Nicht jedes Lokal kann es sich leisten, am Samstag, das ist ja oft der umsatzträchtigste Tag der Woche, konsequent geschlossen zu haben. Wenn man aber Inhaber einer der bekanntesten Bars der Welt ist, geht das schon. Und so öffnet Charles Schumann nur in Ausnahmefällen an diesem Tag seine hohen Holztüren am Odeonsplatz. Mal für Lesungen, mal für Konzerte - das ist dann meist eine ziemlich exklusive geschlossene Gesellschaft.
An diesem Samstag hatten das Koch-Trio Healthy Boy Band und Public Possession die Ehre, dort zu feiern. Wie das kam? Unter anderem durch enge verwandtschaftliche Beziehungen. Denn hinter Public Possession verbirgt sich ein Plattenladen, ein DJ-Duo, ein hippes Label, gegründet von Valentino Betz und Marvin Schuhmann. Letzterer, genau, ist der 37 Jahre alte Sohn des Hauses und er trägt die Schumannsche Haartracht in dunkel.
Eingeladen hatten die beiden die Healthy Boy Band, eine Art Kochkollektiv aus Österreich, das ein Sieben-Gänge-Menü, vegetarisch oder Wild, auftischte. Die drei Köche sind ziemlich schräg und lustig drauf, sie haben sogar ein Manifest, in dem sie "für ein neues gastronomisches Mindset" eintreten, und verfügen ganz offensichtlich schon über eine größere Fangemeinde in Deutschland. Immerhin 160 Euro mussten die Gäste für den Abend zahlen, mit Getränkebegleitung und Musik von Fazer aus München und Sophie Royer aus Wien. "War innerhalb von zwei Stunden ausverkauft", freute sich Valentino Beetz von Public Possession über die rund 150 Leute - angereist aus dem Süden Deutschlands, Österreich und der Schweiz.
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"Wir sind das erste Mal in München, hätten vier Mal so viele Tickets verkaufen können, möglicherweise doppelt so teuer", flachste Lukas Mraz, bevor der erste Gang, feinrauchige Hasen-Schrot-Tartelettes, in Holzkörben aufgetragen wurden. Und fügte an: "Charles ist so etwas wie ein Jedi-Meister für uns!" Mraz betreibt in Wien mit seinem Vater das "Mraz & Sohn", ausgezeichnet mit zwei Michelin-Sternen. Sein Kollege Philip Rachinger ist Küchenchef im "Mühltalhof" in Neufelden in Oberösterreich und Felix Schellhorn kocht im "Seehof" im Salzburger Goldegg.
Was es nun gab? Mostigen Saravá Skin Contact-Wein, Red Love Apfelwein, Schumann's Craft Beer mit Hopfen aus Japan - und eine ebenso ungewöhnliche Speisenfolge: angefangen vom Mühlviertler Teriyaki, über feine Schwarzwurzeln mit Yuzu, einem ansehnlichen Fasan Club Sandwich, köstlichem steirischen Damwild-Ceviche, Steinpilz Mapo Tofu und Kürbis-Ceviche. Die Bezeichnung Brodo in Tortellini auf der Karte war übrigens auch wirklich ernst gemeint. Nudeln in Suppe kann jeder, aber Brühe in Tortellini füllen nur die Koch-Boys aus Österreich.