Münchner Momente:Die Beinahe-Nachbarn am Strand von Thailand

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Schaukel statt Schlitten: Viele Eltern ohne schulpflichtige Kinder zieht es im Winter in wärmere Gefilde. (Foto: Thomas De Cian/imago)

Am Strand reifen Kokosnüsse, manchmal aber auch Erkenntnisse: Wie die von zwei Familien, die Nachbarn sein könnten, wäre nicht die eine vor den Münchner Mietpreisen geflohen.

Glosse von Laura Kaufmann

Urlaube mit kleinen Kindern sind die Urlaube, die es voll auszukosten gilt - bevor die Schulpflicht greift und Fernreisen für viele Familien ins Unmögliche verteuert. Die Zahl an deutschen Fünfjährigen, die sich an einem Strand irgendwo in Thailand herumtreiben, spricht für sich. Wetterfühlige Menschen, die keine Kinder zwischen sechs Jahren und Volljährigkeit haben, fahren eben nicht im Sommer, sondern im Spätherbst oder im Winter ans Meer.

Natürlich hat München nette Museen zu bieten und Schwimmbäder, die für ein paar Stunden den grauen Schmodder auf den Straßen vergessen lassen. Etwa zweimal im Jahr fällt in der Stadt genug Schnee, um sich auf einen Schlitten zu schwingen. Ansonsten aber liegt der Reiz des hiesigen Winters unbestritten in den Bergen, am besten auf Skiern genossen. Preislich sind ein paar Skiwochenenden wiederum fast ein Flug in die Tropen. Jeder, wie er mag.

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Statt Schneemännern werden also Sandburgen am Strand gebaut, statt heißer Schokolade gibt es frische Kokosnüsse. Und zwischen den Familien werden zarte Bande geknüpft, wie es die Eltern eben ein paar Jahre zuvor noch als alleinreisende Backpacker getan hatten. Die Gespräche, die sich ergeben, sind ein fröhlicher Mix aus Reise- und Spielplatz-Talk. Wo fahrt ihr hin, wie lange, geht sie schon in die Kita, vermisst er seine Freunde?

Wo kommt ihr her? Ja, das fällt natürlich auch darunter, und so verbringt die kleine Münchner Familie mit einer aus Hannover ein paar Stündchen am Pool. Schade, dass die Wege bald auseinander führen, vielleicht hätte man den Kontakt vertieft. Woher aus München, fragen die Hannover-Eltern, und bei der Antwort hellen sich ihre Gesichter auf: Haidhausen, wie nett! Wo genau? Witzig, vor wenigen Jahren hätten sie in der Steinstraße gewohnt! Ach, in diese Kita sind die Kids gegangen. Fast Nachbarn gewesen!

Was sie nach Hannover geführt habe? Ach, einerseits die Großeltern, sagen sie. Und seufzen. Andererseits hätten sie schlicht keine Vierzimmerwohnung gefunden. Rausgeflogen im Münchner Reise-nach-Jerusalem. Wie so viele Familien. Immerhin. 9000 Kilometer entfernt lässt es sich wieder entspannt Nachbarn sein. Darauf eine Kokosnuss, möglichst mit Rum.

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