Energieversorgung:Münchens bisher größtes Mieterstromprojekt entsteht am Harthof

Lesezeit: 2 min

Künftig können die Bewohner am Harthof Mieterstrom vom eigenen Dach beziehen. (Foto: Florian Peljak)

Mehrere Tausend Solarmodule werden auf Gebäuden der Wohnungsgesellschaft GWG errichtet. Für viele Bewohner wird die Stromrechnung dadurch günstiger ausfallen - und künftig könnten noch viel mehr Haushalte von dem speziellen Modell profitieren.

Von Ellen Draxel

Rot und weiß gestrichen sind sie schon von weitem zu erkennen - die frisch sanierten Häuser der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG am Harthof. Dass sie modellhaft für Münchens "gelebte Energiewende vor Ort" stehen, wie es Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Donnerstag bei einem Rundgang durch die Siedlung formulierte, ist weniger offensichtlich. An der Dientzenhofer-, der Rathenaustraße und am Lieberweg entsteht derzeit für 1,5 Millionen Euro Münchens bisher größtes Mieterstromprojekt. Die GWG und die Stadtwerke München installieren auf mehreren Gebäuden großflächig Photovoltaik-Anlagen, die es zusammen auf eine Leistung von rund 1,8 Megawatt Peak bringen sollen. Produziert werden damit pro Jahr bis zu einer Million Kilowattstunden an Ökostrom.

"Wir haben hier 850 Wohnungen in der Siedlung, knapp die Hälfte kann bis Jahresende mit diesem regionalen grünen Strom versorgt werden - das ist schon eine Nummer", erklärte Björn Heer von den Stadtwerken. Umgesetzt wird das Projekt in zwei Bauabschnitten, aktuell ist Teil eins mit der Installation von 2320 Solarmodulen dran - das entspricht einer Fläche von 4500 Quadratmetern und bringt knapp ein Megawatt Peak an Leistung. Teil zwei folgt im kommenden Jahr, sodass dann weitere 23 Anlagen mit einer Leistung von rund 820 Kilowatt Peak ans Netz gehen.

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"Das Zuhause wird durch die Ökostromanlage energetisch aufgewertet, ohne dass Mieterinnen und Mieter für die Installation zahlen müssen", sagte Reiter. Die Bewohnerinnen und Bewohner können künftig selbst wählen, ob sie zum M-Mieterstrom wechseln oder ihren bestehenden Stromvertrag behalten möchten. Beim Mieterstrom der Stadtwerke wird der Ökostrom direkt vom Dach in die Wohnungen geliefert. Wird mehr Strom benötigt, als die PV-Module produzieren, liefern die Stadtwerke zusätzlichen Ökostrom. M-Mieterstrom sei dabei immer mindestens zehn Prozent günstiger als der Grundversorgungstarif, sichert das Unternehmen zu - derzeit sei die Ersparnis sogar größer.

Die Stadtwerke arbeiten schon seit 2008 daran, lokal, regional und überregional so viel Ökostrom zu erzeugen, wie die Stadt verbraucht. Dem Stadtrat ging diese Umstellung allerdings nicht schnell genug: Weil München beim Ausbau der Photovoltaik vergangenes Jahr lediglich Platz 47 von 48 deutschen Großstädten belegte, zeigten sich die Rathauspolitiker ausgesprochen unzufrieden mit dem Tempo des Solarstrom-Ausbaus. Im September 2022 machte der Stadtrat deshalb zur Zielvorgabe, den Ausbau 2023 auf 15 Megawatt zu beschleunigen. Bis 2026 soll sich die Summe auf 60 Megawatt in der Spitze vervierfachen. Von 2030 an möchte die Kommune dann sogar ein Viertel ihres Stromverbrauchs mit Photovoltaik abdecken. Die Hälfte davon sollen die Stadtwerke München beisteuern.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (rechts) besichtigt das erste groß angelegte Photovoltaik-Projekt von GWG und Stadtwerken München (Foto: Florian Peljak)

Inzwischen haben die Stadtwerke sowie die Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag gemeinsam mehr als 30 Projekte mit rund 70 Mieterstromanlagen in Arbeit. Die scheidende Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) konstatierte im Juni, dass bereits im ersten Halbjahr 2023 mehr Kapazitäten durch Photovoltaik-Anlagen aufgebaut worden seien als früher in ganzen Jahren. 33 eigene Objekte in der Stadt hat die GWG jetzt mit Photovoltaik versorgt, Ziel ist es, bis 2030 alle Dächer mit Solarmodulen auszustatten. Eine ambitionierte Aufgabe, die "Pioniergeist und Optimismus" erfordere, sagt GWG-Projektleiter Philipp Hartmann.

Es gebe in München darüber hinaus "noch ganz viele flache Dächer, auf denen sich die Installation von Photovoltaik lohnen würde - auf Schuldächern beispielsweise", sagte OB Reiter. Eine Anregung, die Manuel Welte von den Stadtwerken gerne aufgriff: "Wir würden uns freuen, mit Schulen ins Gespräch zu kommen", so der Harthof-Projektleiter. Möglicherweise ließe sich das Thema sogar in den Unterricht integrieren.

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