Promi-Tipps für München und Region:Die Woche von Christiane Brammer

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Christiane Brammer Die Schauspielerin und Regisseurin Christiane Brammer hatte schon immer die Idee, ein eigenes Theater zu gründen - 2015 eröffnete sie das Hofspielhaus, eine kleine Perle in Bestlage, nahe der Maximilianstraße. (Foto: Mila Pairan)

Die Schauspielerin und Theaterintendantin freut sich in der Woche von 7. bis 13. Februar auf den Film "Moonfall". Auch "Das schlaue Füchslein" in der Staatsoper und ein Sprung ins kalte Starnberger Wasser stehen auf ihrer Agenda. Ein Gastbeitrag.

"Theater ist Nahrung für die Seele!" Da ich, wie auch andere, in der Pandemie ein paar Kilo zugelegt habe, ist das mein Tipp fürs Abnehmen. Natürlich ist es für mich einfach. Ich sitze an einer Quelle. Das Hofspielhaus, das ich seit 2015 leite, hat in der nächsten Woche gleich zwei Premieren. Auch werde ich versuchen, spontan bei anderen Theatern - oder fürs Kino - Karten zu ergattern, da ja wieder 50 Prozent Auslastung erlaubt sind. Mein Ziel: Fünf Kilo weniger!

Montag: Spiel- und Diätplan

Ganz in der Nähe des Hofspielhauses liegt die Alte Münze, in der das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege residiert. Im Renaissance-Innenhof inszeniert Christiane Brammer im Sommer Theater für alle ohne Eintritt. (Foto: Veronika Eckbauer)

Um sechs Uhr in der Früh geht es los, ich bin ein Early Bird. Nur mein kleiner Hund Milou (der auch schon ein eigenes "Mopsical" hatte, erfunden von Dominik Wilgenbus und nachzuhören im Hofspielhaus-Podcast) ist schon mit mir auf den Beinen. Er ist ein Sportmops und hat mit seinen fast 15 Jahren immer noch eine gute Figur - wahrscheinlich weil er oft und geduldig im Hofspielhaus Aufführungen beiwohnt. Sein Lieblingsstück ist übrigens die Mondscheinsonate. Ich bleibe heute bei einem Tee. Der Sommer naht und wir möchten wieder "Theater für alle" ohne Eintritt, wie schon in den letzten beiden Jahren, realisieren. Unsere Nachbarin ist die Alte Münze, in der das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege residiert. In diesem Jahr denke ich ganz groß und möchte Ferdinand von Schirach dafür gewinnen, dass er hier, in Münchens schönstem Renaissance-Innenhof, allen mit seinen Ansätzen die Welt erklärt. Lieber Herr von Schirach, bitte melden!

Dienstag: Premieren- und Feiertag

Erste Handreichungen, wieder in Präsenz: Mitglieder des Jugendclubs (vorne: Robin Waldenburg, Selma Ahrens, hinten: Vincent Tandler, Annika Bachl) proben ihr selbst geschriebenes Stück. (Foto: Veronika Eckbauer)

Der Gedanke gleich beim Aufstehen: Heute hat der Jugendclub Premiere: Nach über eineinhalb Jahren Proben - on-, off-, zoomline - endlich auf die Bretter, die die Welt bedeuten. "Ich hab Angst um uns in meiner Utopie" ist der Titel, hier haben die Jugendlichen ihre Gedanken und Zukunftsvisionen zu einem Stück verarbeitet. Jedes Mal bin ich erstaunt, mit welcher Spannung und Wahrhaftigkeit sie Theater spielen. In den letzten fünf Jahren hat sich auch eine Fangemeinde gebildet, ein Publikum, das auf die Produktionen wartet. Nach der Premiere wird gefeiert und unsere Praktikantin Amelie, die auch die Kostüme für diese Produktion mitgestaltet hat, verabschiedet. Sie hat uns drei Monate lang tatkräftig unterstützt und am Einlass gewissenhaft alle Gäste kontrolliert - 6 G: geimpft, geboostert, getestet, genesen, geboren am, geschieden? Ich bleibe beim Wasser, hatte ja genug "Nahrung für die Seele".

