Kindermuseum:Auf Entdeckungsreise in die Welt des Lichts

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Sonderausstellung "Lichtan, Licht aus!" im Kindermuseum in München. (Foto: TANIA SCHMID)

In den Herbstferien ist die neue Mitmachausstellung "Licht an, Licht aus!" ganztägig geöffnet. 30 Objekte und Installationen laden auf 600 Quadratmetern Fläche dazu ein, sich mit dem Phänomen Licht zu beschäftigen.

Von Barbara Hordych

Der Favorit der vier Jungs im Vorschulalter ist sofort ausgemacht: Ein Auto, in dem zwei Buben hintereinander sitzen können, zwei weitere bauen sich rechts und links an den Türen auf. Während die einen das Blaulicht oben auf dem Dach zum Drehen bringen und den orangenen Blinker setzen, tönen die anderen wie ein Martinshorn. Fahren kann das Auto trotzdem nicht, schließlich ist es fest verankert in der neuen Mitmachausstellung "Licht an, Licht aus!" im Kindermuseum an der Arnulfstraße.

30 Objekte und Installationen laden auf 600 Quadratmetern Fläche dazu ein, sich mit dem Phänomen Licht zu beschäftigen. An diesem Vormittag sind es zwei Kindergartengruppen, die sich in den Räumen im Erdgeschoss und im Untergeschoss verteilen. Drei pädagogische Mitarbeiter in roten Shirts begleiten die jungen Forscher auf ihrer Entdeckungsreise in die Welt des Lichts. Stehen sonst in Museen die Wächter bereit, um zu verhindern, dass die Besucher den Exponaten zu nahe kommen, so ist es hier genau anders herum: Sobald sich die Kinder neugierig den Installationen nähern, ermuntern die Mitarbeiter sie zum Ausprobieren - denn Anfassen ist im Kindermuseum ausdrücklich erlaubt.

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(Foto: Tania Schmid/Kinder- und Jugendmuseum)

Eine Erfrischung nehmen die Ausstellungsbesucher unter der blauen "Lichtdusche".

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(Foto: Tania Schmid/Kinder- und Jugendmuseum)

Junge Forscher zerlegen weißes Licht in bunte Farben.

"Was sind das denn für Autos, die blau leuchten?", will einer der Betreuer im roten Shirt nach einer guten halben Stunde von den Kindern wissen, die er um sich herum versammelt hat. Gemütlich sitzen sie alle miteinander am Boden. Die Antworten prasseln nur so auf ihn ein. Polizeiautos, Krankenwagen, und ja, die Feuerwehr. Im Notfall sagt das Blaulicht "bitte Platz machen!", erklärt der Betreuer. Und das orangene Licht? "Mit dem Blinker kann das Auto uns sagen, ob es rechts oder links weiterfahren will", ruft Marius, der vorhin als Fahrer im Auto saß. Jetzt lässt der Museumsmitarbeiter noch eine Glühbirne unter den Kindern herumgehen, damit jeder den kleinen Draht betrachten kann, der mit Strom zum Glühen gebracht wird. Dass Stromerzeugung einiges an Energie verlangt, haben die Kinder bereits selbst feststellen dürfen: Die Pedalen eines Fahrrads mussten sie kräftig treten, um eine Leiste mit Dynamos zum Leuchten zu bringen.

Mit Licht kann man aber nicht nur Signale setzen wie ein Leuchtturm und kommunizieren wie ein Auto oder eine Ampel, Licht lässt sich auch wunderbar mischen, brechen und reflektieren. Katharina und Jakob zeichnen am Lasertisch rote Lichtnetze, Ferdi zerlegt mit einem Projektor weißes Licht in die primären Farben Grün, Blau und Rot. Das Angebot des Museums ist begehrt. Schon jetzt, kurz nach der Eröffnung, seien die frühen Vormittagstermine für Schul- und Kindergartengruppen bis zum Ende der Ausstellung im April 2020 komplett ausgebucht, sagt die pädagogische Leiterin Daniela Schicketanz, die die Schau mitkuratiert hat. Freie Termine gäbe es nur noch am späteren Vormittag. An den Freitagnachmittagen und an den Wochenenden steht das Kindermuseum allen Besuchern offen. Und jetzt in den Herbstferien hat die Ausstellung sogar täglich für Familien und Kinder geöffnet.

Und schon geht es hinunter ins Untergeschoss, wo es im Lichtspielraum, im Schattentheater und in der Schwarzlichtwerkstatt deutlich dunkler wird. Nach der physikalischen Seite des Phänomens rücken nun die Empfindungen ins Visier, die mit Licht erzeugt werden. Etwa unter der blauen "Lichtdusche", unter der sich gleich drei Kinder zusammendrängen. Blaues Licht macht frisch und wach, was allerdings beim Einschlafen zum Problem werden kann: "Mittlerweile ist ja längst bewiesen, dass uns das Licht von Tablets und Smartphones den Schlaf raubt", so Schicketanz. Auch den Aspekt der "Lichtverschmutzung" in Großstädten durch Scheinwerfer, Laternen und Neonreklamen beleuchtet die Ausstellung. Betätigt man an einem Fenster einen Kippschalter, kann man die Nacht zum Tag machen. Dabei verschwindet allerdings der Blick auf den Sternenhimmel. "Viele Kinder haben noch nie die Milchstraße gesehen", sagt Schicketanz.

Gruselige Schattenmonster hingegen kennt eigentlich jedes Kind. Die erwachsen im Dunkeln sogar aus ganz vertrauten Gegenständen im Kinderzimmer. Jakob und Marie probieren das aus, indem sie abwechselnd eine große Plastikente, einen Plüschteddy oder einen Trinkbecher so auf einer Drehscheibe drapieren, dass sie im Licht zweier Lampen zu unheimlichen Gestalten werden. Noch spannender wird es im Schattentheater, das ähnlich wie eine Rennbahn am Boden aufgebaut ist: Dreht man an einer Kurbel, fahren Papierfiguren wie Häuser, Autos, Bäume und Gespenster in Bewegung im Kreis herum. Angestrahlt mit Licht laufen sie über die gegenüberliegende Wand. "Könnt ihr diese Geister fangen?" fragt eine der Betreuerinnen und hascht - vergeblich - nach den tanzenden Schatten. "Ich hab' ihn", ruft da Artur und schnappt sich die Papierfigur von der Schiene. Großes Gelächter. Ganz so leicht lassen sich die Kleinen eben nicht hinters Licht führen.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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