Moosach/Lerchenau:Konflikt im Frischluftkorridor

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Der Eggarten ist ein in die Jahre gekommenes Idyll. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Eggarten soll nur maßvoll bebaut werden, damit die Grünachsen erhalten bleiben

Sollte man sich lieber gleich vom Maß der geplanten Bebauung für die Eggarten-Siedlung distanzieren, so wie es die ÖDP im Moosacher Bezirksausschuss (BA) haben will? Oder lieber die noch ausstehenden Untersuchungen zum Arten- und Tierschutz abwarten und dann gegebenenfalls die Bebauung beschränken, so der Vorschlag der SPD? Um diesen Kern drehte sich die Diskussion über den Vorentwurf zum Strukturkonzept des Planungsreferats für den Bereich der Eggarten-Siedlung in der jüngsten BA-Sitzung. Auch dürften noch in kaum einer Sitzung in Moosach so viele Besucher aus dem benachbarten und betroffenen Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl in Moosach gewesen sein, wie an jenem Montag.

Im Prinzip sei es schwer, in dieser "unglaublichen Idylle" Wohnbebauung zu akzeptieren, sagte Armin Ziegler (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses Bau. Er sehe aber noch keine Notwendigkeit "stopp" zu sagen. Denn die im Strukturkonzept genannten ökologischen Ziele für Frischluftkorridore und Habitate seien "geeignet, richtig und wichtig". Sollten diese aber in Konflikt mit dem Baurecht geraten, müsse das Baurecht verringert werden.

Auch SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf plädierte dafür, "die Chance zu nutzen, um zu sagen, was uns an diesen Stellen wichtig ist" und nicht einfach abzulehnen, denn "gebaut wird". ÖDP-Sprecher Eberhard Ryba will dagegen erst noch die Ergebnisse ausstehender Untersuchungen abwarten. Denn sollte sich ergeben, dass dort ein Naturschutzgebiet sei, müsste dies das "Aus für die Bebauung bedeuten". Ihn störe die alternativlose Darstellung im Konzept. Er bezweifle, dass man noch die Freiheit für Alternativen habe, wenn die Ergebnisse feststünden. Seine Fraktionskollegin Anja Scholz-Polisky wurde deutlicher: Es seien so viele Wohnungen geplant, dass "wir uns distanzieren müssen". In Abbruchhäusern hätten sich bereits Vögel eingenistet, es sei Pflicht, noch abzuwarten. Letztlich nahm der BA den Entwurf gegen die Stimmen der ÖDP an.

Einen Antrag mit ähnlichem Ziel wie die ÖDP im BA haben nun die Stadträte der ÖDP und der Linken eingereicht. Wohnungsbau ja, aber nicht zulasten der vorhandenen Grünachsen: So könnte man die Forderung der Stadträte im Hinblick auf die Eggarten-Siedlung in der Lerchenau zusammenfassen. In einem Antrag an OB Dieter Reiter (SPD) wollen die Stadtratsmitglieder Brigitte Wolf und Cetin Oraner (Linke) sowie Sonja Haider und Tobias Ruff (ÖDP) das Maß der künftigen Bebauung des Eggartens "an den vollständigen Erhalt der bisherigen Funktion der dort verlaufenden überörtlichen Grünbeziehungen" binden. Gegebenenfalls soll das Planungsreferat die Auswirkungen der Bebauungsdichte mit Hilfe eines Gutachtens klären lassen. "In München besteht ein hoher Bedarf an Wohnungen", konstatieren die Antragsteller. "Der Bau von Wohnungen darf aber nicht zulasten guter Qualität der Atemluft gehen." Die Politiker verweisen kritisch darauf, dass im Eggarten "ein Vielfaches" der dort historisch gewachsenen Bebauung entstehen soll.

© SZ vom 13.06.2019 / anna, Tek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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