München:Mit Rad und Bus um die Stadt

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Der Landkreis erwägt, die geplanten Schnellweg-Tangenten auch für den öffentlichen Personennahverkehr freizugeben

Von iris hilberth, München

Tangenten gehören zu den Zauberwörtern, mit denen Verkehrsplaner im Landkreis München versuchen, das Pendeln flott zu machen. Damit nicht der gesamte Verkehr sternförmig auf München zuläuft, sollen Querverbindungen das hohe Aufkommen entzerren. Schließlich müsste nicht jeder zwangsläufig in oder durch die Stadtmitte. Was für die Schiene schon lange diskutiert wird, bringt der Landkreis jetzt für die Radfahrer auf den Weg - und will damit auch noch die Busse mit ins Boot holen.

Die im Sommer vergangenen Jahres beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Verkehrsplanungsbüro Kaulen in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie wurde am Mittwoch dem Mobilitätsausschuss vorgestellt. Sie zeigt auf, welcher Korridor die Gemeinden rund um München optimal verbinden kann. Ermittelt wurde, wo eine hohe Nutzung erwartet wird. Nun sollen die Untersuchungen zunächst im Nordosten und Südosten des Landkreises vertieft und zugleich geprüft werden, inwieweit auch Busse die neuen Trassen nutzen können. "Die Frage nach der Eignung ist entscheidend für den Ausbau des ÖPNV", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU), "wenn wir neue Achsen bauen, sollten wir den Busverkehr mit bedenken, egal, wie der dann angetrieben ist." Das Konzept sieht einen Basiskorridor von knapp 60 Kilometern vor, der sich in Hufeisenform von Oberschleißheim in Richtung Osten nach Garching, dann nach Süden über Ismaning, Aschheim, Feldkirchen, Haar, Grasbrunn bis Putzbrunn zieht. Ab Neubiberg wären zwei Varianten möglich gewesen, die Planer geben der nördliche Strecke über Unterhaching an der Stadtgrenze entlang durch den Perlacher Forst und nördlich von Pullach vorbei den Vorzug, weil hier mit mehr Nutzern gerechnet wird. Die südliche Variante würde durch Taufkirchen und den nördlichen Bereich von Oberhaching führen, dann Grünwald und Pullach jeweils im südlichen Gemeindeteil schneiden und schließlich im Münchner Stadtteil Solln in den Forstenrieder Park münden. Beide Strecken würden in Neuried wieder aufeinandertreffen. Realisiert werden könnten die Pläne bis zum Jahr 2034.

Die Umsetzung der Basisvariante würde 28 Millionen Euro kosten. Nimmt man die Variante über etwa 18 Kilometer noch hinzu, kämen noch acht Millionen Euro drauf. Erfreulich für den Landkreis: Ende September hat das bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr die Grundlage für eine einheitliche Förderung von Radschnellwegen geschaffen. Demnach können eigenständige und straßenbegleitende Radschnellwege sowie entsprechende Radfahrstreifen als alleinige oder Mitbestandteil einer mindestens zehn Kilometer langen Radschnellverbindung in den Jahren von 2017 bis 2030 gefördert werden. So hat es die Regierung von Oberbayern im Oktober in einem Schreiben dem Landratsamt mitgeteilt. Allerdings muss ein Potenzial von durchschnittlich mehr als 2000 Radfahrern pro Tag prognostiziert werden. Das ist bei den geplanten Tangenten der Fall, hier werden auf vielen Abschnitten mehr als 3000 Radler, an manchen Stellen sogar doppelt so viele, vorhergesagt. Dann bekäme der Landkreis 75 Prozent der Kosten von Bund und Land gezahlt und müsste selbst nur ein Viertel übernehmen.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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