München:Minibar der Baukultur

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Hoffen auf weitere Beiträge: Thomas Rehn, stellvertretender Chef der Lokalbaukommission, und Stadtbaurätin Elisabeth Merk. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Planungsreferat bietet moderner Architektur in der Stadt mit einem gelben Aktenschrank ein Forum

Von Alfred Dürr, München

Mit Akten kennt man sich hier bestens aus. Unter dem Dienstgebäude der Lokalbaukommission, kurz LBK, an der Blumenstraße reicht der gigantische Speicher für Zigtausende schriftlicher Unterlagen von Bauprojekten vier Stockwerke tief in den Untergrund. Oben, im Servicezentrum, wo Bürger sich über Fragen zum Baurecht beraten lassen können, fällt ein kleiner, knallgelber Hängeordner-Schrank eigentlich nicht groß auf. Aber dieses Büromöbel hat es in sich. Dort sind schon mehr als 100 Projektblätter mit Beschreibungen von Neubauten in München abgelegt. Wer sich für Architektur interessiert oder selbst bauen will, kann sich informieren. Die Auswahl soll ständig ergänzt werden.

Der Schrank ist ein neues Angebot der größten kommunalen Bauaufsichts-, Denkmalschutz- und auch Naturschutzbehörde Deutschlands. Die Geschichte der LBK reicht zurück bis ins Jahr 1805. Damals kümmerte sich eine anfangs eher locker zusammengesetzte Kommission mit städtischen und staatlichen Fachleuten um die Modernisierung des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Baurechts. In Anlehnung an diese Tradition trägt die Behörde, die eine Hauptabteilung des städtischen Planungsreferats ist, den Namen Lokalbaukommission.

Keiner, der in München ein Gebäude errichten will, kommt an der LBK vorbei. Am Genehmigungsverfahren nimmt aber nur ein kleiner Kreis teil. Dazu gehören Bauherrn, Architekten, die Nachbarschaft und Vertreter der Behörde. Die Ausstrahlung und Wirkung neuer Gebäude sei jedoch weitaus größer, sagt LBK-Vizechef Thomas Rehn. Deswegen wolle die LBK mit dem gelben Aktenschrank einen Beitrag zur Diskussion um die Baukultur leisten.

Auf einem Din A4-Bogen mit einem vorgegeben Darstellungsraster können Architekten ihr Projekt präsentieren und damit zeigen, welchen Beitrag sie zur Gestaltung der Stadt leisten. Die Blätter werden nach Stadtbezirken geordnet und in den Schrank eingehängt. Auf die Auswahl der Projekte und die Abfassung der Texte nehme die Behörde keinen Einfluss, sagt Rehn. Man lege jedoch Wert darauf, dass klar zum Ausdruck kommt, warum aus der Perspektive des Verfassers das Gebäude einen Beitrag für die Straße, das Quartier oder die Stadt leistet.

Im Schrank findet man also Beschreibungen von interessanten Wohnblöcken, von besonderen Bürokomplexen oder auch von der außergewöhnlichen Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen. Und es ist in dieser kompakten Zusammenschau sehr schnell zu erkennen, dass keineswegs immer nur architektonische Langeweile herrscht, sondern München durchaus innovative Baukunst zu bieten hat.

Es lohne sich also, in dieser "Minibar der Baukultur", wie Stadtbaurätin Elisabeth Merk den Schrank nennt, zu stöbern und sich Anregungen zu holen: Nicht allein um die spektakulären Einzelprojekte gehe es, sondern um die Qualität von "Alltagsbauten", die ebenfalls das Gesicht der Stadt nachhaltig prägten.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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