Bogenhausen:Abholzen in der Grünen Mitte

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Insgesamt 2225 Bäume stehen auf den öffentlichen Grünflächen im Prinz-Eugen-Park. Man habe um jeden einzelnen gerungen, versichert Petra Cockrell, Grünen-Mitglied im Bezirksausschuss Bogenhausen. (Foto: Florian Peljak)

Im Wohnquartier Prinz-Eugen-Park sollen 83 Bäume gefällt werden, unter anderem wegen einer geraden Wegführung durch das Gelände. Mehr als 200 Anwohner protestieren heftig und reichen eine Petition ein.

Von Nicole Graner, Bogenhausen

Eines der schönsten Dinge, die das Leben im neuen Quartier Prinz-Eugen-Park ausmachen, ist der alte Baumbestand auf dem Gelände. Der Kerngedanke bei den Planungen für das Quartier und bei den Baumaßnahmen ist, wie die Stadt immer wieder betont, "die größtmögliche Erhaltung und Weiterentwicklung" des vorhandenen Baumbestandes, der Wiesenlandschaft, aber auch der Biotopstruktur. Für die Umsetzung des Landschaftskonzeptes in der sogenannten Grünen Mitte zwischen Jörg-Hube-Straße und Ruth-Drexel-Straße und im Bereich des zukünftigen Kletterspielplatzes müssen nun Anfang des neuen Jahres aber dennoch Bäume gefällt werden.

Das stößt der "Initiative zur Rettung von Altbaumbeständen in der Grünen Mitte" sehr auf. 204 Anwohner haben nun in einer Petition an Stadtbaurätin Elisabeth Merk ihren Unmut geäußert. "Leider", so heißt es in dem Schreiben, "mussten wir in den letzten Wochen mit großem Unverständnis feststellen, dass (...) umfangreiche Altbaumbestände der neuen geraden Wegführung in der Grünen Mitte geopfert werden sollen." Die Anwohner fordern Merk auf, der Abholzung "Einhalt zu gebieten". "Wir wollen schauen, was wir noch verhindern können, was noch möglich ist", sagt Simone Paffrath, eine Sprecherin der Initiative.

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Auf den zukünftigen öffentlichen Grünflächen im Prinz-Eugen-Park, die zwölf Hektar umfassen, stehen 2225 Bäume. 83 Bäume, so informiert die Stadt, mit einem Stammumfang von 80 Zentimetern und "weiteres Gehölz" müssen entfernt werden. Diese Zahl bestätigt auch Mara Roth von der Genossenschaft für Quartiersorganisation (GeQo), die zusammen mit dem Quartiersarbeitskreis Ökologie und auch dem Bezirksausschuss Bogenhausen von Anfang an in die Planungen der Stadt einbezogen war und stets aktiv auf Sorgen und Wünsche der Anwohner eingeht. Sie bedauert sehr, dass die Petition nun "Unruhe" gestiftet habe, zumal erst am 15. Dezember das Gartenbaureferat der GeQo und einem Vertreter des Arbeitskreises Ökologie die finalen Pläne mit neuen Zahlen und Daten vorgelegt habe. Davon hätten auch die Anwohner, die teils Mitglied im Arbeitskreis Ökologie seien, gewusst, man hätte diese Informationen also noch abwarten können.

Überhaupt, so Roth, könne sie auch den Vorwurf in der Petition nicht verstehen, dass der Planungsprozess mit den Anwohnern "nie transparent kommuniziert" worden sei. In einem Newsletter an die Anwohner klärt sie darüber auf, dass das städtische Baureferat "weitaus mehr als üblich" informiert habe. Auch hätten "mehrmals Informationsveranstaltungen" stattgefunden, zuletzt im Januar 2020. Es habe Ortstermine mit der GeQo und dem Arbeitskreis Ökologie gegeben.

Petra Cockrell, Grünen-Fraktionssprecherin im Bezirksausschuss Bogenhausen und Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt, kann sich noch gut an einen Begehungstermin erinnern. "Wir sind vier Stunden durch das Gelände, die Wege auf- und abgegangen, haben jeden Baum betrachtet und abgewogen, welcher Baum schützenswerter ist als der andere", sagt Cockrell. Man habe sich viel Mühe gegeben und um jeden Baum gerungen. Tatsächlich, sagt auch Mara Roth, konnten auf diese Weise Bäume gerettet werden. Denn eigentlich sollten sogar 151 Bäume gefällt werden. Jetzt seien es 83.

"Wir wollten keinesfalls einen Konflikt schüren, auch nicht die GeQo kritisieren. Das war nicht unser Ziel", sagt Initiativensprecherin Paffrath. "Aber uns gehen diese Kompromisse nicht weit genug." In der Petition der Anwohner geht es deshalb auch um die Wegführung der Grünen Mitte und im Quartier. Wegen "geradliniger und topografisch ebener Wegeführungen" würden Bäume geopfert. Petra Cockrell sieht das nicht so. Auch da habe man um jeden Baum gerungen. Außerdem machten geschwungene Wege die Sache gar nicht leichter. Es müssten auf jeden Fall wegen des engen Wurzelwerks vier Meter von Baum zum Weg eingehalten werden. Man wäre bei einer geschwungenen Wegführung gleich wieder an den nächsten Baum gerutscht, gibt sie zu bedenken.

Außerdem sei die Wegführung nicht ausschließlich verantwortlich für die Fällungen bei der Grünen Mitte. "Bei den 83 genehmigten Fällungen handele es sich, so schreibt Mara Roth in dem Newsletter an die Anwohner, "zu einem großen Teil um Durchstiche zur Stradellastraße und zur an den Prinz-Eugen-Park südlich angrenzenden Parkanlage". Ein weiterer Grund ist dort, wo die sogenannte Biberburg entsteht, die Topografie. Man müsse, so Petra Cockrell, auf dem Gelände des Spielplatzes einen Meter Boden abtragen, damit das Klettergerüst nicht zu hoch stehe. Das geschehe vor allem aus Sicht- und Lärmschutzgründen, aber auch wegen der Barrierefreiheit.

Mara Roth ist fest davon überzeugt, bei sehr "fundierten und transparenten Gesprächen mit der Stadt" für das Quartier das "Optimale" herausgeholt zu haben. Und sie fügt an, dass 390 Bäume neu gepflanzt werden, 15 auch auf dem Spielplatz.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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