München:Der laute Typ zieht weiter

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Bald rollt die Tram-Baureihe S wieder durch die Maximilianstraße - zur Freude der Anwohner in der Rumfordstraße

Von Birgit Lotze, München

So wenig Glamour wie derzeit hat die Maximilianstraße wohl lange nicht mehr verströmt: Autofahrer mühen sich mit ihren Gefährten Zentimeter um Zentimeter über den Asphalt, Radfahrer nutzen eine schmale Schneise, oft über Erhebungen hoch und runter, dann auch mal - zum Missbehagen der Fußgänger - wegen der Enge über den Gehsteig. Zwischen den einspurigen Staus in beide Richtungen werden im Dunst von Staub und Abgasen die Trambahngleise erneuert.

Zwei Straßenbahnlinien, die diese Gleise frequentieren, sind seit Ende März davon betroffen: die Linien 19 und 21. Die Tram 21 wurde wegen der Bauarbeiten zwischen Stachus und Max-Weber-Platz unterbrochen. Die Linie 19 fährt weiterhin von Pasing nach Berg am Laim, allerdings mit einem Schlenker um die Baustelle: Die Züge biegen vor der Maximilianstraße am Stachus ab und fahren dann weiter durch die Müller- und Rumfordstraße zum Isartor und über die Ludwigsbrücke zum Max-Weber-Platz. Das wiederum brachte die Anwohner, vor allem aus der engen Rumfordstraße, gegen die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf.

Sie freuen sich gar nicht über die Verdopplung der Taktfrequenz, auch nicht über die neue Direktverbindung. Zumal die Linie 19 mit dem Wagentyp Vario Bahn bestückt ist, MVG-intern auch Baureihe S genannt. Dieser Wagentyp mache bauartbedingt "etwas mehr Geräusche", erklärt Ulf Ball, der für die Konzeption der Fahrpläne, explizit für die Trambahnplanung zuständig und dabei gleichzeitig auch Ansprechpartner für den Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt ist. "Halten Sie durch", lautete seine Aufforderung an die Anwohner der Rumfordstraße in den vergangenen Wochen. Anfangs meckerten Anwohner immer, würden sie mit einer neuen Tram, vor allem der Baureihe S, konfrontiert, berichtet Ulf Ball. Sie schrieben Briefe und beschwerten sich. Dann komme die Gewöhnungsphase, danach ein Zustand der Zufriedenheit, erzählte er von seinen Erfahrungen in der Sitzung des Bezirksausschusses. Beinahe jeder fühle sich anfangs gestört, aber eben nur anfangs. Die Baureihe S deshalb, beispielsweise im Monatsrhythmus, mal hier, mal dort fahren zu lassen, führe zu keiner Verbesserung, sondern bringe immer nur neuen Ärger.

Die Beschwerden sollen bereits stark abgenommen haben, wie von dem MVG-Mitarbeiter zu hören ist. Allerdings wissen wohl inzwischen die meisten Anwohner, die ihrem Ärger genervt Luft machten, dass am Montag nach den Pfingstferien die neuen Gleise auf der Maximilianstraße verlegt sein sollen und die Tram 19 dann sofort wieder auf dieser Trasse ihren Betrieb aufnimmt - weit weg von der Rumfordstraße.

Die schlechte Nachricht: Die umstrittene Baureihe S wurde zwar von den Stadtwerken nur über einen kurzen Zeitraum gekauft, die Fahrzeuge sind allerdings erst etwa zehn Jahre alt, also bei weitem noch nicht schrottreif. Und die nächste Gleiserneuerung auf der Linie 19 kommt bestimmt.

© SZ vom 15.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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