Nachruf auf Hellmuth Matiasek:Eine große, gelassene Beharrlichkeit

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Hellmuth Matiasek leitete von 1983 bis zu seiner Rente 1996 das Gärtnerplatztheater. (Foto: dpa)

Einst jüngster Theaterintendant im deutschsprachigen Raum und lange prägende Figur der Münchner Kulturlandschaft: Hellmuth Matiasek, der mehrere Jahre dem Gärtnerplatztheater vorstand, ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

Von Egbert Tholl

Er bescherte dem Staatstheater am Gärtnerplatz einen seiner größten Erfolge. Und es passt, dass heute kaum noch jemand weiß, wer damals den "Goggolori" inszenierte (es war Friedrich Meyer-Oertel), man weiß aber, wer damals Intendant des Hauses war: Hellmuth Matiasek. Von 1983 bis 1996 leitete er das Gärtnerplatztheater, 1985 kam die "Bairische Mär" von Michael Ende und Wilfried Hiller heraus, wurde weit mehr als hundert Mal gegeben und noch heute glaubt man, dass irgendwo in den Eingeweiden des Theaters der Goggolori wohnt.

Hellmuth Matiasek wurde 1931 in Wien geboren, studierte am Max-Reinhardt-Seminar, gründete in Wien ein Studententheater, arbeitete bald als Regisseur, übernahm 1962 das Salzburger Landestheater, damals war er der jüngste Intendant im deutschsprachigen Raum. Bevor er schließlich nach München kam, war er Generalintendant in Braunschweig und Wuppertal, inszenierte bei den Festspielen in Bregenz und Salzburg. Als er die Leitung des Gärtnerplatztheaters pünktlich zum Rentenalter abgab, blieb er immer noch ein bisschen Intendant. In Andechs. 1998 bis 2008 bei den Orff-Festspielen, die er professionalisierte.

Auf der einen Seite war da also der "Goggolori", auf der anderen die große Oper - 1996 verabschiedete sich Matiasek mit einer "Falstaff"-Inszenierung. Als Intendant versuchte er beides, sozusagen Staatsoper im etwas kleinerem Format und allerbeste Unterhaltungskunst. Unter seiner Ägide kam eine berühmte "My Fair Lady" heraus, mit Helmut Griem und Cornelia Froboess, die er 1967 heiratete - die Ehe hielt bis zu seinem Tod, der ihn nun am 7. April ereilte. Das Stephen-Sondheim-Musical "Into the Woods" sorgte für Furore, selbst hatte sich Matiasek vor seinem Antritt mit zwei Inszenierungen am Haus für dessen Leitung empfohlen, Orffs "Bernauerin" und Otto Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor".

Hellmuth Matiasek und seine Frau, die Sängerin und Schauspielerin Cornelia Froboess, im Jahr 2014 auf dem Filmfest im Gasteig. (Foto: Ursula Düren/dpa)

Zeit seines Lebens war Matiasek nicht nur ein den Werken gegenüber sensibler Regisseur, er war auch ein großer Pädagoge. Bereits 1972 leitete er die Otto-Falckenberg-Schule in München, er war Mitinitiator der Theaterakademie August Everding, die 1993 ins Leben gerufen wurde und die er selbst von 2000 an drei Jahre leitete. Er hatte Honorarprofessuren inne, war im Bühnenverein, Vorsitzender der Intendantengruppe, bemühte sich als solcher um die Annäherung der beiden Theatersysteme im Osten und im Westen nach der Wende.

Matiasek hatte eine große, gelassene Beharrlichkeit. Und damit ein Durchsetzungsvermögen. Er dachte stets über den Moment hinaus. Am Gärtnerplatztheater bemühte er sich um den sorgfältigen Ausbau eines mehrheitlich jungen Ensembles. Und auch wenn er noch lange selbst inszenierte - 2003 etwa Strauss' "Feuersnot" im Prinzregententheater - hatte man bei ihm nie das Gefühl, er wolle sein eigenes Künstlertum herauskehren. Vielmehr war bei ihm immer Gründerzeit, Aufbruch, Sorge um die Zukunft des Theaters. Sein Erbe ist auch Verpflichtung.

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