Mordverdacht:Messerstecher von Milbertshofen ist nicht der "Isarmörder"

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  • Nach einer Öffentlichkeitsfahndung mit Bildern einer Überwachungskamera stellte sich der Mann der Polizei.
  • Seine DNA wurde mit derjenigen verglichen, die der "Isarmörder" damals am Tatort zurückgelassen hat. Es kam jedoch zu keiner Übereinstimmung.

Von Martin Bernstein

Der Milbertshofener Messerstecher hat sich selbst der Polizei gestellt. Gegen den 32-Jährigen wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Er soll am Freitag vergangener Woche um 2.30 Uhr einem ihm bis dahin unbekannten 48-Jährigen ein Messer in den Rücken gerammt haben. Laut Polizei weichen die Darstellungen des mutmaßlichen Täters und seines Opfers jedoch stark voneinander ab. Gegen den 32-jährigen Milbertshofener wurde am Donnerstag Haftbefehl erlassen.

"Aus ermittlungstaktischen Gründen" hielt sich die Polizei am Donnerstag mit Details zu dem Fall noch zurück. Weitere Ermittlungen und Untersuchungen seien nötig, hieß es aus dem Präsidium. Geklärt ist inzwischen allerdings, dass der jetzt festgenommene Messerstecher definitiv nicht identisch ist mit dem "Isarmörder", der vor vier Jahren, am 28. Mai 2013, den 31-jährigen Domenico L. niedergestochen und getötet hatte, ohne dass es eine Vorgeschichte zur Tat gegeben hatte.

Die Beschreibung des damaligen Mörders sowie die Tatausführung hatten die Ermittler der Mordkommission hellhörig werden lassen, die Parallelen schienen auffallend zu sein. Man werde sofort eine Speichelprobe des Mannes nehmen, wenn man ihn habe, hatte Herbert Linder, Leiter der Mordkommission, bereits am Dienstag angekündigt. Denn der genetische Code des "Isarmörders" ist bekannt.

Er hatte seinerzeit Speichel und Blut am Tatort zurückgelassen. Seither vergleicht die Polizei diese Spuren immer wieder mit DNA-Dateien im In- und Ausland. Mehr als 6500 Männer gaben bisher freiwillig Speichelproben ab, fast 700 Spuren gingen die Ermittler nach. Alles bislang ergebnislos.

Auch der jetzt inhaftierte Mann aus Milbertshofen gab eine Speichelprobe ab, damit seine DNA mit derjenigen verglichen werden konnte, die der "Isarmörder" damals am Tatort zurückgelassen hatte. Die Probe des Milbertshofeners wurde noch am Donnerstag im Labor des Instituts für Rechtsmedizin analysiert. Am Nachmittag lag dann das Ergebnis vor: Es gebe "definitiv" keine Übereinstimmung, sagte eine Polizeisprecherin.

Bereits zuvor hatten Experten erste Zweifel angemeldet. Offenbar passen die Details der Tatausführung vom vergangenen Freitag nicht ins Bild, ebenso wenig die Tatsache, dass der mutmaßliche Messerstecher sich nach dem Fahndungsaufruf selbst gestellt hat. "Ein Zusammenhang konnte bislang nicht hergestellt werden", hieß es am Donnerstagmittag offiziell. Drei Stunden später kam dann die Bestätigung. Die Suche nach dem "Isarmörder" muss weitergehen.

Der 32-jährige Milbertshofener bleibt dennoch in Haft. Er war am Freitagmorgen nach der Tat zunächst in seine Wohnung geflohen. Nach der Öffentlichkeitsfahndung mithilfe von Bildern einer Überwachungskamera stellte er sich schließlich der Polizei. Seine Festnahme wäre aber ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen: Mehrere Menschen hatten den 32-Jährigen auf den Fotos erkannt und unabhängig voneinander denselben Namen der Polizei mitgeteilt. Die Fahndung war bereits angelaufen.

Das 48-jährige Opfer hatte durch den Messerstich, der von hinten den Brustkorb geöffnet hatte, lebensgefährliche Verletzungen erlitten, konnte aber gerettet werden. Der Sendlinger ist laut Polizei weiterhin in einer Klinik, sein Zustand wird als "stabil" geschildert.

Die beiden Männer waren am Freitagmorgen kurz vor Betriebsschluss im U-Bahnhof Milbertshofen aufeinander getroffen. Sie hatten dann gemeinsam ein Taxi genommen, das sie bis auf Höhe der Max-Diamand-Straße brachte. Dort stiegen die beiden Zufallsbekannten aus. Was danach passierte und wie es zu der Bluttat kam, müssen Ermittler der Mordkommission jetzt klären.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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München
:Messerstecher von Milbertshofen stellt sich der Polizei

Der 32-jährige Tatverdächtige hat eine Speichelprobe abgegeben. Die Polizei ist aber skeptisch, ob es eine Verbindung zum "Isarmord" gibt.

Von Martin Bernstein

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