München:Prävention setzt beim Täter an

Lesezeit: 1 min

Landkreis finanziert Beratungsstelle zu häuslicher Gewalt

Von Stefan Galler, München

Häusliche Gewalt ist das demografisch gleichmäßigst verteilte Verbrechen in der Gesellschaft: Die Täter kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, sie verfügen über ganz unterschiedliche Bildungsniveaus. Da diese Form von Gewalt in der Regel völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgeübt wird, können soziale Einrichtungen nur in Ausnahmefällen helfen. Der Landkreis München möchte nun im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beitragen, dass zumindest einzelne potenzielle Gewalttäter präventiv von Übergriffen innerhalb der Familie abgehalten werden.

Seit 2012 gibt es die Interventionsstelle Landkreis München (Ilm), die jährlich etwa 200 Opfer häuslicher Gewalt - davon 97 Prozent Frauen - betreut. Viele der Betroffenen suchen zwar Hilfe, sind aber trotz allem nicht dazu bereit, ihren Partner zu verlassen. Sie suchen nach anderen Möglichkeiten, die Gewaltspirale zu durchbrechen, etwa durch Therapie des gewalttätigen Ehemannes oder Lebensgefährten. Der Kreisausschuss hat daher einstimmig beschlossen, eine Täterberatung aufzubauen. "Sehr viele Täter werden nicht als solche erkannt, viele werden auch nicht strafrechtlich verfolgt. Deshalb müssen wir ein Angebot machen, das frühzeitig Schlimmeres verhindert", sagt Landrat Christoph Göbel (CSU). Seine Stellvertreterin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) bewertete dies ebenfalls als "sehr gute Sache", äußerte sich aber skeptisch, "ob sich überhaupt Männer melden".

Das Angebot soll in Kooperation mit dem Verein "Brücke Erding" entstehen. Ein Sozialpädagoge wird nun dem Beschluss entsprechend für acht Stunden pro Woche in zentral gelegenen Räumlichkeiten Beratungen anbieten. Allerdings müsse ein solcher Raum für einen Tag pro Woche angemietet werden, weil die Räume der ILM dafür nicht infrage kämen. Die jährlichen Kosten für den Betreuer und die Räumlichkeiten liegen laut Brücke Erding bei 18 900 Euro, der Kreisausschuss hat beschlossen, inklusive Neben- und Werbungskosten 25 000 Euro bereitzustellen, und das für 2016 und 2017. Im Frühjahr 2017 soll ein Bericht im Sozialausschuss folgen, der Zahlen zur Bedarfsfeststellung beinhaltet. Kommt das Angebot an, wird über eine weitere Förderung der Täterberatung entschieden.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: