Baustellen in München:Die Laimer Staufalle löst sich

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Schöne neue Trambahnwelt: Die Haltestelle in der Mitte des Romanplatzes ist fertig, drumherum verschwindet ein Absperrgitter nach dem anderen. (Foto: Catherina Hess)
  • Von diesem Sonntag an können Autos und Linienbusse wieder die Laimer Unterführung passieren.
  • Gleichzeitig sollen auch der Umbau des Romanplatzes abgeschlossen werden und die Tramlinien 12, 16 und 17 den Betrieb aufnehmen.

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg/Laim

Bei allen, die in Nymphenburg wohnen oder das Viertel auf ihren Fahrten queren müssen, wird es ein großes Aufatmen geben: Von Sonntag, 15. Dezember, an können wieder Autos und Linienbusse die Laimer Unterführung passieren, der Nachtbus fährt bereits um kurz vor 2 Uhr durch. Auch der Umbau des Romanplatzes - der während der vergangenen neun Monate eine üble Staufalle war - soll zum 15. Dezember soweit abgeschlossen sein, dass die Tramlinien 12, 16 und 17 wieder fahren können.

Die Stadtwerke haben dort die beiden Tramgleise erneuert, ein drittes für die Tram-Westtangente eingebaut, mit deren Inbetriebnahme die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) aber erst 2026 rechnet, und das Gleisrondell ein Stück versetzt. Am neuen, teilüberdachten Tram-Bahnsteig in der Platzmitte können künftig Langzüge halten, von Montag an wird die Linie 16 zur Hälfte mit mehr Wagen unterwegs sein. Schon an diesem Freitag, verspricht Projektkoordinator Alfred Lechner, rollt auch der Autoverkehr wieder auf allen Spuren. 2020 stehen noch Restarbeiten an einigen Flächen an, sie sollen aber in Ferienwochen stattfinden. "So ein Projekt an so einem Verkehrsknoten in dieser Zeit durchzuziehen, ist schon eine Leistung", dabei bleibt Lechner trotz viel Kritik und Schmähungen.

Drei Monate war der Laimer Tunnel zu, nun ist er 30 Meter kürzer. (Foto: Catherina Hess)

Egal, ob zu Fuß, auf zwei oder vier Rädern unterwegs - die Beschwerden von Verkehrsteilnehmern über den verstopften Romanplatz samt angrenzender Straßen, über ständig wechselnde, teils unübersichtliche Wegführungen und gefährliche Situationen häuften sich. An schönen Tagen, wenn viele aufs Rad umstiegen, floss der Verkehr sogar manchmal, und die Busse hielten ihren Fahrplan einigermaßen ein. Die Regel aber war das nicht. Bis zu einer Stunde konnte es dauern, mit dem Auto oder Bus den Platz zu queren. Wer zu Fuß vom Steuben- zum Romanplatz lief, überholte schon mal drei umgeleitete 51er Busse, die im Stau steckten. "Am liebsten hätte man das Auto manchmal einfach stehen gelassen und wäre zu Fuß weitergegangen", seufzt eine Anwohnerin. In einer Seitenstraße, wird erzählt, wurden zwei Autofahrer von einer Zivilstreife gestoppt, als sie sich über Rad- und Gehweg am Stau vorbeischmuggeln wollten.

Eine Zeitlang gab es einen von Anwohnern viel genutzten Schleichweg, der die Geduld strapazierende Platzrunde ersparte: über den normalerweise versperrten Hinterausgang der Esso-Tankstelle an der Arnulfstraße in die Kriemhildenstraße und damit in die Wohnviertel links und rechts der Wotanstraße. Weil sich aber auf zwei Spuren durchfahrende, tankende und zur Kasse laufende Menschen gefährlich ins Gehege kamen, musste das Schlupfloch wieder geschlossen werden.

Als am 20. September auch noch die Laimer Unterführung für drei Monate geschlossen wurde, verschärfte sich die Situation noch einmal. Dort haben die Arbeiten für einen dritten Tunnel, die "Umweltverbundröhre" für Fußgänger, Radfahrer, Busse und später die Tram begonnen und auch der Umbau des gesamten Bahnhofs Laim (60 000 Fahrgäste täglich) für die zweite S-Bahn-Stammstrecke. Sie werden bis 2025 dauern, weitere Sperrungen der Auto-Röhre, zumindest längere, sind aber einer Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) zufolge nicht geplant.

Als nächstes wird über dem Lichthof am Ende des Aufgangs zu den Bahnsteigen ein neuer Bahnsteig errichtet. Da die Fußgänger mitten durch die Baustelle geführt werden, "wird es leider beengt bleiben", kündigt die DB an. Beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) ist diese Nachricht offenbar noch nicht angekommen. Inwieweit diese neuen Bauarbeiten Fußgänger und Radfahrer beinträchtigen, "wissen wir heute leider noch nicht", teilt es einer besorgten Mutter mit.

Über die beengte Situation in der Röhre, die sich Fußgänger und Radler teilen, hatte es ebenfalls nicht abreißende Klagen gegeben. Schon ohne Baustellen funktioniert dort das Nebeneinander nicht immer reibungslos. Zusätzliche Holzkonstruktionen aber, die Zweibeiner und Zweiräder gemeinsam in die eine und die andere Richtung schleusten, wurden zum gefährlichen Nadelöhr. "Solche Situationen müssen künftig vermieden werden" fordert Anna Hanusch (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg, in einem mit den Laimer BA-Kollegen abgestimmten Schreiben an die Stadtverwaltung. Die beiden Gremien reklamieren, sie bei den weiteren Bauabschnitten künftig frühzeitig in die Planung der Baustelleneinrichtungen einzubeziehen, ebenso die Polizei und Vertreter der anliegenden Schulen. Bei weiteren Verengungen "muss in Zukunft auch eine Sperrung der Durchfahrt für Radler möglich sein", fordert Hanusch. Thomas Madl, der Chef der Neuhauser Polizeiinspektion, hatte dafür plädiert, Radfahrer zum Absteigen zu verpflichten - eine Lösung, der sich das Kreisverwaltungsreferat offensichtlich nicht anschließen will.

Einen Antrag der Rathaus-SPD vom November lehnt das KVR dezidiert ab. Die Stadträte hatten vorgeschlagen, Radler künftig durch den Autotunnel zu schicken, Richtung Nymphenburg auf dem Fußweg, der als Zugang zu den stadtauswärts fahrenden S-Bahnen nicht mehr benutzbar ist, Richtung Laim auf einem Schutzstreifen neben der Fahrbahn. "Nicht machbar", so die Behörde, da der Gehweg stellenweise schon nicht mehr existiere und der Weg auf der anderen Tunnelseite wegen eingebauter Messgeräte nicht befahrbar sei.

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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