Oasis in München:"Die haben sich aufgeführt wie Schwein"

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Liam Gallagher von der britischen Band Oasis leistete sich eine Prügelei mit Folgen im Bayerischen Hof. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

So beschrieb ein Polizeisprecher, was sich genau vor 20 Jahren im Bayerischen Hof abspielte: Eine legendäre Schlägerei, nach der Oasis-Frontmann Liam Gallagher eine Nacht im Gefängnis verbringen musste. Der Abend wurde für die Band zu einer Zäsur.

Wenn Hotelchefin Innegrit Volkhardt in Großbritannien unterwegs ist, um Werbung zu machen für ihren Bayerischen Hof, dann wird sie oft auf eine legendäre Nacht vor 20 Jahren angesprochen: Denn damals, am 1. Dezember 2002, wurde in ihrem Münchner Nobelhotel Musikgeschichte geschrieben - "weil das ja mehr oder weniger das Ende von Oasis war".

"Die haben sich aufgeführt wie Schwein", zitierte der Spiegel damals einen Polizeisprecher. "Englische Rockband Oasis nach Schlägerei in München festgenommen", hieß es ein wenig nüchterner im offiziellen Polizeibericht. Nüchtern war aber wohl bei diesem Ereignis wirklich nur der Bericht der Polizei.

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"Das war schon ein wildes Aufeinander zwischen Oasis und der anderen Gruppe", sagt Volkhardt rückblickend. Sie war damals im Urlaub, wie sie sagt. Aber danach habe sie sich die Videos der Überwachungskamera angeschaut. "Man hat da auf der Kamera nur einen großen Haufen gesehen." Wie die Polizei berichtete, war sogar ein mehr als fünf Kilo schwerer Absperrpfosten des Hotels im Spiel.

Um kurz nach zwei Uhr in der Früh ging die Auseinandersetzung im Nachtclub des Hotels los, wie es im Polizeibericht heißt: "Im Verlauf dieses Streits wurde einer der Musiker geschubst und stürzte auf den Tisch anderer Gäste." Als die nun versuchten, "den ungebetenen Gast wieder loszuwerden", seien plötzlich alle Bandmitglieder auf die Gruppe losgegangen. Nur kurz gelang es Sicherheitsleuten und Hotelangestellten, zu schlichten - dann ging es vor dem Eingang des Nachtclubs weiter.

Die Mitarbeiter riefen die Polizei. "Einer der eingesetzten Beamten wurde von Liam G., dem Frontman der Band, mit voller Wucht gegen die Brust getreten und hierbei leicht verletzt", steht im Polizeibericht. Dieser Liam G. wurde daraufhin gemeinsam mit zwei weiteren Bandmitgliedern - darunter allerdings nicht sein Bruder Noel G. - festgenommen und musste eine Nacht im Gefängnis verbringen.

Dass es sich bei Liam G. um Liam Gallagher handelte, war kein Geheimnis. Heute will er nicht mehr über jenen Abend reden, wie eine Sprecherin seiner Plattenfirma auf Anfrage sagt. Was er von dem Abend und dem Einsatz der Polizei hielt, hat er allerdings vorher schon kundgetan und den Beamten vorgeworfen, sie hätten zwei seiner Schneidezähne auf dem Gewissen.

Zu dem Prozess später am Amtsgericht erschien die Band nicht. Die Musiker waren nach Zahlung von rund 240 000 Euro Kaution nach Hause geschickt worden. Das Verfahren gegen Gallagher wegen Körperverletzung und Widerstands bei der Festnahme wurde später gegen eine Geldauflage von 50 000 Euro eingestellt. Die Deutschland-Tournee aber wurde abgebrochen. Das Konzert falle aus, war auf einem Zettel an der Konzerthalle zu lesen. Die Band sei "Opfer einer unverschuldeten Attacke" geworden. Rund eine Woche später meldete die News of the World: Liam Gallagher hat neue Zähne. 20 000 Pfund sollen die gekostet haben.

"Dass die Schlägerei den Anfang vom Ende markiert, halte ich für eine steile These", sagt der Musikjournalist Ernst Hofacker. "Solche Dinge konnten bei so temperamentvollen Musikern wie denen von Oasis jederzeit passieren", so Hofacker. "Letztlich waren andere Faktoren für das Auseinanderbrechen der Band stärker verantwortlich." Die ganz großen Hits wie "Wonderwall" blieben aus, der "Britpop-Hype war lange vorbei, und die Streitereien zwischen Noel und Liam wurden nicht weniger.

Trotzdem wurde der Abend im Bayerischen Hof zu einer Zäsur. "Nach diesem Zwischenfall war erst mal Sendepause", sagt Hofacker. Man könne sagen, dass die Zeit von Oasis "auch in der Wahrnehmung des Publikums im Grunde abgelaufen war". Seit 2009 warten Fans inzwischen schon darauf, dass Liam und Noel sich vielleicht doch noch einmal zusammenraufen. Eine Übernachtungsmöglichkeit in München hätten sie auf jeden Fall: "Die waren nicht allein schuldig", sagt Hotelchefin Volkhardt. "Wir würden sie natürlich wieder nehmen."

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