Anker-Diebstahl in Hadern:"Es müssen auf jeden Fall Profis am Werk gewesen sein"

Lesezeit: 2 min

Norddeutsches Flair in Kleinhadern: 1987 brachte Jürgen Groitl den Anker von Cuxhaven mit. (Foto: Jürgen Groitl/oh)

35 Jahre lang stand der 2,3 Tonnen schwere Anker vor einem Fischereigeschäft in Hadern. Nun ist er weg - und niemand hat etwas bemerkt. Die Polizei ermittelt und der Besitzer hat einen Verdacht.

Von Stefanie Fischhaber, München

35 Jahre lang stand er dort: der Klappanker in der Senftenauerstraße in Kleinhadern. 1987 brachte Jürgen Groitl den Anker von Cuxhaven nach München - und mit ihm das norddeutsche Flair. Er war das Wahrzeichen des Familienbetriebs Fisherman's Fisch Fit. Doch jetzt ist der 2,3 Tonnen schwere Anker weg. Und niemand weiß, wo er ist.

Es ist eine skurrile Geschichte: Im Februar 2022 verschwand der Anker spurlos, der jahrzehntelang vor dem Gebäude der Familie Groitl gestanden war. Die Krux an der Geschichte: Der Anker wiegt nach Angaben seines Besitzers 2,3 Tonnen. Wie konnte so ein schwerer Gegenstand unbemerkt entfernt werden? Sein Besitzer Jürgen Groitl hat eine Vermutung: "Das geht nur mit einem schweren Lkw, für einen Pkw ist der Anker schon zu schwer."

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Groitl mutmaßt, dass es sich um Diebstahl handelt. Die Diebe müssten einen Lkw mit Selbstlader oder Ladekran verwendet haben, um den schweren Anker zu heben. Ein weiteres Indiz, das für einen schweren Kran spricht: Eine der Gehwegplatten vor dem Gebäude sei zerbrochen, sagt Groitl. Doch warum die Nachbarn den anfahrenden Lkw nicht gehört hätten, kann sich der Besitzer nicht erklären. "Vielleicht hatten die auf dem Lkw was drauf, das die Lautstärke dämpft? Es müssen auf jeden Fall Profis am Werk gewesen sein", meint Groitl, der selbst Bautechniker ist.

Die Polizei ermittelt derzeit in dem ungewöhnlichen Fall. Groitl reicht das nicht aus: Er ist sogar bereit, Finderlohn zu zahlen. "Hauptsache, ich bekomme meinen Anker wieder", sagt der Bautechniker. Der Klappanker hat für ihn vor allem einen emotionalen Wert. Vor 35 Jahren kaufte er den Schiffsanker als Wahrzeichen für das Fischereigeschäft seiner Familie. Vor sieben Jahren schloss der Familienbetrieb, und neue Geschäfte kamen in die Senftenauerstraße. Doch der Anker blieb. "Der Anker hat zum Haus gehört. Ich habe schon überlegt, ob wir es das Anker-Haus nennen sollen", sagt Groitl.

Er lebt mittlerweile am Bodensee und bemerkte den Diebstahl deshalb gar nicht. Erst als Groitls Mutter, die noch im Haus wohnt, ihn auf den Anker ansprach, wurde dessen Fehlen bemerkt. Auch die Nachbarn und die neuen Ladenbetreiber im Haus bemerkten den fehlenden Anker nicht. "Das muss eine Nacht- und Nebelaktion gewesen sein", sagt Oguz Güven, der das Restaurant Jeffry's Burger im Gebäude betreibt. Auch er vermutet, dass der Anker mit einem Kran gehoben wurde. "Zu dritt, zu viert, sogar zu fünft hat man keine Chance, den hochzuheben oder zur Seite zu rutschen." Er selbst habe das mit Mitarbeitenden schon versucht, um Werbung zu platzieren, sei aber gescheitert. Güven vermutet, dass die Diebe den Anker wegen seines Eisenwerts gestohlen hätten.

Warum jemand den alten Anker stehlen würde, weiß Groitl nicht. Er habe damals nur 400 Deutsche Mark gezahlt, umgerechnet etwas mehr als 200 Euro. Dass die Diebe den Anker verschrotten lassen und das Schrottgeld einkassieren, kann sich der Münchner nicht vorstellen. "Höchstens 500 Euro" würde das den Dieben bringen, meint er. Der Anker sei eher ein Sammlerstück, sagt Groitl. Er hat eine andere Idee: "Es gibt bei uns etliche Hotels und Gaststätten, die ,Zum Anker' heißen." Die Diebe könnten den Anker an ein solches Hotel verkaufen, vermutet er. Aufgrund seines Gewichtes könne der Anker allerdings nicht weit gekommen sein. "Ich glaube, dass der noch irgendwo in Bayern sein muss."

Sachdienliche Hinweise werden bei der Polizeistation München-Laim oder unter der Mailadresse pumartist@gmx.de entgegengenommen.

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