München:Die Dauerläufer

Lesezeit: 3 min

Seit 36 Jahren engagieren sich Walter Klein, Bernd Olma und Werner Ruf in Bezirksausschüssen - dafür ehrt sie die Stadt

Politisiert hat Bernd Olma die Ostpolitik Willy Brandts. Deswegen sei er in die SPD eingetreten, erzählt er. Das ist lange her, der Politik und der SPD ist er aber treu geblieben. Dem Osten irgendwie auch, also dem Münchner Osten. Denn seit Dezember 1982 entscheidet er die Geschicke in Bogenhausen als Mitglied des Bezirksausschusses (BA) mit. Olma ist einer von drei Lokalpolitikern, die an diesem Montagabend von Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) geehrt werden. Für 36 Jahre Mitgliedschaft in einem Bezirksausschuss bekommen neben Bernd Olma auch der Ramersdorfer Werner Ruf und der Schwabinger Walter Klein den "Moriskentänzer" verliehen. Insgesamt ehrt die Stadt am Montagabend knapp 25 Lokalpolitiker für ihren langjährigen Einsatz, der von sechs bis hin zu 36 Jahren reicht.

Bernd Olma (SPD). (Foto: Christina Pahnke/sampics/OH)

1980 zog Olma vom Olympiadorf nach Denning, wo er heute noch den SPD-Ortsverein Johanneskirchen-Denning stellvertretend leitet. Zwei Jahre später saß er das erste Mal in einer BA-Sitzung. Das "ergibt sich dann immer", sagt er. Damit meint er seine vielen Wiederwahlen. Besonders liege ihm das Leben im Viertel am Herzen, "die Förderung von Kultur, lokalen Vereinen, Bürgerinitiativen". Weil diese Förderung auch immer "Geldsache" ist, wie er sagt, engagiert er sich im Unterausschuss Budget, Vereine und Satzung. Dort wird beraten, wer mit wie viel Geld unterstützt werden sollte. Ein großes Thema, das bei ihm noch auf der Agenda steht, bespricht er mit seinen Kollegen im Unterausschuss Planung: Die SEM Nordost, jenes Neubaugebiet zwischen Daglfing und Johanneskirchen, das seit Jahren schon ein Politikum in der Stadtentwicklung darstellt.

Werner Ruf (CSU). (Foto: Privat)

Werner Ruf kann nicht unbedingt auf ein Erweckungserlebnis verweisen, das ihn in die Politik führte. Er sei halt schon als Jugendlicher daran interessiert gewesen, sagt er. Entsprechend engagierte sich der 1957 in München geborene IT-Berater: 1976 trat er in die CSU und die Junge Union ein. Bereits zwei Jahre später gelang ihm der Einzug in den BA 16 Ramersdorf-Perlach. Das Gremium zählte damals noch 60 Köpfe, heute sind es 45, und man tagte im Pfarrsaal von Maria Ramersdorf an der Uppenbornstraße. Das Unbehauste scheint also fast von Beginn an ein Markenzeichen des BA gewesen zu sein - denn es folgte der Umzug in das Gasthaus zur Post am Pfanzeltplatz, anschließend tagte das Gremium im provisorischen Kulturzentrum am Hanns-Seidel-Platz, genießt aktuell "Asyl" im Stephanszentrum und muss vermutlich im Sommer an die Albert-Schweitzer-Straße ausweichen. Denn der Bau des kulturellen Bürgerzentrums verzögert sich erneut. Womit man bei der zweiten Konstante im politischen Leben Werner Rufs wäre. Befragt, was ihn im Lauf der Jahre am meisten geprägt hat, antwortet er, ohne zu zögern: "Dass sich manche Dinge einfach nicht bewegen." Ob er ein Beispiel nennen könne? "Am Ende der Amtsperiode 1984 hatte der BA ein fertiges Raum- und Funktionsprogramm für ein Bürgerhaus am Hanns-Seidel-Platz. Muss ich noch mehr sagen?" Offenbar hat Ruf darüber die Lust an der Kommunalpolitik aber nicht verloren. Verlässlich erscheint er zu jeder Sitzung des BA, wo er den Unterausschuss Allgemeines, öffentliche Ordnung und Grundsatzfragen leitet. Was zu einem Oberstleutnant der Reserve irgendwie ganz gut passt.

Walter Klein (SPD). (Foto: Stephan Rumpf)

Walter Klein ist ebenfalls ein echtes Münchner Kindl. Geboren in der Au, zog der Sozialdemokrat mit 22 Jahren ins westliche Schwabing. Heute ist er 66 und engagiert sich seit nunmehr 36 Jahren für das Wohlergehen seines Viertels. Unermüdlich, mit Humor und einem feinen Gespür für den richtigen Ton setzt sich der pensionierte Lehrer für die Interessen der Bürger ein. Es macht ihm Spaß: "Weil's immer neue Themen gibt, die einer Lösung bedürfen", sagt er lächelnd. Und er "dranbleiben will vom Beginn einer Idee bis zu ihrer Realisierung". Beispiel Begrünung Belgradstraße: Mehr als 25 Jahre hat der - gemeinsam mit seinem Parteikollegen Josef Mögele aus Laim - dienstälteste Vorsitzende eines Bezirksausschusses (34 Jahre im Amt) für Bäume entlang der Hauptverkehrsachse im Münchner Norden gekämpft. "Immer wieder habe ich das Thema aufgenommen, Anträge gestellt, nachtelefoniert." Vergangenes Jahr dann wurde der Mittelstreifen endlich bepflanzt. Ähnliche Ausdauer hat der Westschwabinger bei Radwegen, bei dem Einsatz von Erhaltungssatzungen, bei der Rettung der Trambahn für den gesamten Bezirk bewiesen. Und er will weitermachen - "solange ich darf und die Gesundheit es zulässt".

© SZ vom 18.02.2019 / kors, gru, eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: