München:Sieben auf einen Streich

Lesezeit: 2 min

Helmut Markwort (FDP) am Wahlabend im Landratsamt. (Foto: Claus Schunk)

Der Landkreis München ist im neuen Landtag mit zwei Abgeordneten mehr vertreten als im alten

Von Iris Hilberth, martin Mühlfenzl, München

Der Landkreis München ist viel stärker als bisher im Landtag vertreten. Zu den zwei Direktkandidaten Ernst Weidenbusch und Kerstin Schreyer von der CSU kommen nach der Auszählung der Zweitstimmen zwei Grüne, eine Sozialdemokratin sowie jeweils ein Vertreter von Freien Wählern und FDP. So steigert sich die Präsenz des einwohnerstärksten Landkreises Bayerns von bislang fünf auf sieben Abgeordnete - und wird so grün wie nie zuvor.

Zugleich verblasst die Farbe rot, denn so wie sich bayernweit die Stimmen der SPD halbiert haben, ist auch die Zahl der Abgeordneten aus dem Landkreis um die Hälfte zurückgegangen. Nur SPD-Spitzenkandidatin und Bayernchefin Natascha Kohnen aus Neubiberg wird dem neuen Landtag angehören. Nach 2008 und 2013 gelangt sie zum dritten Mal über die Liste in den Landtag, diesmal, wie zu erwarten, mit den bayerweit meisten SPD-Stimmen (127 483). Das Mandat im nördlichen Stimmkreis, das Peter Paul Gantzer 40 Jahre lang inne hatte, ging verloren. Annette Ganssmüller-Maluche arbeitete sich zwar von Listenplatz 13 in Oberbayern auf Rang 11 (11 998 Stimmen) nach vorne, weil die SPD aus diesem Bezirk aber nur noch sieben statt wie bisher 16 Abgeordnete in den Landtag entsenden darf, reichte das Resultat für die Ismaningerin nicht. "Ich bin tief enttäuscht und muss mich neu ordnen", schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite.

Dafür gelang der FDP der Wiedereinzug und in Helmut Markwort einem Landkreisvertreter der Sprung ins Maximilianeum, wo zuletzt der inzwischen zur CSU übergetretene Neubiberger Tobias Thalhammer von 2008 bis 2013 die Liberalen vertreten hatte. Markwort war auf Platz 16 der Liste in den Wahlkampf gestartet und hat schließlich hinter FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen das zweitbeste Ergebnis seiner Partei eingefahren. 20 299 Stimmen sammelte der Journalist insgesamt, davon waren fast die Hälfte Zweitstimmen. Insbesondere in Schwabing, Bogenhausen und Starnberg votierten Wähler für den ehemaligen Chef des Magazins Focus.

Dass bei den Grünen Markus Büchler und Claudia Köhler die von manchem Konkurrenten skeptisch beäugte Taktik aufging, die Stimmkreise Nord und Süd zu tauschen und beim jeweils anderen anzutreten, macht ein Blick auf die Zweitstimmenresultate der beiden deutlich. Zwar sind Köhler (insgesamt 29 167 Stimmen) und Büchler (30 635) auch auf der grünen Welle des Großraums München mitgeschwommen, doch 2174 Zweitstimmen aus dem nördlichen Landkreis für den Oberschleißheimer Büchler und 3031 für die Unterhachingerin Köhler aus dem Süden, zu dem die Würmtalgemeinden Planegg, Gräfelfing und Neuried gehören, sind zusätzlich zum Erststimmenergebnis schon Pfunde, mit denen sich Wahlen gewinnen lassen. Büchler überzeugte zudem viele Wähler in Freising, Köhler in Giesing. Beide werden sich als Vertreter des gesamten Landkreises sehen, wie Köhler sagt: "Wir haben noch im Wahlkampf verabredet, beide im ganzen Landkreis präsent zu sein und uns auf unsere Themen zu konzentrieren." Sie habe sich gut in den Nordgemeinden eingearbeitet, wolle aber auch für die Menschen in ihrer Heimatregion da sein.

Den Wiedereinzug schaffte der Ismaninger Nikolaus Kraus von den Freien Wählern mit 18 636 Stimmen, von denen viele auch aus Freising kamen. Dort punktete auch Parteikollegin Ilse Ertl, die im Süden angetreten war und mit 12 571 Stimmen den Einzug in den Landtag verpasste.

Unterdessen diskutiert die CSU-Basis über Konsequenzen aus ihrer krachenden Niederlage bei der Landtagswahl. Im Zentrum der Kritik steht Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer, in dem viele den Hauptverantwortlichen für die Pleite sehen. Nach dem Debakel hat sich der oberfränkische CSU-Kreisverband als erster in Bayern offiziell für den Rücktritt Seehofers ausgesprochen. Der Kreisvorstand der CSU München-Land um den Bundestagsabgeordneten Florian Hahn hält sich bisher zurück, in der JU dagegen werden bereits Rücktrittsforderungen laut.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: