Statistisches Jahrbuch:Im Februar sind Münchner besonders paarungswillig

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Keine Statistik, nur symbolische Liebe: Die Schlösser an der Wittelsbacherbrücke. (Foto: Stephan Rumpf)

Auf den ersten Blick ließe sich vermuten, dies sei die menschliche Version der Rauschzeit-Synchronisation, wie man sie von den Wildschweinen kennt. Gut, dass dem nicht so ist.

Kolumne von Rudolf Neumaier

Kleiner Tipp für alle Verhaltensbiologen, die der Spezies "Münchner" auf den Grund gehen: Schaut mal ins Statistische Jahrbuch der Stadt! Dort finden sich Hinweise auf das Paarungsverhalten dieser sonderbaren Lebewesen. Man weiß nicht, wie sich Münchner fortpflanzen - will man auch gar nicht wissen. Doch an der Tabelle lässt sich ablesen, wann sie den Akt bevorzugt vollziehen. Wer auf die zweite Septemberhälfte wettet, überschätzt das Oktoberfestbier als Stimulans.

Sie tun es jetzt. Im Februar. Während alle außer den lustigen Kölnern in tiefer Frostdepression der sagenumwobenen Blüte des Seidelbastes im Frühjahr entgegendämmern, treffen sich Münchnerinnen und Münchner in ihren Betten und pflanzen sich munter fort. Das belegen die städtischen Zahlen: 2017 wurden im November, der Zeit des gefürchteten Sternzeichens Skorpion, 1877 Babys geboren. Mehr als in jedem anderen Monat. Der Juni, der die Früchte der Wiesn-Liebe gebiert, weist ganze 1669 Kinder auf.

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Die wilde winterliche Sexualaktivität der Münchner erinnert an andere wild lebende Geschöpfe. An die Füchse zum Beispiel, die sich gerade paaren wie die Karnickel. Und an das Wildschwein. Wobei beim Schwarzwild die Rauschzeit gerade ausklingt. Die Rauschzeit bei Bachen und Keilern ist das, was man beim Hirsch als Brunft, beim Fuchs als Ranz und beim Menschen als Speed-Dating bezeichnet.

Wenn eine gestandene Sau, die Leitbache und somit die Obersau einer Rotte, Lust auf Fortpflanzung bekommt, teilt sie das ihren Untersauen diskret durch das Absondern diverser Körperflüssigkeiten mit. Schon werden die Untersauen ebenfalls rauschig. Eher früher als später merken das auch die Keiler und eilen im Schweinsgalopp herbei, um alle Vorurteile zu bestätigen, mit denen männliche Lebewesen seit der biblischen Schöpfungsgeschichte zu kämpfen haben.

Nach drei Monaten, drei Wochen und drei Tagen kommen die Frischlinge zur Welt. Die Keiler haben sich da aus dem Staub gemacht. Wenn die Bachen der Rotte ziemlich zur gleichen Zeit ihre Frischlinge zur Welt gebracht haben, zeigt die Leitbache ihren Freundinnen, wie man als Wildsau die Balance hält zwischen praktizierter Mutterliebe und verantwortungsvoller Pädagogik.

So hat's die Natur eingerichtet. Feine Sache. Jäger und Biologen sprechen von der Rauschzeit-Synchronisation. Ob sich die Münchner ein Beispiel an den Wildschweinen nehmen und sich nur noch im Februar paaren sollen? Lieber nicht. Nur Skorpione, das wäre zu anstrengend.

© SZ vom 09.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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