Mittwoch: Büro- und Kinotag

Ausflug in andere Welten: Im Cinema in der Nymphenburger Straße wird Roland Emmerichs "Moonfall" in Originalsprache gezeigt. (Foto: Leonine)

Zusammen mit meinen wunderbaren Mitarbeiterinnen Henrike und Veronika sitze ich am Schreibtisch, wir sind alle gedrimpft, getestet sowie geschlaucht, denn wir brüten über Zahlen, Steuer, Rechnungen und Anträgen. Es ist großartig, wenn man in der nach wie vor sehr schwierigen Situation unterstützt wird. Danke an das Kulturreferat, an BA1, BA9, Sonderfonds, Neustart Kultur. Aber wer jemals einen Antrag und Verwendungsnachweis erstellt hat, weiß, wie aufwendig und zeitraubend das ist. Das Theater ist gemeinnützig, wir bedanken uns daher auch bei allen Theaterförderinnen und - förderern, denen wir gerade ihre Spendenbescheinigung ausstellen. Zum Abnehmen gehört auch körperliche Bewegung. Heute schleppen wir die Bühnenpodeste, Stühle, Tische und bereiten wieder alles vor für die folgenden Vorstellungen.

Abends freue ich mich aufs Kino: Moonfall, der neue Film von Roland Emmerich in Originalsprache. Im Cinema in der Nymphenburger Straße, einer Institution in München. Manchmal mag ich es, mir Mainstream-Schinken auf großer Leinwand reinzuziehen. Man wird unterhaltsam und mit viel Aufwand - es regnet sichtbar Dollar und Renminbi - in andere Welten gezogen. Und Darsteller Donald Sutherland ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Natürlich: Popcorn, nein danke!

Donnerstag: Premieren- und Beautytag

Heute in der Falkenturmstraße München-Premiere mit der jungen Amelie Heiler, sie zeigt ihren Zwiespalt zwischen Millenial-Dasein, Feminismus und Klimaaktivismus unter der Regie von Ercan Karacayli in ihrem Stück "Die schönste Frau der Welt". Hat nicht schon Zsa Zsa Gabor gesagt: "Jede Frau kann schön sein, je älter man wird, desto länger dauert es." Daher habe ich heute einen Termin bei meiner Friseurin Gerti von "Talk about Heads" in Schwabing. Diese Auszeit nutze ich, während ich mit Folien im Haar aussehe wie ein Alien, um meinen Text zu lernen für die nächsten Drehtage bei "Die Fallers" - SWR - im Schwarzwald. Seit 23 Jahren spiele ich die Bea. Leider ist mein Filmpartner Peter Schell, mit dem ich all die Jahre verheiratet war (wer schafft das schon im richtigen Leben), letztes Jahr gestorben, was sich jetzt auch in den Drehbüchern niederschlägt - und die Umsetzung fällt allen schwer.

Freitag: Coaching- und Museumstag

Nach der langen Pandemiezeit freue ich mich heute wieder auf meine erste Coaching-Stunde. Ich gebe systemisches Stimmtraining, eine von mir entwickelte Methode, wie man durch die Analyse von systemischen Strukturen und durch praktische Übungen die eigene Stimme weiterentwickeln kann, um im Alltag wie auch im Beruf sicherer aufzutreten. Danach Mädelstreff, wir sind sechs Freundinnen, die sich seit dem Gymnasium kennen, sich regelmäßig treffen und auch gemeinsam verreisen. Da es mit dem Reisen gerade nicht so klappt, geht es heute in eine Ausstellung: "Heidi Bucher. Metamorphosen" im Haus der Kunst. Ich habe ihre Werke dort schon gesehen, sie haben mich nachhaltig beeindruckt. Anschließend geht es zum Ausklang in die Goldene Bar. Wir werden sicher viel diskutieren, auch lachen und ich gönne mir die gebratenen Paprika.

