München:Für Quereinsteiger

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Vom Pressestab ans Steuer: Wolfgang Wellige, der auch den Busführerschein hat, bei der Jungfernfahrt des X50 kurz vor dem Einkaufscenter Mona. (Foto: MVG)

Die Münchner Verkehrsgesellschaft will das Expressbus-Netz sukzessive ausbauen und damit Tangentialverbindungen schaffen. Von Montag an verknüpft die Linie X50 die U-Bahn-Äste im Norden der Stadt. Die ersten drei Jahre sind finanziell gesichert

Von Anita Naujokat, München

Moosachs Stadtteilpolitiker wollen ihn nicht, in Allach-Untermenzing würde er dringend benötigt, doch die Moosacher bekommen ihn: Zum Fahrplanwechsel am Montag, 10. Dezember, nimmt der neue Expressbus X50 im Münchner Norden Fahrt auf zwischen dem Moosacher Bahnhof und der Alten Heide. Der Linienweg für Quereinsteiger mit vielen Anschlüssen und Umsteigemöglichkeiten durch Moosach, Milbertshofen und Schwabing-Freimann führt geradewegs von West nach Ost. Durch die Pelkovenstraße zum Olympia-Einkaufszentrum (OEZ), weiter zum Oberwiesenfeld, dem Anhalter Platz, dem Frankfurter Ring nach Schwabing-Nord, zur Studentenstadt und Alten Heide verbindet er die U-Bahn-Äste im Münchner Norden und hält nur an wichtigen Knotenpunkten.

Mit 23 Minuten Fahrdauer rechnet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) von Moosach bis zur Studentenstadt. Damit wäre laut MVG der Expressbus genauso schnell wie die Züge im Untergrund. Bei der Jungfernfahrt am Mittwoch schaffte Busfahrer Wolfgang Wellige das auch, allerdings fand die Sonderfahrt nach dem morgendlichen Berufsverkehr und auf einer relativ freien Pelkovenstraße statt. Die Moosacher, allen voran CSU und ÖDP, sehen den Schnellbus dagegen schon jetzt mehr im Stau stehen, als dass er seinem Namen gerecht wird. Doch nichts zu tun, nur weil man vielleicht irgendwie nicht gut durchkommen könne, hält MVG-Pressesprecher Matthias Korte für den falschen Ansatz.

Dass die MVG nun ausgerechnet zwischen dem OEZ und dem Moosacher Bahnhof wieder eine Buslinie einsetzt, erklärt Ingo Wortmann, Vorsitzender Geschäftsführer der MVG, mit einem Paradigmenwechsel in der Planungsphilosophie. Die Strecke war bis zur Eröffnung der U-3-Verlängerung zum Bahnhof Moosach im Dezember 2010 vom Metrobus 50 bedient worden, mit der U-Bahn wendete er trotz vieler Proteste schon am OEZ. Die damalige Begründung: ein zu kostspieliger Parallelbetrieb zur U-Bahn bis zum Moosacher Bahnhof. Erst seit drei Jahren haben die Moosacher mit dem 163er dort wieder eine Linie, die auch die umliegenden Wohnstraßen anbindet. Als jedoch der Metrobus dort eingestellt wurde, sei die Ausgangssituation eine andere gewesen, sagt Wortmann. Überall, wo U-Bahnen eingerichtet wurden, habe man das Tram- und Busnetz ausgedünnt. "Das müssen wir jetzt ändern." Kurzverkehre, also wenn jemand nur zwei, drei Stationen fährt, und Tangentialverbindungen könnten nur oberirdisch bewältigt werden. Und der X50 ist erst der Anfang. Die MVG will das Expressbus-Liniennetz sukzessive ausbauen. Dazu gehöre ebenfalls, überlastete Busbahnhöfe auszubauen und den öffentlichen Personennahverkehr mit Busspuren, Haltestellen und Ampelschaltungen zu optimieren. "Auch Busse benötigen Infrastruktur", sagt Wortmann. Ziel sei, bei einer rasch zunehmenden Bevölkerung U- und S-Bahn zu entlasten. Auch die Einhaltung des Luftreinhalteplans spielt eine nicht geringe Rolle, dass die MVG nun so auf die Tube drückt.

Wortmann räumt ein, dass die Haltestellen-Situation des X50 am Moosacher Bahnhof und der Studentenstadt noch nicht optimal sei. Der Bus startet an der Haltestelle Bunzlauer Platz südwestlich des Bahnhofs, sollte aber direkt vor dem Moosacher Bahnhof abfahren. Doch dort ist wegen oft zwei gleichzeitig wartender Gelenkbusse und Buszüge des 51er kein Platz. Endhaltestelle ist an der Breslauer Straße, wo alle Parkplätze in der westlichen Parkbucht weichen müssen.

Die Stadt und der Freistaat Bayern beteiligen sich am X50 mit jeweils 1,3 Millionen Euro im Jahr, darunter sind Fördermittel aus dem Maßnahmenpaket für saubere Luft in Innenstädten. Abgestimmt sei dies bis 2020/21. Danach, so hofft die MVG, rechnet sich die Buslinie allein.

Dass Allach-Untermenzing nicht zum Zug gekommen ist, erklärt Ingrid Voglmeier von der Angebotsplanung Bus mit dem höheren Potenzial am Frankfurter Ring. Zudem stünden die Sanierung der Ludwigsfelder Straße und der geplante Neubau der Bahnunterführung an der Dachauer Straße einer Linie über die Ludwigsfelder Straße im Weg. Doch für jeden Stadtteil werde ein maßgeschneidertes Konzept entwickelt, sprich: Auch Allach-Untermenzing kommt noch irgendwann dran.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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