Auch wenn die Isar schon leicht schlammig und wilder als sonst durchs mittlere Tor des Großhesseloher Wehrs rauscht und sie es akustisch fast mit den Baumaschinen aufnehmen kann - noch sehen Lukas Mas-Zehetbauer und seine Kollegen den Regenprognosen gelassen entgegen. Schlimmstenfalls müssten nach einem Hochwasser die Kiesrampen fürs schwere Gerät neu aufgeschüttet werden, erklärt der Projektleiter beim symbolischen ersten Spatenstich auf der Sanierungsbaustelle, wo eigentlich schon seit Mai gearbeitet wird.
Eigentlich sollte die 115 Jahre alte Anlage zu Füßen der Großhesseloher Brücke schon 2015 runderneuert werden. Umplanungen hatten den Bau mehrfach verzögert. Aus technischen und ästhetischen Gründen verworfen hatten die Stadtwerke München (SWM) dabei unter anderem ein aufblasbares "Schlauchwehr" aus Gummi. Mit Einwänden gemeldet hatten sich außerdem die Kanusportler, deren Wunsch nach einer befahrbaren Rampe allerdings unerfüllt bleibt.
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Der geplante Baustart im Herbst 2022 verzögerte sich dann noch einmal, nachdem das Landesamt für Denkmalpflege Teile der Anlage unter Schutz gestellt hatte. Die Überprüfung zog sich einige Monate hin, brachte aber kaum Änderungen: Ohnehin erhalten bleiben das historische Schleusenwärterhäuschen sowie die Rückstauschleuse im Kanal und die alte Floßrutsche als Technik-Denkmäler.
Keine Verzögerung, aber völlig überraschende historische Erkenntnisse brachte schließlich vor einem Monat der Fund von Bauteilen der 1938 zerstörten Münchner Hauptsynagoge im Isarbett. Inzwischen wurden mehr als 350 Tonnen Material geborgen, die nun wissenschaftlich untersucht werden. An der Feier zum Baustart nahmen daher auch Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde und der Gemeinde Beth Shalom teil.
Neben dem Hochwasserschutz und der verbesserten, nun automatisierten Restwasserabgabe in die Isar, zielt der Neubau hauptsächlich auf mehr ökologische Durchgängigkeit. Ein Kernstück bildet daher der neue, westlich beim Schleusenwärterhaus gelegene, sanft geneigte Fischaufstieg. Dessen Kammern, deren Wasserpegel nurmehr etwa zehn Zentimeter übereinander liegen, werden zusätzlich verbunden durch Schlitze, die ein energiesparendes Durchschwimmen erlauben. Die alte, ostseitige Fischtreppe mit ihren mehr als halbmeterhohen Stufen gilt nach heutigen Erkenntnissen als nahezu unpassierbar.
Wie der Technische SWM-Geschäftsführer Helge-Uve Braun erklärte, macht das neue Trennwehr zwischen Isar und Kanal die Anlage aber auch in Querrichtung durchgängiger. Die Isarfauna soll so im tiefen Kanalbett leichter Schutz vor bedrohlich steigenden Wassertemperaturen finden. Optisch wird sich vor allem der Mittelteil verändern, wo die vier vertikalen Wehrtafeln durch zwei unauffällige Klappen ersetzt werden. Die westseitige regelt den Durchfluss im Normalbetrieb und wird konventionell über Hydraulikarme gesteuert.
Unter der mittleren Klappe, die nur bei Hochwasser überströmt wird, hebt und senkt sich dagegen ein Luftkissen. Die bislang vor allem in den USA und in Japan bewährte Technik soll das Wasser von Schmierstoffresten freihalten. Die Bauzeit ist auf 15 Monate angesetzt. Mit Einschränkungen rechnen müssen Isarbesucher noch bis zum Rückbau der Baustelle im Herbst 2024.