Natur- und Umweltschutz:Invasive Arten breiten sich in München aus

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Eine Wildbiene kümmert sich nicht um die Herkunft dieser Pflanze: eine Goldrutenblüte im Allacher Forst. (Foto: Robert Haas)

Um einheitlich gegen diese Pflanzen vorzugehen, gibt es nun eine städtische Koordinierungsstelle. Was die Stelle unternehmen wird - und was Autobahnen mit dem Ausbreiten invasiver Arten zu tun haben.

Von Jürgen Wolfram

Wo die Stadt ins Ländliche changiert, wie beim Kloster Warnberg in Solln, aber auch entlang von Bahnlinien und Autobahnen, an Fließgewässern und Siedlungssäumen gedeihen sie besonders prächtig: invasive Pflanzenarten. Ihre illustren Namen à la Kanadische Goldrute, Riesen-Bärenklau, Japanischer Staudenknöterich oder Orientalisches Zackenschötchen täuschen leicht darüber hinweg, dass diese Neophyten im Münchner Stadtgebiet zum gravierenden Problem werden.

Manche sind sogar eine Gesundheitsgefahr, wie das Beifußblättrige Traubenkraut. Begünstigt durch den Klimawandel, schleichen sich solche gebietsfremden Arten vermehrt ins Ökosystem der Stadt ein. Das Referat für Klima- und Umweltschutz sieht sich bereits veranlasst, eine "Koordinierungsstelle Invasive Arten" einzurichten. Deren Ziel ist es, "einheitliche und abgestimmte Maßnahmen beim Umgang mit invasiven Arten im Stadtgebiet und gegebenenfalls darüber hinaus zu erreichen".

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Eine systematische Erfassung von Neophyten oder eine Dokumentation über die Bestandsentwicklung invasiver Arten gibt es für München bisher nicht. Das soll sich "im Rahmen laufender Kartierungen" ändern. Vor allem hat das Umweltreferat in diesem Zusammenhang die großen Bahnachsen im Blick, klassische "Ausbreitungskorridore". Ein anderer Schwerpunkt sind die Autobahnen. Denn wegen der dauernden Luftverwirbelung und dem daraus resultierenden Samenflug fördern diese eine starke Verbreitung fremdartiger Flora.

Appelle zum sorgsamen Umgang mit Gartenabfällen richtet das Referat an Privatpersonen. Wilde Ablagerungen von Pflanzenteilen und Mähgut in der freien Natur begünstigten die Vermehrung invasiver Arten, so die Mahnung. Die Stadtverwaltung räumt ein, dass sie bisher schon froh gewesen sei, wenn sie eine Schadensbegrenzung auf besonders wertvollen Biotopflächen und naturschutzrechtlichen Kompensationsflächen erreicht habe.

Als Problem erweise sich häufig, dass Vorkommen invasiver Arten nicht an den Grenzen von Grundstücken privater Eigentümer halt machen. In solchen Fällen müssten Gegenmaßnahmen gemeinsam "geplant, koordiniert und durchgeführt" werden. Für ein effektives, nachhaltiges Zurückdrängen von Neophyten seien konzertierte Aktionen "auch über längere Zeiträume hinweg" nötig - ein enormer Aufwand, der zudem Freiwilligkeit voraussetzt. Denn nur beim Auftauchen gesundheitsgefährdender Arten würden private Grundeigentümer angeschrieben und zur Beseitigung botanischer Eindringlinge explizit aufgefordert. Reagierten diese nicht, ordne die Stadt Ersatzmaßnahmen an.

Das Dilemma mit den invasiven Arten wuchert allenthalben derart stark, dass städtische und staatliche Stellen in der Bekämpfung "eine Zukunftsaufgabe mit wachsender Bedeutung" sehen. Die Europäische Union hat vor sieben Jahren bereits eine Verordnung erlassen, "um die nachteiligen Auswirkungen gebietsfremder Arten auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosysteme sowie auf die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft zu verhindern oder zu minimieren".

Beim städtischen Referat für Klima- und Umweltschutz erinnert man daran, dass die Probleme nicht zwingend pflanzlicher Natur sein müssten. Wenn in Münchens Gewässern plötzlich Goldfische und Sonnenbarsche auftauchen, sei dies eine Herausforderung für den Umweltschutz. Leider setzten manche Aquarienfreunde solche Fische "in Unkenntnis der negativen Auswirkungen" immer wieder in Teichen, Seen, Weihern und Flüssen aus. Um invasive Arten in Schach zu halten, bestehe folglich auch in dieser Hinsicht Handlungsbedarf.

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