium die endgültige Einstellung aller Planungen, die Drygalski-Allee bis zur Muttenthalerstraße zu verlängern. Ein Durchstich bis zur Wolfratshauser Straße (B 11), früher ebenfalls mal im Gespräch, dürfte am Einspruch der Gemeinde Pullach scheitern. Doch auch mit einer Realisierung der kleineren Variante würden ein parkähnliches Wäldchen sowie die temporär genutzten Gemeinschaftsgärten ("Sonnengarten") südlich der Heilmannstraße und Littmannstraße zerstört, glaubt der BA. Wegen ihres sozialen und ökologischen Nutzens seien diese Grüninseln stattdessen dauerhaft zu sichern. Die Politiker im Stadtbezirk warnen zudem davor, das angrenzende Landschaftsschutzgebiet um das Kloster Warnberg anzutasten, das sich längst zu einem Naherholungsgebiet ersten Ranges für die Menschen aus der Sollner und Forstenrieder Umgebung entwickelt habe.
Der Reitverein Corona mit seinen Pferdekoppeln, Stallungen und einem kleinen Clublokal ist seit mehr als einem halben Jahrhundert Mieter des Geländes an der Muttenthalerstraße. Einst trainierte dort der bekannte Trabrennfahrer Gottlieb Jauss auf einer hauseigenen Aschenbahn. Bei der Stadt und der Sollner Bevölkerung erfreut sich der Reitverein wegen seiner intensiven Jugendarbeit, Angeboten des therapeutischen Reitens und seiner öffentlichen Zugänglichkeit großer Beliebtheit.
Die Vereinsführung um die Vorsitzende Isabell Nemeth hat sich wegen der bauplanerischen Entwicklung und dem absehbaren Wechsel des Verpächters bereits mit der Bitte an die Stadt gewandt, den Fortbestand der Reitanlage zu sichern. Am liebsten würden die 450 Corona-Mitglieder mit ihrer Freizeit- und Sportstätte natürlich bleiben, wo sie seit Langem sind. Isabell Nemeth will die Angelegenheit nicht weiter kommentieren, da es sich um einen "nicht abgeschlossenen Vorgang" handle.