Feldmoching-Hasenbergl:Bedrohtes Grün

Lesezeit: 2 min

Hinter dem Dorfkern Feldmoching wird eine große Brachfläche bebaut. (Foto: Wohnpark Lerchenauer Feld)

Die geplante Bebauung im Münchner Norden bereitet Bewohnern Sorgen. Bei der Bürgerversammlung sprechen sie sich für mehr Natur und weniger Beton aus.

Von Jonas Wagner

Immer mehr Menschen ziehen nach München. Bis 2040, so lautet die Prognose der Verwaltung, könnte die Einwohnerzahl um eine Viertelmillion auf mehr als 1,8 Millionen steigen. Dass all diese Menschen Wohnraum brauchen, macht sich vor allem dort bemerkbar, wo es noch freie Flächen gibt: in den Randbezirken der Stadt. Wo heute Grünflächen der Naherholung dienen, könnten künftig vielerorts Wohngebäude hochgezogen werden - was die Menschen vor Ort häufig mit Sorge sehen.

So auch in Feldmoching-Hasenbergl im Münchner Norden. Die weitere Bebauung des Bezirks war eines der zentralen Themen bei der diesjährigen Bürgerversammlung am Mittwochabend. "Eine zukünftige Stadtentwicklung muss im Einklang mit der Natur erfolgen", sagte Rainer Großmann (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, vor mehreren Hundert Bürgern in der gut gefüllten Mehrzweckhalle in der Georg-Zech-Allee. Er versicherte, dass die Erhaltung der Freiflächen im Stadtteil für den Bezirksausschuss oberste Priorität habe. "Grüngürtel müssen gestärkt und mit Grünflächen in der Umgebung vernetzt werden", forderte Großmann.

Derzeit leben in Feldmoching-Hasenbergl ungefähr 62 400 Menschen. In den kommenden Jahren soll der Stadtteil um die Hälfte wachsen und 2040 mehr als 93 000 Einwohnern Platz bieten, so die städtische Prognose. Dafür sollen mehrere Flächen im Bezirk bebaut werden, etwa das Lerchenauer Feld. Dort könne voraussichtlich 2024 mit dem Bau begonnen werden, teilte Großmann mit. Wohnraum will der Münchner Stadtrat auch in der Siedlung Ludwigsfeld im Westen Feldmochings schaffen: Dort sollen bis zu 2000 Wohnungen entstehen. Großmann sagte: "Die Ergebnisse des stadtplanerischen Wettbewerbs werden im März 2023 vorgestellt."

Der Bezirksausschuss lehnt neue Quartiere und eine Nachverdichtung im Hasenbergl ab

Nach Willen des Bezirksausschusses sollen Wohnungsbauprojekte auf die bereits geplanten Flächen beschränkt werden. Die Entstehung eines neuen Stadtquartiers lehne das Stadtteilgremium ebenso ab wie die Nachverdichtung im Hasenbergl, erklärte Großmann. Freizeit- und Naherholungsgebiete sollten nicht weiter überbaut werden.

Die Sorge um eine abnehmende Lebensqualität durch die zunehmende Bevölkerungszahl trieb auch viele Besucher in der Bürgerversammlung um. So schilderte ein Anwohner der Siedlung Ludwigsfeld, mehr Einwohner dort bedeuteten automatisch weniger Grünfläche pro Kopf. Deshalb forderte er eine Erweiterung der Grünflächen und eine bessere Anbindung an den Allacher Forst. Die Stadt solle sich für die Landesgartenschau 2026 bewerben, bei der man dann die Grünzüge um Ludwigsfeld umgestalten könne. Mit dem Antrag, den die anwesenden Bürger mehrheitlich annahmen, knüpfte der Anwohner an einen Vorstoß der Stadtratsfraktion von CSU und Freien Wählern an. Nachdem die Stadt Schweinfurt sich wegen zu hoher Kosten als Ausrichterin zurückgezogen hatte, beantragten die Münchner Christsozialen Ende Oktober, die Landeshauptstadt solle sich auf die Gartenschau bewerben.

Mehr Grünflächen für die Bürger könnten auch durch die Öffnung des Virginia-Depots westlich der Schleißheimer Straße zugänglich gemacht werden. Auf dem ehemaligen Militärgelände hat sich über die vergangenen Jahrzehnte ein besonderes Biotop für Tiere und Pflanzen entwickelt, das nur im Rahmen von Führungen des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz betreten werden darf, der sich um das Areal kümmert. Ein Bürger forderte nun, die Stadt solle einen Beteiligungsprozess mit Bürgern, Wissenschaftlern und Fachplanern starten, wie das Gelände für die Allgemeinheit geöffnet werden kann. Ein Anliegen, das viele Bürger offenkundig teilen: Der Antrag wurde mit großer Mehrheit verabschiedet.

Eine große Mehrheit der anwesenden Bewohner sprach sich ebenfalls für einen Antrag aus, der fordert, die umstrittene Bebauung der Eggarten-Siedlung zu stoppen. Dass die historische Gartensiedlung zwischen Nordring und Lerchenauer See einem Wohnquartier weichen soll, ist im Stadtrat allerdings schon lange beschlossene Sache. Der Abriss der Gartenhäuser läuft bereits seit Herbst vergangenen Jahres.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: