Marcus da Gloria Martins:"Wo alle Einsätze ihren Anfang nehmen"

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Seit dem Terroranschlag am Olympia-Einkaufszentrum vor fünf Jahren ist Marcus da Gloria Martins das "Gesicht der Münchner Polizei", wie die SZ über den damaligen Chef der Pressestelle schrieb. (Foto: Robert Haas)

Beim Terroranschlag am OEZ wurde Marcus da Gloria Martins das "Gesicht der Münchner Polizei": Nach einem Jahr im Gesundheitsministerium kehrt er nun zur Polizei zurück - als Leiter der Einsatzzentrale.

Von Joachim Mölter, München

Am liebsten wäre es Marcus da Gloria Martins, er könnte einfach seine Sachen packen im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und dann umziehen damit ins Polizeipräsidium, aber so einfach geht das natürlich nicht in seinem Fall. Seit dem Terroranschlag am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) vor fünf Jahren ist Marcus da Gloria Martins das "Gesicht der Münchner Polizei", wie die SZ über den damaligen Chef der Pressestelle schrieb. Wenn so ein Mann nun nach einjähriger Ausleihe ans Ministerium zum 1. September in den Polizeidienst zurückkehrt, hat das durchaus Nachrichtenwert.

Zumal er auch einen neuen und nicht unwichtigen Posten antritt: Gloria Martins leitet künftig die Einsatzzentrale, "das operative Triebwerk des Polizeipräsidiums, wo alle Einsätze ihren Anfang nehmen", wie er es beschreibt. Von ihrer Einsatzzentrale aus steuert die Münchner Polizei all ihre Aktivitäten in der Stadt und im Landkreis München sowie in Teilen des Landkreises Starnberg. In der Zentrale werden die 120 bis 150 Streifenwagen eingeteilt, die täglich auf den Straßen unterwegs sind, dort gehen alle Notrufe ein, rund 530 000 im Jahr - also in jeder Minute einer. Insgesamt 180 Beamte sind damit beschäftigt, das alles zu koordinieren, es ist ein großes Team, dem Gloria Martins künftig vorsteht. Zum Glück versteht er sich auch als Teamspieler.

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In den chaotischen Stunden nach dem Terroranschlag am OEZ waren die Fernseh- und Fotokameras zwar in erster Linie auf sein Gesicht gerichtet, weil er eben qua Funktion für die Polizei sprach und das im Übrigen bemerkenswert unaufgeregt. Aber im Hintergrund sorgten auch seine Mitarbeiter dafür, dass sich die Stimmung in der Stadt beruhigte. In vier Sprachen hielt das Social-Media-Team via Twitter die Bevölkerung sachlich auf dem Laufenden. National wie international gab es damals viel Lob für die Öffentlichkeitsarbeit der Münchner Polizei.

Marcus da Gloria Martins, 48, hat seine Masterarbeit an der Uni Münster einst über Krisenkommunikation geschrieben, und dass er die Theorie so gut in die Praxis umgesetzt hatte, war sicher auch ein Grund dafür, dass er im Sommer 2020 ins Gesundheitsministerium abgeordnet wurde, zur Kommunikation-Taskforce Corona-Pandemie. Die Behörde war ja nicht auf die Herausforderungen der Pandemie vorbereitet mit dem gigantischen Informationsbedürfnis von Medien und Menschen. Gloria Martins half mit, das ursprünglich nur aus vier Mitarbeitern bestehende Medien-Team des Ministeriums zu erweitern und neue Strukturen einzuziehen, um alle Anfragen zu bewältigen. "Es war in erster Linie eine Teamleistung", findet Gloria Martins. Er war ja nur einer von mehr als 100 Unterstützungskräften aus allen möglichen Dienststellen und Behörden, die während der Corona-Pandemie im Gesundheitsministerium für bestimmte Zeiten aushalfen und immer noch aushelfen.

Angesichts des ständigen Wechsels im Haus sei es "ein normaler Prozess", dass nun auch er wieder gehe, sagt Marcus da Gloria Martins: "Es ist nur Vollzug dessen, was verabredet war." Für ihn, so fügt er hinzu, "war immer klar, dass ich zur Polizei zurückkehre". Auf die Monate im Ministerium blickt er trotzdem gern zurück: "Es war eine extrem spannende, lehrreiche und auch fordernde Zeit."

© SZ vom 20.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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