Hasenbergl - Viel ist in einem jeden Menschen angelegt, was nach Verwirklichung drängt. Meist jedoch vermag nur das Wenigste davon zu Tage zu treten. Bis in unsere Zeit liefern gerade die Biografien von talentierten Frauen dafür Beispiele zuhauf. Die im Jahr 1861 geborene Philosophin Lou Andreas-Salomé gehörte zu diesen Frauen - intelligent, sensibel und irgendwie zur falschen Zeit auf diese Welt geworfen.
Katharina Lorenz spielt die junge Lou in dem 2016 entstandenen biografischen Spielfilm von Cordula Kablitz-Post, der am Mittwoch, 3. Januar, von 19 Uhr an im Theatersaal des Augustinums München Nord, Weitlstraße 66, gezeigt wird. In rückblickenden Gesprächen wird hier aus der Perspektive des prekären Jahres 1933 ein ganzes Leben szenisch aufgespannt. In der Rolle der betagten Lou Andreas-Salomé, die auch noch im hohen Alter die Entscheidungshoheit über die eigene Biografie beansprucht, ist Nicole Heesters zu sehen. "Ich werde niemals heiraten, ich möchte frei sein", wünscht sich Lou schon als junges Mädchen. Ein Dasein als Ehefrau und Mutter ist für sie undenkbar. Vielmehr strebt sie nacht geistiger Vervollkommnung, rebellisch, freigeistig und auch mit einer großen Sehnsucht nach Liebe, die sie sich kaum einzugestehen wagt. Zu viel Gefühl würde die Anerkennung als Schriftstellerin und Philosophin sowie das eigene hart erkämpfte Selbstbild gefährden. Und wenngleich sie von großen Männern - Rainer Maria Rilke, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud - geliebt, verehrt und bewundert wurde, hält sie sich das andere Geschlecht stets auf Distanz. Ein außergewöhnliches Leben wird hier erzählt von einer Frau, die sich auf dem Weg zu sich selbst und ihren Talenten der herrschenden Norm stets konsequent widersetzte.