München:Lichterstadt

Vorweihnachtszeit in München, 2017 Weihnachtsbeleuchtung nahe des Opernhauses. (Foto: Robert Haas)

Elektromagnetische Strahlung kann so schön sein

Wenn man es genau nimmt, muss man einräumen, dass Licht überhaupt nichts Übersinnliches, Zauberhaftes an sich hat. Es ist lediglich jene elektromagnetische Strahlung, die für das menschliche Auge sichtbar ist, sofern man sich über dessen Unvollkommenheit mit Brillen oder Kontaktlinsen hinweghilft. Außerdem dachte man früher oft, Licht sei ständig da, um Räume mit sofortiger Wirkung, ohne irgendeine Wartezeit, auszufüllen. Nur die ganz Schlauen erkannten, dass es nicht immer und ewig einfach da ist, sondern von irgendwo her kommt und dabei schon eine gewisse Zeit ins Land geht, bis es von der Stelle kommt und uns erreicht. Wie hoch die Lichtgeschwindigkeit tatsächlich ist, errechnete der Mensch relativ spät.

Solche Gedanken können einem durch den Kopf irren, wenn man in diesen Tagen durch die Stadt streift. Man stellt dabei mit Erstaunen fest: Das Licht, das derzeit unsere gar nicht so winterlichen Straßen erhellt und aus den liebevoll-kitschig geschmückten Fenstern dringt, ist anders als sonst. Es entströmt feierlich anmutenden Girlanden oder zu Sternen geformten Glashüllen, kommt also nicht lediglich aus schnöden Straßenlaternen. Sterne, die man sonst nur am Firmament zu sehen bekommt, hängen plötzlich über Straßen oder rauben einem, falls sie über den Nachbarbalkon drapiert sind, die Nachtruhe. Das geht ganz schnell, mit fast 300 000 Kilometern pro Sekunde - allerdings nur im Vakuum.

© SZ vom 22.12.2017 / bn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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