Podcasts:Neues Sendebewusstsein

Lesezeit: 4 Min.

Motivation für einen guten Start in die Woche, Gespräche in einer Bar und Infos für besseren Sex: Junge Münchner wollen in ihren Podcasts unterhalten, informieren und zum Lachen bringen. Ein Überblick.

Tender Talks

(Foto: Lorenz Mylonas)

Was möchtest du trinken? Der Bartender Dominik Schelzke, 25, macht einen Podcast in einer Bar. Er heißt passend dazu Tender Talks. Diese Talks sind aufgebaut wie ein Bargespräch. "Ich, der Bartender, interviewe meine Gäste - interessante Menschen, die etwas Besonderes machen - an der Theke des Radio 80000", sagt Dominik über seinen Podcast. Dabei mixt er seinen Gästen ihre Wunschdrinks. Sie legen gemeinsam Musik auf. Und er spricht mit seinen Gästen über Musik, die Münchner Szene an sich und natürlich die Drinks. Bald wird auch noch ein Videoformat rauskommen. Eine Folge wurde bereits im Cucurucu gefilmt. Aufgebaut wird sie sein wie die Tender Talks, nur ohne Musik. "Die erste Folge wird noch fertig produziert und dann auf allen klassischen Kanälen ausgespielt", sagt Dominik. Alina Venzl

Zweibert

(Foto: Sabrina Wanninger)

Sie drehen gemeinsam Filme, lieben das Internet, teilen die vier letzten Buchstaben in ihren Vornamen: Albert Bozesan und Robert Sladeczek, beide 22, verbindet so viel, dass der Name für ihren Podcast auf der Hand lag: Zweibert. Frei nach dem Motto "Unsinn für den Gehörsinn" unterhalten sie sich über alles, was sie gerade interessiert - immer mit dem Anspruch, nicht zu langweilen. "Man darf uns auch nicht mögen", sagt Robert. Ursprünglich gedacht als eine Art persönliches Update für den erweiterten Freundeskreis, hat sich das Format über die Zeit entwickelt: "Wir übernehmen immer häufiger selbst Rollen in unseren Filmen. Der Podcast ist eine tolle Übung", sagt Albert. Ihn hat seine Erfahrung im selbstgebauten Aufnahmestudio gar dazu ermutigt, sich auf der Comedybühne zu probieren. Wolfgang Westermeier

Mit Schmackes

(Foto: Mit Schmackes)

Sich selbst und die Welt nicht zu ernstnehmen, ist wohl die goldene Regel des Podcast "Mit Schmackes" von Lina Kempenich, 21, und Lea Dakowski, 21. Seit Ende Mai erscheint das Format montags auf Spotify und iTunes. In den Folgen nehmen die beiden Studentinnen kein Blatt vor den Mund, sprechen über Themen, die sie als junge Frauen beschäftigen und teilen Erfahrungen aus ihrem Alltag. Bei der Themenauswahl steht aber der Unterhaltungsfaktor an erster Stelle: "Wir wollen die Leute einfach nur zum Lachen bringen." Und um das zu erreichen, wird auch mal die Sprachnachricht der eigenen Mutter in einer Folge abgespielt, über Raven in Flip-Flops diskutiert - und es werden Zehenringe analysiert. Larissa Kahr

Oh Baby

(Foto: Tobias Wicklein)

Was interessiert junge Frauen eigentlich? Das haben sich Isabel und Marie, heute 30 und 26, vor zwei Jahren gefragt. Ihren richtigen Namen wollen sie nicht nennen, dafür ist ihr Thema zu intim, das sie sich für ihr Abschlussprojekt an der Burda-Journalistenschule gesucht haben. Denn die jungen Frauen, die sie auf der Straße gefragt haben, hatten Informationsbedarf zum Thema Sex. "Der Druck der Leistungsgesellschaft macht ihnen zu schaffen und sie trauen sich oft nicht, peinliche Fragen zu stellen", erzählt Isabel. Ganz authentisch und persönlich erzählt sie mit einer Freundin jeden Mittwoch bei "Oh, Baby! - Der Podcast für besseren Sex" von ihren Erfahrungen. Und wenn Isabel selbst nicht weiter weiß, fragt sie bei einer Frauenärztin oder Sexualtherapeutin nach. Und das kommt an. Innerhalb von zwei Wochen landete der Podcast bei den iTunes Charts auf Platz 1 und hielt sich dort für zwei Wochen. "Wir sind ganz normale Mädels mit ganz normalen Problemen", das hebt sie von den üblichen "Sex-Podcasts" ab. Isabel fand es nie schwer, offen über Sex zu sprechen. Trotzdem versteckt sie sich hinter ihrem Pseudonym. Seit Ende 2018 nimmt sie einen neuen Podcast auf: "Hi, Baby". Dort klärt sie über ihre Erfahrungen in der Schwangerschaft auf. Ein weiteres Herzensprojekt. Sandra Langmann

Warum Stand-up?

