München:"Bruch mit einem Dogma"

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Folgenschwerer Unfall: Ein Mann missachtete eine rote Ampel - nun starb eine Trambahn-Passagierin (Symbolfoto). (Foto: Johannes Simon)

Studie zu Perspektiven des Nahverkehrs im Landkreis München

Von Martin Mühlfenzl, München

Für Alain Thierstein, Professor am Lehrstuhl für Raumentwicklung der Technischen Universität München, ist die neue Studie zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis München nicht weniger als der "Bruch mit einem Dogma". Bei der Vorstellung des Konzepts, das Thierstein gemeinsam mit dem Schweizer Büro Ernst Basler und Partner im Auftrag des Landkreises entwickelt hat, sagte Thierstein, erstmals würden die Potenziale bestimmter Regionen und Korridore die wirklich entscheidende Rolle spielen - und nicht mehr nur die eigentliche Nachfrage.

Die Studie ist mit "Perspektiven im öffentlichen Personennahverkehr" überschrieben und zeigt insbesondere wichtige Tangentialverbindungen auf wie etwa eine Stadtbahn von Garching über Unter- nach Oberschleißheim. Auch eine Trambahnverbindung von Neuperlach über Ottobrunn bis Brunnthal könnte ein wichtiges "Versatzstück" sein, wie Landrat Christoph Göbel (CSU) bei der Vorstellung der Studie sagte. Kreisrat Otto Bußjäger von den Freien Wählern sprach gar von einer "Renaissance der Straßenbahn" angesichts ähnlicher Vorschläge in der Studie für das Würmtal oder auch für den Osten des Landkreises München.

Markus Büchler (Grüne) sah sich jedoch angesichts vieler Querverbindungen zwischen den Kommunen an die Pläne für die sogenannte Stadt-Umland-Bahn erinnert. "Die ja leider von der CSU beerdigt wurde", merkte Markus Büchler kritisch an. Die neue Studie aber zeige auf, wie wichtig die Tangentialen sind, die sich gewissermaßen wie ein Ring um die Landeshauptstadt München legen könnten - einer Umland-Bahn gleich. In genau diese Infrastruktur, sagte Büchler, müsse investiert werden: "Anstatt nur Milliarden in die zweite Stammstrecke zu vergraben."

CSU-Fraktionschef Stefan Schelle erinnerte an den "Mut", den die Planer in den Sechzigerjahren aufgebracht hätten, als sie die Münchner S-Bahn auf den Weg gebracht hätten: "Diesen Mut brauchen wir jetzt auch." Wichtig sei nun aber, Pendlerströme und Wachstumspotenziale, zudem moderne Formen wie das autonome Fahren und nicht zuletzt den Radverkehr in die Studie mit einzuarbeiten. "Dann wissen wir, wo wir ansetzen müssen", sagte Stefan Schelle.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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