München:Lola Montez' Juwelen

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Sabine Vöhringer hat einen München-Krimi geschrieben

Von Udo Watter, München

Unter den vielen repräsentativen Gebäuden, die der Flaneur oder Radler entlang des rechten Isarhochufers passiert, ist das Lola-Montez-Haus ein optischer Reiz von eher kleinen Dimensionen. Das Salettl im Schweizer Landhausstil ist ein Nebengebäude des denkmalgeschützten Gutshofes Menterschwaige, das als "Event Location" gemietet werden kann, und sein Name rührt daher, dass es als nächtlicher Fluchtort der Montez nach den ihretwegen ausgebrochenen Unruhen in München gedient haben soll. Weder das noch der Ruf als königliches Liebesnest ist historisch haltbar, aber das muss ja nicht bedeuten, dass so ein Häuslein keine entsprechende Inspirationsquelle sein kann.

Sabine Vöhringer jedenfalls hat, nicht zuletzt befeuert durch diverse Radtouren zur Menterschwaige, begonnen, sich näher für die irische Tänzerin und unstandesgemäße Geliebte des Bayernkönigs Ludwig I. zu interessieren. Ihr jetzt erschienener Krimi "Die Montez-Juwelen" baut unter anderem auf die Faszination, die die historische Figur Lola Montez noch immer umwittert. Für die in Straßlach lebende Verlegerin waren die mit der Montez-Affäre verbundenen Vorstellungen von Schönheit, Begierde und Macht verführerische Zutaten, mit denen sie ihren literarischen Erstling würzte.

Inspiriert von der Historie hat die Autorin auch fiktive Elemente hinzugefügt - besagte Juwelen, die Ludwig der Montez im Buch geschenkt hat, sind eine Erfindung Vöhringers - und der Roman spielt in der Jetztzeit. Protagonist ist Kommissar Tom Perlinger. Kurz nach der Präsentation der Montez-Juwelen in der Hofstatt ist er mit der unschönen Situation konfrontiert, dass sein Halbbruder Max, der Wirt des fiktiven Hackerhauses, unter Mordverdacht gerät. "Ich wollte einen Profi-Ermittler, keinen Hobby-Detektiv", sagt sie. "Und ich wollte ein München-Panorama entstehen lassen, Vielschichtigkeit abbilden." So spielt die Innenstadt als Kulisse und Tatort eine prominente Rolle: Marienplatz, Sendlinger Straße, Viktualienmarkt oder auch geheime, labyrinthische Bierkeller, die vom Hackerhaus zum Tresorraum führen. Zum handelnden Personenkreis zählen (Wiesn-)Wirte, Hamburger Juweliers, Dirndl tragende Kellnerinnen, konkurrierende Polizisten und sinistre Gestalten. Wichtig waren Vöhringer "Authentizität und Lebendigkeit" des Plots. Sie hat gründlich recherchiert und lässt auch Insider-Wissen aufblitzen.

Man merkt den Anspruch Vöhringers, ein unterhaltsames, durchaus komplexes Krimi-Tableau zu entwerfen, das den Leser mit klassischen Ingredienzen fesselt. Großzügiges Lokalkolorit gehört da bei einem München-Krimi natürlich dazu, wobei nicht alles gelungen ist: Die in Karlsruhe aufgewachsene Autorin baut bairische Dialoge und Ausdrücke mit ein, was hin und wieder missrät: "Das Pflaumendatschi" klingt für bayerische Ohren grenzwertig, und ein Viertel, das "Hasenbergerl" heißt, gibt es auch nicht. Dem Buch liegt eine clevere Konzeption zugrunde. Vöhringer hat von Beginn an eine München-Krimi-Reihe geplant. Den nächsten Perlinger-Fall hat sie schon im Kopf, bei dem mit Ludwig Thoma wieder eine prominente bayerische Figur eine Rolle spielen wird.

"Die Montez-Juwelen" von Sabine Vöhringer sind im Gmeiner-Verlag erscheinen und kosten in der Taschenbuch-Ausgabe 11,99 Euro.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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