München:Das Dorf der Entdecker

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Pia Novak organisiert ein Feriencamp für einkommensschwache Familien. Gewohnt und geschlafen wird in Schäferwagen

Von Benjamin Engel, München

Im "Entdeckerdorf" sollen Stadtkinder einen Staudamm bauen, Insekten einfangen oder Gemüse und Obst pflanzen und ernten können. Möglich macht das eine Gruppe aus der Landeshauptstadt - allen voran die Münchnerin Pia Novak, die das Projekt "Muck - Das Entdeckerdorf" initiiert hat. Mit einer Crowdfunding-Aktion im Internet sammelte sie rund 17 000 Euro; mit diesem Geld kann sie nun die Pacht für eine Wiese auf dem Gelände der Jugendsiedlung Hochland nahe Königsdorf (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) und die ersten Schäferwagen zum Übernachten bezahlen. Am 17. Juli soll das "Entdeckerdorf" eröffnen, vor allem einkommensschwache Familien aus der Stadt sollen mitten im Grünen Urlaub machen können.

Novak ist wichtig, dass vor allem Stadtkinder den Bezug zur Natur nicht verlieren. Denn viele bewegen sich ihrer Beobachtung nach zu wenig im Freien, was ihre Entwicklung beeinträchtigen kann. So entstand ihre Dorf-Idee mit hölzernen Schäferwagen als Unterkunft - "kleine, gemütliche Blockhütten" , sagt sie. In einem größeren der Wagen können die Gäste gemeinsam kochen und sich aufhalten, in den umliegenden Wagen finden drei bis vier Personen Platz zum Schlafen. Bisher sind schon zwei Schlafwagen in Auftrag gegeben, bis zu acht könnten es später werden. Der kleinste hat eine Grundfläche von 1,80 Meter auf 2,50 Meter und kostet rund 2800 Euro, die größeren kommen auf etwa 6000 Euro. Die Vorteile: Es ist keine Baugenehmigung erforderlich, außerdem können die rollenden Unterkünfte jederzeit wieder weggefahren werden.

Zusammen mit ihren Unterstützern im Verein Muck plant Novak zudem, Hochbeete anzulegen. In denen soll Gemüse und Obst gepflanzt werden, gedacht ist an Erdbeeren und Johannisbeersträucher. Um die Pflanzen kümmern sich dann die Übernachtungsgäste - es muss gegossen werden, es darf genascht werden.

Ehrgeiz des Vereins ist es, durch immer wenigstens ein Mitglied auf dem Gelände vertreten zu sein. "Wir wollen den Kindern Raum und Materialien anbieten, um die Natur zu erleben", erklärt Novak. Dafür bietet die Umgebung viele Möglichkeiten, das Naturschutzgebiet Isarauen ist ganz in der Nähe. Bei den Eltern wird auf Begegnungen gesetzt und die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und Gleichgesinnte zu finden. Die Mietpreise der Schäferwagen werden, so die Ankündigung moderat sein, die Gäste können die Sanitäranlagen der Jugendsiedlung Hochland nutzen.

Obwohl Novak ihr Projekt in erster Linie für einkommensschwache Familien gedacht hat, sollen aber auch andere zum Zug kommen. Mit dem Geld aus der Crowdfunding-Aktion, rund 90 Unterstützer spendeten Beträge von zehn bis 5000 Euro, ist der finanzielle Grundstock für das Vorhaben gesichert. Um das Projekt langfristig betreiben zu können, sucht der Verein noch Sponsoren.

Zur Eröffnung am 17. Juli soll es ein Lagerfeuer, einen Sinnesgarten und einen Flohmarkt geben; den Kindern werden Spiele angeboten. Um 15 Uhr wird das Duo "Sternenschnuppe" auftreten. Am Abend dann können die ersten Gäste übernachten. Die Hauptsaison dauert von Mai bis Oktober. Novak überlegt noch, ob es zukünftig auch einen Winterbetrieb geben könnte.

"Muck - Das Entdeckerdorf", Eröffnung am Sonntag, 17. Juli, 10 Uhr, mit Lagerfeuer, Sinnesgarten und Spielen für Kinder, von 15 Uhr an Konzert mit dem Duo "Sternschnuppe", Jugendsiedlung Hochland, Königsdorf. Alle Informationen im Internet unter www.entdeckerdorf.de

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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