Band der Woche:Bis die Zukunft beginnt

Band der Woche: Seinen Platz suchen. Träume erfüllen. Das sind die Themen vieler junger Menschen. "June Calls" spielen nachdenklichen Indie-Pop.

Seinen Platz suchen. Träume erfüllen. Das sind die Themen vieler junger Menschen. "June Calls" spielen nachdenklichen Indie-Pop.

(Foto: Michael Liebig)

Auf die jungen Bandmitglieder von June Calls kommen noch viele Lebensentscheidungen zu. Zwei Songs hat die Band bisher veröffentlicht, der perfekte Indie-Pop-Soundtrack für Identitätskrisen - und Roadtrips.

Von Lisa Miethke

Die Musiker von June Calls sind jung. Sie sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. Und sie haben nach eigener Angabe keine Ahnung, was sie vom Leben wollen. Doch macht das einen Unterschied? Im Grunde ist es in der Kunst ja vollkommen egal, wie alt man ist. Oder was die Zukunft bringt. Hauptsache, das Ergebnis spricht für sich.

Im Fall von June Calls ist das guter Indie-Pop, inspiriert von deutschen Genre-Kollegen wie Giant Rooks oder Jeremias. Ihnen geht es um Musik, die einen mit Kopf und Füßen mitwippen lässt. Noch aber stehen sie ganz am Anfang. Erst zwei Songs hat die Band bisher veröffentlicht - über Freiheit und die Frage, was man mit ihr anfangen soll. "I gotta go and get to know the place, where I belong / Now I can finally reach out to all the dreams I ever had." Seinen Platz suchen. Träume erfüllen. Das sind die Themen vieler junger Menschen. Akustik-Gitarre, Schlagzeug, Klavier, Yanice Liebigs suchende Stimme, die sich im Chorus vermehrfacht, machen "The Sound" zu einem nachdenklichen Indie-Pop-Song. Allerdings mit einem bittersüßen Beigeschmack.

Die junge Band steht vor einer Entscheidung, die beinahe jeden umtreibt, der bald seinen Schulabschluss ablegt: Und jetzt? "Im Moment wird relativ viel von einem verlangt. Man wird aus der Schule rausgeworfen und dann ins Leben entlassen", sagt Yanice. Er ist Sänger und Bassist der Band. "Man muss sich entscheiden, was man machen will und sein Leben in den Griff bekommen." Mit Sicherheit keine leichte Aufgabe. Besonders dann, wenn eine Pandemie das junge Leben der vier Bandmitglieder nach wie vor Kopf stehen lässt.

June Calls aber steht nicht nur für Melancholie. Da gibt es auch noch "High Tides". Ein Song, der einen wirklich glücklich macht. Er erinnert an heiße Sommertage und heruntergekurbelte Autofenster, an kühles Vanille-Eis, das auf den Sitz tropft, und im Fahrtwind wehende Haare. "Man könnte es als einen Roadtrip-Song sehen", sagt Gitarrist Lukas Wisbert. Darauf ertönen eingängige E-Gitarren-Solos, fröhliche Synthesizer, ein Schlagzeug schlägt einen schnellen Rhythmus.

Nun soll bald die erste EP der Band erscheinen. Eine bunte Mischung aus ruhigen und rockigen Songs, manchmal auch punkig, sagen sie. Es bleibt nur ein Problem: Die Band hatte bisher keinen direkten Live-Kontakt zu Publikum. Das ist schwierig. Wenn nicht sogar bedenklich. Wie soll man als Band wirklich wissen, ob die eigene Musik auch gut ankommt? Ob sie funktioniert? Seit ihrer Gründung im Sommer des vergangenen Jahres konnte die Band nur mit vielen Unterbrechungen im Jugendzentrum proben. Ihr größter Wunsch sei es daher, endlich ihr erstes Konzert zu spielen. Und sie träumen schon jetzt groß, sie wollen einmal ein Konzert im Ausland geben. Was den Schülern dabei wichtig ist? Mit der Musik ihre eigenen Gefühle zu transportieren. "Man kann die Probleme, die man hat, verarbeiten und loswerden", sagt Lukas. "Es ist einfach cool, dass es Musik gibt."

June Calls

  • Stil: Indie-Pop
  • Besetzung: Yanice Liebig (Gesang, Bass), Lukas Wisbert (Gitarre), Izabella Reichert (Gitarre), Jakob Eberl (Schlagzeug)
  • Seit: 2020
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