Öffentliche Sanitäranlagen:29 zusätzliche Klohäuschen für München

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  • In den kommenden Jahren soll die Zahl der öffentlichen Toiletten deutlich erhöht werden.
  • Derzeit gibt es etwa 150 öffentliche sanitäre Einrichtungen. Bis 2026 sollen insgesamt 29 Klohäusl neu entstehen oder wieder eröffnet werden.
  • Die Toilettenanlagen sollen extern betrieben werden, darüber muss der Stadtrat im Dezember noch abstimmen.

Von Thomas Anlauf, München

Die Stadt startet eine Toilettenoffensive: In den kommenden Jahren soll die Zahl der öffentlichen Sanitäranlagen deutlich erhöht werden. Insgesamt 29 Klohäusl werden an Plätzen, in Parks und U-Bahnhöfen neu entstehen oder bestehende Toiletten, die geschlossen wurden, saniert und wieder geöffnet. Die Stadt habe da in der Vergangenheit "am falschen Ort gespart", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Mittwoch.

Tatsächlich ist München in der Vergangenheit nicht gerade auf die dringenden Bedürfnisse der Münchner und der Millionen Besucher eingegangen. Derzeit gibt es etwa 150 öffentliche sanitäre Einrichtungen. Vor allem an zentralen Plätzen, in den U-Bahnhöfen und in Grünanlagen fehlen nach Ansicht vieler Münchner jedoch Toiletten. Reiter kennt die Klagen seit vielen Jahren.

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Das Problem seien vor allem die verschiedenen Zuständigkeiten in der Verwaltung gewesen. So war nicht nur das Baureferat für einen Teil der Anlagen zuständig gewesen, sondern auch das Kommunal- sowie das Wirtschaftsreferat beziehungsweise die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG. Das hat nun ein Ende: Federführend für alle öffentlichen Toiletten ist nun das Baureferat mit seiner Referentin Rosemarie Hingerl. Sie hat ein Konzept erarbeiten lassen, wo und wie viele Sanitäranlagen im öffentlichen Raum in den kommenden Jahren entstehen sollen. So sollen die Toiletten in Grünanlagen "mehr als verdoppelt werden", sagte Hingerl.

Die Standorte wurden danach ausgesucht, wo sich erfahrungsgemäß viele Menschen aufhalten und eben keine sanitäre Versorgung vorhanden ist. Im kommenden Jahr sollen zunächst drei Anlagen im Hirschgarten, an der Eduard-Schmid-Straße an der Isar und im Südpark entstehen, bis 2026 dann in jedem Jahr durchschnittlich fünf weitere. Das geht dem Oberbürgermeister allerdings nicht schnell genug: "Über den Zeitplan müssen wir noch mal reden", sagte Reiter bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Er sei nicht ganz glücklich mit dem Projektabschluss erst im Jahr 2026. "Wenn es am Geld liegt, werden wir nachsteuern", versprach er Hingerl. Auch falls für die Umsetzung zu wenig Personal zur Verfügung stehe, werde er sich dafür einsetzen, dass mehr städtische Mitarbeiter sich um das Thema kümmern. Derzeit sind eigens vier Mitarbeiter des Baureferats mit der Ausbauoffensive befasst.

Die Toilettenanlagen sollen extern betrieben werden, darüber muss der Stadtrat im Dezember noch abstimmen. Doch wie die Klohäusl im öffentlichen Raum aussehen könnten, ist bereits am Partnachplatz in Sendling zu sehen. Dort hat vor einem Jahr im Auftrag des Baureferats die Firma Hering Sanikonzept GmbH eine selbstreinigende behindertengerechte Unisex-Toilette aufgestellt, die täglich von 6 bis 2 Uhr kostenlos zugänglich ist. Wie dringend nötig die Sanitäranlage am Eingang zur U-Bahn-Station ist, zeigen die Zahlen: Die Toilette wurde im vergangenen Jahr 23 000 Mal aufgesucht, das sind durchschnittlich 63 Menschen pro Tag.

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Die meisten Kosten für die neuen Toiletten fallen für die Erschließung der Anlagen an, laut Baureferentin Hingerl sind das durchschnittlich 600 000 Euro pro Klohäusl, also 17,4 Millionen Euro für die 29 neuen Bedürfnisanstalten. Eine Toilette kostet nach Angaben von Hering Sanikonzept je nach Ausstattung zwischen 60 000 und 130 000 Euro. Doch die muss die Stadt nicht zahlen, weil die Anlagen im Eigentum des Betreibers bleiben. Es werden Verträge über 15 Jahre abgeschlossen mit der Option auf eine Verlängerung um weitere fünf Jahre, was in etwa der Lebensdauer der Anlagen entspreche, teilt das Baureferat mit. Der Betreiber erhält einen monatlichen Festbetrag für Bereitstellung, Betrieb und Unterhalt.

Oberbürgermeister Reiter hofft, dass mit dem Bau der öffentlichen Toiletten das leidige Thema nun bald vom Tisch ist. In der Vergangenheit sind bereits einige Versuche unternommen worden, um mehr Sanitäranlagen für Münchner und Touristen zur Verfügung zu stellen. So versuchte das Kommunalreferat in den vergangenen Jahren, ehemalige Klohäuschen günstig an Gastronomen zu verpachten. Das ist jedoch nur in wenigen Fällen wie einer Anlage am Nockherberg geschehen. Das Projekt "Nette Toilette", bei der Wirte für einen monatlichen Betrag von 30 Euro Passanten aufs Klo lassen, ist ebenfalls gescheitert. Der Hotel- und Gaststättenverband hat Reiter erst vor wenigen Tagen signalisiert, dass das "eine Schnapsidee" sei.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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