Marienplatz:Betrunkener fährt auf S-Bahn-Kupplung mit

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Auf der Kupplung einer S-Bahn fuhr ein Bahn-Surfer vom Marienplatz zum Stachus mit. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Der 19-Jährige hielt sich an einem Scheibenwischer fest, als er zwei Stationen "mitsurfte". In München gab es dieses Jahr bereits acht solcher Fälle. Für die Täter ist das nicht nur gefährlich - es kann auch sehr teuer werden.

Die Bundespolizei hat in München einen betrunkenen S-Bahn-Surfer gefasst. Der 19-Jährige fuhr am Mittwoch zwei Stationen, rund 1200 Meter, vom Marienplatz zum Hauptbahnhof, auf einer Kupplung mit, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Er habe sich an einem Scheibenwischer festgehalten und sei zunächst unerkannt entkommen.

Ein Zeuge hatte von dem S-Bahn-Surfer ein Video aufgenommen. So hätten Beamte den 19-Jährigen am Abend im Hauptbahnhof erkannt, wo er den Angaben zufolge Reisende belästigt haben soll. Bei ihm sei ein Atemalkoholwert von 2,28 Promille festgestellt worden.

Infolge des Vorfalls kam es zu Verspätungen, Umleitungen und Ausfällen. Die Bundespolizei ermittelt wegen einer Ordnungswidrigkeit nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung. Gegen den Jugendlichen werde außerdem eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Er hatte den Angaben zufolge bereits im März ein Hausverbot für den Hauptbahnhof erhalten.

Die Bundespolizei warnte ein weiteres Mal vor dem "lebensgefährlichen Unsinn". In München wurden in diesem Jahr bereits acht solcher Vorfälle gemeldet, sagte ein Sprecher. So fuhr Mitte März ein Surfer auf einer S6 von Starnberg Richtung München. Als die Polizei den Zug wenige Haltestellen später kontrollierte, war er verschwunden. Weil aber nicht ausgeschlossen werden konnte, dass er während der Fahrt ins Gleis gefallen war, wurde die Strecke mit einem Hubschrauber abgesucht, außerdem wurde angeordnet, dass Züge in diesem Streckenabschnitt langsamer fahren müssen.

Ein ähnliches Szenario ereignete sich am 28. März, das war der Gründonnerstag. Dabei wurden auf der S4 zwischen Aubing und Buchenau zwei Surfer gemeldet. Die Bundespolizei sperrte die gesamte Strecke für eine halbe Stunde - mit entsprechenden Beeinträchtigungen für die nachfolgenden Züge und ihre Passagiere - und suchte auch hier die Strecke mit einem Hubschrauber ab, auch hier jedoch erfolglos.

S-Bahn-Surfer werden in den seltensten Fällen erwischt. Für den jungen Mann von Mittwoch könnte die Angelegenheit nun aber teuer werden: Ihn erwartet nicht nur das strafrechtliche und das Ordnungswidrigkeiten-Verfahren - die Deutsche Bahn will auch prüfen, ob sie gegen ihn privatrechtliche Forderungen wegen der Betriebsbehinderungen geltend machen kann.

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