Lilli Schickel und Yannick Andricek, beide 19:Ihr Ziel: Hochschulreife an der FOS

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Auf dem Weg zum Abitur: Lilli Schickel und Yannick Andricek. (Foto: sz)

Lilli Schickel und Yannick Andricek haben zwar beide schon einen Schulabschluss in der Tasche, wollen aber noch weiter. Die beiden sind Schülersprecher, trotzdem haben sie das ohnmächtige Gefühl, nicht gehört zu werden.

Lilli Schickel und Yannick Andricek, beide 19, haben beide schon einen Schulabschluss in der Tasche. Sie wissen, was es heißt, unter Corona-Bedingungen fürs Abitur zu lernen. Im vergangenen Jahr haben sie ihr Fachabitur an der FOS der Ernst-Barlach-Schulen gemacht, die Teil der Stiftung Pfennigparade sind. Lilli und Yannick gehören also zum ersten Corona-Abitur-Jahrgang, für den es keine Abifeier und keine Abschlussfahrt gab. Und jetzt erleben sie eine Art Déjà-vu: Wieder müssen sie seit Monaten zu Hause lernen und wieder mit viel Unsicherheit klar kommen. Immer noch gehört die Angst vor dem Coronavirus zu ihrem Alltag.

Yannick hat, was man umgangssprachlich Glasknochenkrankheit nennt. Er weiß, dass er sich besser nicht infizieren sollte. "Ich kann nicht einschätzen, was es für mich tatsächlich bedeuten würde", sagt er. Lilli hat Spinale Muskelatrophie, ihr Hustenreflex sei nicht so stark, erklärt sie. Wie Yannick wohnt sie daheim. Verlassen haben sie ihr Zuhause zuletzt nur wenig, weil es zu riskant ist. Insgesamt seien sie dennoch ganz gut durchgekommen, sagt Yannick. Weil die Schule sie sehr unterstütze. Vor Corona sowieso.

Jetzt seien vielleicht ein oder zwei Lehrer technisch nicht ganz so fit. Mag sein, dass seine digitalen Kenntnisse einfach besser sind. Er will später Medieninformatik an der LMU studieren. Ein Grund, weshalb er noch ein 13. Schuljahr angehängt hat, denn er braucht die Hochschulreife dafür. Mit dem Fachabitur können er und Lilli nur an einer Fachhochschule studieren.

Die beiden sind Schülersprecher und zudem Sprecher der Gruppe Südbayern. Durch dieses Engagement sind sie gut vernetzt und im Austausch mit Lehrern und ihrem Schulleiter. Trotzdem haben sie das ohnmächtige Gefühl, nicht gehört zu werden. "Wir stoßen mit Vorschlägen auf taube Ohren", sagt Lilli. Sie findet nicht gut, was das Kultusministerium verfügt hat, würde lieber zu Hause bleiben. "Denn Wechselunterricht ist nicht fair. Die Wissenslücken werden nur noch größer, weil nicht alle dasselbe mitbekommen." Ihr Jahrgang ist geteilt. Die Gruppen wechseln wöchentlich. Den Schulweg würden sie sich gerne sparen. Wie früher beisammensein, quatschen, ist zu riskant.

© SZ vom 20.02.2021 / bub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Kathrin Aldenhoff, Sabine Buchwald und Jakob Wetzel

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