(Foto: privat)

Was bewegt dich dazu, dich vor eine Menge völlig fremder, erwartungsvoller Menschen zu stellen und möglichst humorvoll aus deinem Leben zu erzählen? Auf die Gefahr hin, dich ziemlich zu blamieren? Fragen wie diesen geht der Münchner Comedian Michael Mauder, 26, in seinem Comedy-Interview-Podcast Warum Stand-up? auf den Grund. Michaels Gesprächspartner sind Münchner Kollegen wie Hani Who, Nick Schmid oder Sebastian Ulrich. Aber auch Comedians aus ganz Deutschland wie etwa Philipp Uckill aus Berlin. "Mit dem Podcast habe ich eine schöne Ausrede, Kollegen auf ein Gespräch einzuladen," sagt Michael. Jedes fünfte Interview will Michael mit einem weiblichen Gast führen, auch wenn selbst diese geringe Quote in dieser Männerdomäne nicht so einfach einzuhalten ist. Eine gemeingültige Antwort auf seine Hauptfrage "Warum Stand-up?" erhält Michael übrigens nicht. Der Podcast existiert seit Februar dieses Jahres. Inzwischen erscheint er einmal in der Woche, immer freitags auf Spotify. Amelie Völker

Kanackische Welle

(Foto: Özgün Turgut)

Die beiden Nachwuchsjournalisten Malcolm Ohanwe, 26, und Marcel Aburakia, 24, leben in München und haben jeweils einen palästinensischen Elternteil. Sie sind die Gesichter hinter dem Podcast Kanackische Welle. Der Podcast ist auf allen Streaming-Diensten verfügbar, gesprochen wird hauptsächlich über Popkultur, Rassismus, Sport und Musik, aber eben auch über Identität und das Aufwachsen als Halb-Palästinenser in Deutschland. "Wir machen den Podcast, um intelligente und wichtige Gespräche und Gedanken zu Identität im Einwanderungsland Deutschland zu teilen. Reden zuweilen von Vorhäuten, R & B-Musik, Fußball, Gender und Orientalismus. Bei dem Ganzen wollen wir uns treu bleiben: Ungeniert, unterhaltsam. Ach, und natürlich lernt man noch was", sagt Malcolm. Ornella Cosenza

K-Pop Pardon?

(Foto: Markus Hensel)

Das Kürzel BTS steht im koreanischen Kontext nicht für Behind the Scenes, sondern für Bangtan Sonyeondan, was der Name einer erfolgreichsten K-Pop-Band ist. Die Liebe zu deren Musik, den Choreografien und den einzelnen Bandmitgliedern hat Lisa-Sophie Scheurell, 23, damals auf der Suche nach einer zweiten Person für einen Podcast, zu Parnian Chawarri, 21, geführt. Mittlerweile produzieren sie wöchentlich den ersten deutschsprachigen Podcast zu diesem Musikgenre. Er heißt K-Pop Pardon?. Dass ihnen dabei die Gesprächsthemen ausgehen könnten, befürchten sie nicht. "Allein vergangenes Jahr haben BTS drei Alben veröffentlicht, zudem haben sie zum Beispiel mehrere Serien. Die Band gibt enorm viel Stoff für neue Folgen her, da gibt es immer was zu besprechen", sagt Lisa-Sophie. Aylin Dogan

Montagsmeeting

(Foto: Isabella Grass)

Dunja Sanader und Nessy Holz, beide 28, diskutieren in ihrem Podcast Themen aus der Arbeitswelt. Der Podcast erscheint jeden Montag und soll den Hörern einen guten Start in die Woche bereiten, wie sie sagen. Montagsmeeting beleuchtet die persönliche Seite des Arbeitslebens: Wie setzt man sich in der Medienbranche durch. Doch auch Gespräche über Burnout finden ihren Raum. "In der Podcast-Flut ist es schwierig zu sagen, man ist einzigartig. Im Gegensatz zu den anderen wollen wir jedoch nicht nur das Weltgeschehen kommentieren", sagt Dunja. Fast alle Folgen sind spontan. "So bewahrt man sich den Spirit", betont Dunja. Der Podcast feiert am 20. Juli seinen ersten Geburtstag im Container Collective. Sarah Kratzl

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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