Virginia-Depot in der Lerchenau:Naturschonend

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Betreten verboten: Das soll weiterhin gelten für das Virginia-Depot, ein wertvolles Biotop. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Stadt nennt Kampfmittelräumung im Virginia-Depot machbar

Von Jerzy Sobotta, Lerchenau

Braucht der Naturschutz den Menschen, oder schützt man die Natur am besten, indem der Mensch fernbleibt? Dieses grundsätzliche Dilemma wird in der Lerchenau verhandelt, wo hinter einem hohen Zaun das Virginia-Depot versteckt ist, einer der wohl letzten wirklich wilden Flecken in München. Seit Jahren streiten zwei Fraktionen miteinander: Die einen fordern, dass das Biotop für die Bevölkerung geöffnet wird, denn - so das Argument - nur wenn die Menschen es lieb gewinnen und schätzen, sei es auch langfristig vor einer Bebauung geschützt. Die anderen wollen den Menschen unbedingt draußen halten. Sie fürchten, dass Spaziergänger und Hundebesitzer die Landschaft verschmutzen und seltene Tierarten sowie Vögel bei der Brut auf der Heidefläche stören könnten.

Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl hat sich in seiner jüngsten Sitzung erneut zu dieser Frage positioniert, nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren. Auch in der neuen Zusammensetzung des Gremiums nach der Kommunalwahl will die Mehrheit der Mitglieder, dass das Biotop verschlossen bleibt. Etwas anderes ist zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nicht möglich, denn auf dem Gelände könnten sich Munitionsrückstände befinden. Sie sind der eigentliche Grund für den Zaun rund um das einstige Kasernengelände. Die Stadt hat im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass sie das Gelände nur munitionsfrei von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) kaufen werde. Die Kampfmittel aus dem Boden zu räumen, ist nicht nur teuer, sondern würde auch die Biotopfläche zerstören - das war zumindest der bisherige Kenntnisstand.

Allerdings geht nun aus einem Schreiben des städtischen Planungsreferats hervor, dass man in einigen Jahren die Kampfmittel doch ohne größeren Schaden für das Biotop aus dem Boden bekommen könnte. Man rechne mit neuen Erfahrungen aus einer ähnlichen Säuberung in der Fröttmaninger Heide. "Unter Umständen", schreibt das Planungsreferat, könnte die Stadt die Kampfmittel dann selbst räumen. Das Gelände könne durch einen Verein von der Bima übernommen werden. Als Vorbild wird der Heideflächenverein Münchner Norden genannt.

Alle Formulierungen sind zwar im doppelten Konjunktiv geschrieben, zumal der Bezirksausschuss derzeit ohnehin dagegen ist. Doch sollte sich zeigen, dass die Kampfmittelräumung tatsächlich naturschonend durchgeführt werden kann, wird die Diskussion über den Ankauf des Virgina-Depots durch die Stadt neu beginnen. Und auch der Streit über den Zaun und das Verhältnis von Mensch und Naturschutz.

© SZ vom 06.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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