Zum Thema Geld ist ja allerhand Liedgut vorhanden. Da wäre der Klassiker "Money, Money, Money" von Abba, die Mitte der Siebziger einen ebenso simplen wie unfeministischen Vermögensplan empfahlen: Man angle sich einen reichen Mann. Oder, aus der musikalischen Neuzeit, "Money" von Cardi B, einer vormaligen Stripperin, die ihr finanzielles Schicksal selbst in die Hand und Männer mit aufs Hotelzimmer nahm, um sie zu betäuben und auszurauben. Aus Jugendschutzgründen sei hier nur die Zeile "All I really wanna see is the money" zitiert. Zum Dritten wieder was für sanftere Gemüter: "Millionär" von den Prinzen. Freunde des gepflegten A-cappella-Pops werden sich an die Ostinatos erinnern, "Geld, Geld, Geld" während der ersten Strophe, "Kohle, Kohle, Kohle" während der zweiten und während der dritten "Knete, Knete, Knete".
Schade, dass den Prinzen nicht mehr Verse eingefallen sind, es gibt noch so viele schöne Synonyme für "Geld". Zaster, Asche, Schotter, Kröten ... Die einzig wahren Formulierungen wären in modernen Zeiten aber: Plastikkarte oder, noch fortschrittlicher, Google/Apple Pay. Doch so einfach ist das nicht, jedenfalls nicht in München, der Geldstadt mit Herz für Bares.
Während hier noch Centstücke in Gitarrenkoffern klimpern, sammeln die Stockholmer Straßenkünstler die Spenden längst virtuell. In London müssen die Fahrgäste beim Einsteigen in den Bus einfach nur ihre Kreditkarte oder ihr Handy scannen, damit der Preis haltestellengenau abgebucht wird, in München aber rubbeln immer noch Menschen bar jeder Vernunft mit Münzen am Automaten herum. Und wer hat alles schon mal einen Strafzettel bekommen, weil für den Park&Ride-Automaten das passende Kleingeld fehlte?
Rückfall in die Scheinzeit
Aber die Bargeldliebe hat auch ihr Gutes: Die Münchnerinnen und Münchner waren gewappnet, als das Land neulich einen Rückfall in die Scheinzeit erlebte. Die Rede ist vom H-5000-Problem, Zahlungsterminals waren tagelang tot, im Supermarkt konnte nur bar bezahlt werden und blöderweise auch beim Radl-Händler in der Peripherie. Die Leute klapperten also geduldig die Geldautomaten ab. Nummer 1: kaputt. Nummer 2: leer. Nummer 3: Endlich Schein gehabt! Mitleid von der Kassiererin? Nicht doch. "Sie haben's ja leicht, manche Leute kaufen ein E-Bike für 5000 Euro." Über solche temporären Ärgernisse können die Wirte im Forsthaus Kasten eh nur milde lächeln. Dort leuchtet einem ein Schild entgegen: Aufgrund unserer schlechten Internetanbindung von 7 mbit ist keine Kartenzahlung möglich.
Auch zum Münchner Geldgefühl gibt es einen Song, "Mingarish" von der Punkrock-Band Manual Kant. Da heißt es: "Alle Wiesen, alle Ampeln, alle Scheine grün." Von Kreditkarten ist selbstverständlich keine Rede.