Samstag: Proben- und Musiktag

Derzeit das Maß der Operndinge: Die Bayerische Staatsoper und ihr Intendant Serge Dorny, hier die Inszenierung "Das schlaue Füchslein". (Foto: Wilfried Hösl)

Vormittags gleich musikalische Probe für die neue Eigenproduktion "Die lustige Witwe" von Franz Lehár, ich führe Regie. Per Zoom ist der wandelbare Chris Kolonko zugeschaltet, der Hanna Glawari, die Witwe, spielt. Premiere ist am 3. Mai. Große Stoffe auf unsere kleine Bühne zu bringen, bedarf vieler Ideen und kreativer Lösungen. Dadurch werden Handlungsstränge komprimiert, auf wenige Darsteller reduziert und die Essenz wird häufig besser verständlich. Der Vorteil einer kleinen Bühne ist die direkte Nähe zwischen Darstellenden und Publikum, die Energie rollt von der Bühne in den Zuschauerraum und wieder zurück. Abends Kontrastprogramm: Ich werfe mich in Schale und versuche eine Karte für "Das schlaue Füchslein" von Leoš Janáček, die neue Produktion der Staatsoper, an der Abendkasse zu kaufen. Bei wieder halb vollem Haus könnte es klappen, ein bisschen Abenteuer muss sein. Der Regisseur Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, hat schon in der letzten Spielzeit einen phantastischen Rosenkavalier inszeniert. Nulldiät!

Sonntag: Bade- und Kirchentag

Elf Gemeindeteile, 10 000 Einwohner und eine unendliche Idylle: Das ist Tutzing. (Foto: Martin Siepmann/Imago)

Mit meiner Mutter Inge Rassaerts, die mit ihren 87 Jahren immer noch Theater spielt, gehe ich in die Kirche, immer Raum für mich zum Nachdenken - aber mit Maske singen, eine Herausforderung. Anschließend geht es mit meiner Tochter an den Starnberger See. Hier springe ich ins eiskalte Wasser. Sehr erfrischend - und nimmt man da nicht auch ab? Am Thomaplatz in Tutzing, wo wir hoffentlich auch im Sommer 2022 wieder ein Theaterfest veranstalten, setzen wir uns auf eine Bank - Blick zu den Bergen - und ich höre sie für eine ihrer letzten Prüfungen vor dem Abitur ab. Dieser Jahrgang macht ja G6 - Respekt! Das letzte Mal in Biologie ging es um Neurogliazellen, Astrocyten, Oligodendrocyten, Schwannsche Zellen und periphere Axone. All das passiert in uns und unterstützt unser Gehirn. Daher bin ich nicht bange, dass die Jugend, die ich diese Woche so intensiv erleben konnte, ihre Utopien leben wird.

Christiane Brammer studierte Gesang in Augsburg und München (Richard Strauss Konservatorium). Hineingeboren in eine Schauspielerfamilie, die mit einem eigenen Ensemble um die Welt reiste, ließ sie die Idee nie los, selbst ein Theater zu gründen. Im Jahre 2015 eröffnete Christiane Brammer das Hofspielhaus, als kleine, feine Perle in Bestlage, nahe der Maximilianstraße und dem Marienplatz. Auf dem Spielplan stehen Kabarett, Konzerte, Opern, Schauspiel, Salon-Abende, Operetten und vieles mehr. Im Sommer verwandelt sich der charmante Innenhof mit Pariser Flair in Münchens kleinste Freilichtbühne. Bekannt wurde die Theaterintendantin, Regisseurin und Schauspielerin durch ihre Fernsehrollen, unter anderem im Tatort , Hubert und Staller und in der Serie Die Fallers im SWR.

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