Moosach:Hagel von oben, Schimmel von innen

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Die Renovierung der beiden Pfarrkirchen von Sankt Martin geht voran, doch wegen der Corona-Pandemie verzögern sich die Arbeiten etwas

Von Anita Naujokat, Moosach

Die Hagelschäden an beiden Kirchen von Sankt Martin sind inzwischen beseitigt. Als Letztes wurde noch das Pergoladach im Pfarrgarten repariert. Ansonsten hatte es laut Pfarrer Monsignore Martin Cambensy wie bei jedem Sturm ein paar Dachziegel sowohl an der neuen als auch an der alten Pfarrkirche erwischt. Der größere Schaden war allerdings der abgebrochene Teil des Simses am Kirchturm der neuen Pfarrkirche am Leipziger Platz. Auch dieser Schaden sei inzwischen behoben, sagt Cambensy. Doch noch steht der Pfarrei eine weitere Renovierung ins Haus: In der alten Pfarrkirche am Moosacher Sankt-Martins-Platz hat der Schimmel um sich gegriffen.

Die Kirche sei ja sehr kalt und feucht, sagt Cambensy. Deshalb gebe es einen Heizungsring durch das ganze Gemäuer. Dieser sei defekt gewesen, und weil er auch in guten Zeiten nicht besonders wirksam heize, sei nicht aufgefallen, dass er kaputt war. In der Folge habe sich am Gehäuse der Orgel, den hölzernen Orgelpfeifen und an den Figuren Schimmel gebildet. Auf ihrer Vorderseite sei er nicht sichtbar, nur an der Rückseite. "Wir müssen aber alle überprüfen", sagt Cambensy. Es seien zumeist hölzerne historische Figuren aus der Rokoko-Zeit des 18. Jahrhunderts. Der Heizungsring funktioniere mittlerweile wieder, doch mit der Schimmelbeseitigung werde es wegen der Corona-Pandemie nicht so schnell gehen, sagt Cambensy. Derzeit liefen in Rücksprache mit dem Orgelsachverständigen der Erzdiözese München-Freising, Professor Michael Hartmann, und dem Kunstreferat des Erzbistums die Ausschreibungen für die Arbeiten, für die man Spezialfirmen benötige. Manche reagierten erst gar nicht, andere wollten wegen der Corona-Gefahr derzeit keine längeren Fahrten auf sich nehmen, berichtet Cambensy. Wie hoch der Schaden ausfällt, könne er noch nicht ermessen, sagt Cambensy. Er rechnet aber damit, sie ebenso wie die Hagelschäden über die Baupauschale - die für akut auftretenden Dinge gebildeten Rücklagen - abwickeln zu können. Schnell werde dies allerdings nicht gehen. Immerhin einen Trost gibt es: Dem Klang der Orgel hat der Schimmel noch nichts anhaben können, sie sei weiterhin funktionstüchtig.

Die Schwarze Madonna harrt ebenso wie die anderen Figuren in der ehrwürdigen Sankt-Martins-Kirche einer eventuellen Sanierung. (Foto: Stephan Rumpf)

Weitaus schneller gediehen sind die Pläne für eine kleine Urnenanlage auf dem die Kirche umgebenden alten, historischen Friedhof. "Wir sind schon dabei, mit dem Steinmetz über die Beschriftung zu reden", sagt Pfarrer Cambensy. Entstehen soll sie in einer Größe für rund 20 Urnen an der Seite zur Pelkovenstraße hin auf der Fläche eines aufgegebenen Doppelgrabs. Dort ließen sich schön kleine Säulen unterschiedlicher Höhe hinsetzen, abgegrenzt von kleinen Steinen, sagt Cambensy. Auf dem Friedhof seien ja ebenfalls Urnengräber möglich. In der Urnenwand bräuchte man allerdings keinen eigenen Stein.

Seit der Inbetriebnahme nach der Restaurierung des kirchlichen Friedhofs im Oktober 2016 sind bis auf zehn schon alle der rund 80 historischen Gräber verkauft. Der erste Eintrag über eine Bestattung in Moosach datiert aus dem Jahr 1619. Stadthistoriker gehen aber von noch früheren Begräbnissen aus, da schon Jahrhunderte zuvor in Moosach Begräbnisrecht geherrscht hat.

© SZ vom 29.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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