Nachruf:Werner Marzin ist tot

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Werner Marzin, der ehemalige Chef der Münchner Messe, starb in der Nacht auf Dienstag. (Foto: Werkfoto)

Der ehemalige Chef der Münchner Messe starb wenige Wochen vor seinem 89. Geburtstag

Von Bernhard Hiergeist

An Werner Marzin kann man sehen, was passiert, wenn einer eisern für seine Überzeugungen einsteht und sich durch den eigenen Erfolg selbst in Zugzwang bringt. Marzin, 1930 in Böhmen geboren, stand seit 1966 der Messe München vor und leitete diese und diverse Tochtergesellschaften wiederum fast 30 Jahre lang. Jahr für Jahr steigerte er die Zahlen: mehr Hallen, mehr Besucher, mehr Aussteller, schlicht: mehr Messen. Darunter so klingende Namen wie Productronica oder Inhorgenta. Die Messe schluckte die zuvor privaten Münchner Modewochen und brachte Designer von Weltrang nach München, wo sie natürlich hingehören, aber lange Zeit so schlecht hinpassten.

Marzin machte die Messe international, er machte sie groß - aber sie wurde zu groß. Denn irgendwann ging gar nichts mehr an der Schwanthalerhöhe. Alles war bebaut, Anwohner klagten über den Ansturm, Aussteller über die Enge. Was nun? Marzin hatte eine Vision und boxte sie durch, gegen alle Widerstände. "Der größte Verband in Deutschland ist der Bundesverband der Bedenkenträger", sagte er einmal.

In den Achtzigerjahren wird im Erdinger Moos ein neuer Flughafen gebaut. Was wird nun aus dem alten? "Bei Abwägung aller Möglichkeiten erscheint eine Teilfläche des aufzulassenden Flughafens München-Riem als die günstigste Lösung." So drückte Marzin das aus, in einem als "Denkschrift" betitelten Schreiben vom Juli 1985. Zwischen dem neuen Flughafen und dem potenziell neuen Messestandort sah Marzin eine "günstige Wechselwirkung". Ein solch gigantisches Projekt war natürlich auch damals nicht einfach umzusetzen. Wer zahlt? Und vor allem: wie viel? Immerhin ging es um das größte Investitionsprojekt der Stadt seit den Olympischen Spielen. Marzin musste viel Überzeugungsarbeit leisten, ja eher: für seinen Plan kämpfen. Und er tat es gerne und mit Verve. "Ich bin halt kein stromlinienförmiges U-Boot, das gleich bei der geringsten Gefahr auf Tauchstation geht."

Im Juni 1995 wird in Riem der Grundstein gelegt. 800 Gäste sind geladen. Marzin hält eine kämpferische Rede. Der internationale Messeplatz München werde das erreichte hohe Niveau zukunftssicher festigen, sagt er. Es entstand dann eine neue, größere Messe mit 17 Hallen. Die Ausstellungsfläche wurde kurzerhand verdoppelt, später auch wieder die Zahl der Aussteller und Besucher.

In der Nacht auf Dienstag ist Werner Marzin, wenige Wochen vor seinem 89. Geburtstag, in München gestorben.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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