München:Luftproben

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Demo gegen dicke Luft an der Blumenstraße, links Werner Zittel. (Foto: Catherina Hess)

Auch im Landkreis soll die Stickstoffdioxid- und Feinstaub-Belastung untersucht werden

Von Bernhard Lohr, München

Die Menschen leiden unter dem Straßenverkehr. In München gibt es fünf offizielle Messstellen für Schadstoffe, deren Werte auf der Seite des Landesamts für Umwelt (LfU) live abzulesen sind; außer an der Landshuter Allee, wo bei 150 000 Fahrzeugen am Tag oft mäßige Luftgüte attestiert wird, finden sich Daten aus Allach, vom Stachus, aus der Lothstraße und aus Johanneskirchen. Im Landkreis München dagegen wurde trotz vieler großer Straßen bisher nur wenig gemessen. Erste Schadstoffberechnungen gab es 1998 für Baierbrunn, Kirchheim, Planegg, Putzbrunn und Taufkirchen, die laut Mitteilung des Landesamts für Umwelt 2001 für Aschheim, Feldkirchen, Garching, Gräfelfing, Grünwald, Haar, Ismaning, Neubiberg, Neuried, Ottobrunn, Unterhaching und Unterschleißheim ergänzt wurden.

Jetzt besteht Bedarf an neuen Fakten: Unterhaching plant 2018 eine Schadstoffmessung für Stickstoffdioxid und Feinstaub mit zehn Messpunkten im Gemeindegebiet, auch um Argumente für ein Tempolimit auf der A 995 zu bekommen. Unabhängig davon hat der Landkreis das LfU soeben gebeten, den Ausstoß von Stickstoffdioxid in allen Kommunen zu berechnen. Im April 2018 könnten bereits Ergebnisse vorliegen. Auf die ist Werner Zittel aus Haar gespannt. Bei der Kampagne "Muc ohne Mief" ist er eine treibende Kraft. Dass jetzt flächendeckend Werte berechnet werden, sei "besser als nichts", sagt er, bemängelt aber, dass in München und dem Umland Messstationen fehlten. Je nachdem, wie dicht befahren und wie eng eine Straße sei, könne auch im Umland die Belastung hoch oder sehr hoch sein.

Dass in München nur fünf offizielle Messstellen existieren, bot Zittel 2016 den Anlass zu zeigen, wie mit einfachen Sammelröhrchen die Stickstoffdioxidbelastung eines Ortes gemessen werden kann. Beim Saltzman-Verfahren wirkt die Probenluft auf eine Reaktionslösung ein, die Passivsammler-Methode. Nach einem bestimmten Zeitraum wird das Röhrchen geschlossen und zur Auswertung an ein Labor geschickt. 2016 probierte Zittel das in München und an seinem Wohnsitz aus und kam zu repräsentativen Ergebnissen. Es folgten Messungen an 50 Stellen in München. Die Röhrchen wurden an Häusern oder Gartenzäunen befestigt.

Mit unter 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft blieb der mit dem Passivsammler an der Rechnerstraße in Haar ermittelte Wert unter dem in Deutschland gültigen Jahresmittel von 40 Mikrogramm. Zittel hatte das angesichts der Verkehrssituation vor seiner Tür - relativ weit von der Wasserburger Straße und der A 99 entfernt - erwartet. Doch die 50 Messungen in München, bei denen auch Ausfallstraßen am Stadtrand in Feldmoching, Moosach, Giesing und Obermenzing betrachtet wurden, zeigten, dass dort die Konzentration teilweise über 40 Mikrogramm liegt. An 15 Punkten wurde der zulässige Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel überschritten. Zittel spricht von einem durchaus überraschenden Befund, der darauf hindeute, dass es sich um ein flächendeckendes Problem handle.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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