Kritik:Herrlich belämmert

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Monty Python's Filmerfolg "Das Leben des Brian" gibt es im Gärtnerplatztheater als komisches Oratorium - bei dem auch die Zuschauer mitsingen.

Von Dirk Wagner, München

Erst wollte niemand den an der Christus-Geschichte angelehnten Film "Das Leben des Brian" der englischen Komikertruppe Monty Python finanzieren. Dann war die Komödie so erfolgreich, dass der Monty-Python-Mitbegründer Eric Idle sie 2007 zusammen mit dem Komponisten John Du Prez auch noch als "komisches Oratorium" auf die Bühne brachte. Dieses Oratorium hat nun der Kabarettist Thomas Pigor, dem das Gärtnerplatztheater 2019 schon die Revue-Operette "Drei Männer im Schnee" nach Erich Kästner verdankte, für eben jenes Staatstheater ins Deutsche übertragen.

Da wird das Wort "Judäa" schon mal auf "me-her" statt "mehr" gereimt. Auf die rhetorische Frage "Was ham die Römer uns schon groß gebracht?" folgt eine Aufzählung von römischen Errungenschaften, die freilich alle keine gewünschten Antworten für die Römer-feindliche "Volksfront von Judäa" sind. Und wie in der Filmvorlage wird Brian für den Messias gehalten, der vergebens versucht, diese ihm zugeschriebene Rolle von sich zu weisen. Wenn er darum den Gläubigen rät, dass sie selber denken sollen, bitten sie im Chor: "Sag uns, was wir selber denken sollen!" Wenn der Chor dann noch unisono bekundet: "Wir sind alle Individuen", erhebt sich ein Sänger aus der Menge mit dem hier herrlich paradoxen Einwand: "Ich nicht!"

Überhaupt unterstreicht der Chor auch dann, wenn er nicht gerade im Lämmerkostüm von "scharfen Schafen" singt, das Komische in diesem an Händels "Messiah" orientierten Oratorium. Unter dem Dirigat von Howard Arman stehen ein Evangelist (Erwin Windegger) und vier Solo-Stimmen (Maximilian Mayer, Julia Sturzlbaum, Anna Agothonos und Alexander Grassauer) dem Chor und einem Orchester gegenüber. Zum Mehrwert der Bühnenadaption zählt darum der musikalische Witz, wie das Ensemble ihn stimmgewaltig und pointiert auslebt. Und wenn schließlich der Hit des Films erklingt, singen auch einige Zuschauer begeistert auf Englisch mit: "Always look on the bright side of life."

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