München:In der Vorreiterrolle

Lesezeit: 2 min

Beim Start in Garching im Oktober: Ilse Aigner, damals Verkehrsministerin, und Landrat Christoph Göbel. (Foto: Robert Haas)

Der Landkreis bietet gemeinsam mit der Münchner Verkehrsgesellschaft ein Mietradsystem an. Diese Woche wird die letzte Station des Pilotprojekts eröffnet

Von Andreas Sommer, München

Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist die letzte Gemeinde im Landkreis München, deren Mietradstation noch nicht offiziell eingeweiht ist. Das wird am Donnerstag, 29. August, nachgeholt. Praktisch sind aber schon alle 161 Stationen des Mietradsystems der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in Betrieb. 21 der 29 Kommunen nehmen an dem Pilotprojekt teil, bei dem im Landkreis insgesamt mehr als 1100 Fahrräder auszuleihen sind. In der Stadt gibt es seit 2015 MVG-Räder. Der Bestand dort wurde vergangenes Jahr um 2000 Räder erhöht, sodass in München und dem Landkreis jetzt insgesamt 4350 Räder zur Verfügung stehen.

Das Investitionsvolumen für den Ausbau des Mietradsystems auch im Landkreis beträgt 3,6 Millionen Euro, wobei das Bundesumweltministerium mehr als drei Millionen Euro übernimmt. Die übrigen Ausgaben, auch für den laufenden Betrieb, teilen sich die Kommunen großteils mit dem Landkreis oder sie werden von Sponsoren gedeckt.

Im Oktober 2018 ging in Garching die erste Leihrad-Station in Betrieb. Die damalige bayerische Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) bezeichnete das Projekt als einen "großen Gewinn für die Mobilität im vernetzten Verkehr". Mit einer App lassen sich die Räder entriegeln und bezahlen. Allerdings dürfen im Landkreis, anders als in der Stadt, die blau-silbernen Räder nur an den Ständern der MVG abgestellt werden. Einzige Ausnahme ist der TU-Campus in Garching. Hält man sich nicht an diese Vorgabe, so läuft nicht nur die Uhr bis zum Tagesmaximalpreis von zwölf Euro weiter, der letzte Nutzer muss auch die Rückführung bezahlen. Dies geschehe zwar seltener als noch direkt nach der Einführung, komme aber dennoch vor, gibt die MVG an.

Aber wie groß ist der Nutzen, wenn die Mobilität doch wieder nur bis zu bestimmten Fixpunkten gewährleistet ist? "Groß", findet Eva Mayer aus München, die mit dem blauen MVG-Rad in Haar unterwegs war. An den Leihstationen finden sich fast immer Räder, anders als in der Stadt, wo sie weit verstreut abgestellt werden können. Mayer ist in manchen Wochen beinahe täglich mit dem Leihrad unterwegs und fast vom ersten Tag, als sie in München angeboten wurden, Fan der Mieträder.

Der Landkreis München nimmt mit der Einführung von MVG-Rad eine Vorreiterrolle ein: Er ist der erste Kreis Deutschlands, der außerhalb eines großen Stadtzentrums ein nahezu flächendeckendes Mietradsystem anbietet - bis in den ländlichen Raum hinein. 2019 belegte der Landkreis den zweiten Rang beim Deutschen Fahrradpreis in der Kategorie Service für die schnelle Erarbeitung und Inbetriebnahme des Systems. Landrat Christoph Göbel (CSU) bezeichnete damals die Einführung der Leihräder als "neues Kapitel in Sachen Mobilität". Die Erfahrungen des Projektes sollen mit anderen suburbanen Regionen in Deutschland geteilt werden.

Die Leihräder würden bereits "rege genutzt", teilt die MVG mit. Eine genaue Analyse folge im Herbst, wenn das System vervollständigt ist und die Nachfragedaten der ersten Monate ausgewertet werden können. Bislang laufe es aber gut, man habe auch mit Vandalismus und Diebstahl kaum ein Problem gehabt. Einzig in Unterschleißheim wurden im Juni an nahezu allen Stationen die Hinterreifen der MVG-Räder beschädigt. Bei der Erweiterung des Sortiments beispielsweise um Lastenräder, Pedelecs oder E-Scooter sei man noch in der "Konzeptionsphase", heißt es aus dem Landratsamt.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: