Geldbeutelwaschen im Fischbrunnen:Der Stadtsäckel so leer wie lange nicht mehr

Oberbürgermeister Dieter Reiter (2. v. l.) hat den leeren Geldbeutel der Stadt mitgebracht. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Brauch des Geldbeutelwaschens im Fischbrunnen ist schon mehr als 500 Jahre alt. Heuer kam er dem Oberbürgermeister gerade recht.

Von Jana Kreutzer

Wo gestern noch die sprichwörtliche Sau rausgelassen wurde, geben sich Stadtobere und geladene Gäste am Aschermittwoch demütig. Wie jedes Jahr versammelten sich Oberbürgermeister, Stadträte, geladene Gäste und ganz normale Münchnerinnen und Münchner am Fischbrunnen zum Geldbeutelwaschen.

Dank einer effizienten Stadtreinigung können sie das auf dem blitzblanken Marienplatz und in kristallklarem Wasser machen. Von Scherben, Konfetti und unappetitlicheren Überresten des Vorabends ist zu Beginn der Fastenzeit nichts mehr zu sehen.

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Schon Anfang des 15. Jahrhunderts wuschen Münchnerinnen und Münchner ihre leeren Geldbeutel, aus gutem Grund: Zu Beginn der Fastenzeit wollten die kleinen Leute ihre Dienstherren auf die verheerenden finanziellen Folgen der kostspieligen Faschingszeit aufmerksam machen. Die Tradition des Geldbeutelwaschens wurde in den 1950er-Jahren von einer Münchner Brauerei wieder ins Leben gerufen.

OB Dieter Reiter (SPD) ist, wie jedes Jahr, ganz zufrieden mit seinem eigenen Säckel und wäscht deshalb den großen ledernen Geldbeutel der Stadt. Danach dürfen Stadträte, geladene Gäste, das Prinzenpaar und auch die Zaungäste ran. Reiter, leger in Jeans und Pullover, kann natürlich nicht ahnen, ob das gemeinsame Waschen wirklich den Stadtsäckel wieder auffüllen wird. Gut wäre es, sagt er, denn so leer sei dieser schon lange nicht mehr gewesen.

Während es für die geladenen Gäste mit nassen Geldbeuteln weiter zum Fischessen geht, verweilen die anderen noch am Fischbrunnen. Denn die Münchner Brauerei, die als Sponsor dabei ist, hat natürlich etwas mitgebracht: Freibier. Zumindest für die, die während der Fastenzeit nicht auf Alkohol verzichten.

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