Mobilität:Wie privates Carsharing in München funktioniert

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Am Straßenrand abholen und wieder abstellen: Für das Ausleihen privater Fahrzeuge gelten ähnliche Regeln wie bei vorhandenen Carsharing-Angeboten. Ein paar Besonderheiten sind aber zu beachten. (Foto: Bloomberg)

Die Zahl der Carsharing-Angebote in München wächst: Jetzt steigt Daimler in den privaten Fahrzeugverleih ein. Die Mietpreise können die Halter dabei selbst festlegen.

Von Andreas Schubert und Marco Völklein

Schon seit Frühjahr 2013 bietet die Carsharing-Firma Car2go ihre Autos in München an. Mehr als 500 Fahrzeuge sind für die Daimler-Tochter an der Isar unterwegs. Im Dezember startet der Stuttgarter Konzern mit "Croove" nun ein weiteres Angebot. Dabei allerdings stellt das Unternehmen keine eigenen Autos zur Verfügung, vielmehr tritt es als Vermittler auf. Private können über die Plattform Croove ihre Fahrzeuge an andere Privatleute vermieten. Fachleute sprechen von "privatem Carsharing" oder "shared mobility".

Während sich Car2go und der BMW-Konkurrent Drive-Now vor allem an Kurzfristnutzer wenden und auch One-Way-Fahrten ermöglichen, sind die Croove-Autos für die tageweise Anmietung gedacht. Damit können die Mieter zum Beispiel einen Ausflug oder gar einen mehrtägigen Kurztrip unternehmen. Zudem müssen die Croove-Autos am Ende der Nutzungsdauer in der Regel wieder zum Besitzer zurückgebracht werden. Dementsprechend werden bei Croove Tagespreise verlangt, Car2go und Drive-Now rechnen hingegen minutengenau ab. Zudem können die Vermieter bei Croove die Preise individuell festlegen, das Unternehmen unterbreitet lediglich einen Preisvorschlag. Als Vermittler kassiert Croove aber eine Provision.

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Auch bei den Nutzungsbedingungen darf der Autobesitzer mitreden: So kann er unter anderem bestimmen, dass der Mieter lediglich eine bestimmte Zahl an Kilometern pro Tag fahren darf. Weitere Unterschiede gibt es beim Parken: Während Car2go- und Drive-Now-Kunden ihr Auto in vielen Parklizenzzonen in der Stadt kostenlos abstellen können, müssen Croove-Nutzer für die Parkplätze am Straßenrand innerhalb der Zonen zahlen.

Ganz neu ist das Croove-Angebot nicht, ähnlich läuft es bei Drivy. Das Unternehmen bietet schon seit einigen Jahren privates Carsharing an. Die Drivy-Macher stammen ursprünglich aus Frankreich, im Jahr 2015 stiegen sie mit der Übernahme des hiesigen Anbieters Autonetzer zur Nummer eins im deutschen Markt für privates Carsharing auf. In München stehen derzeit nach Angaben einer Drivy-Sprecherin etwa 300 Privatautos zur Anmietung bereit, deutschlandweit sind es etwa 5000. Die Zahl der Nutzer beziffert Drivy auf bundesweit mehr als 130 000.

Auto und Schlüssel müssen Mieter und Vermieter direkt tauschen

Von Dezember an will nun also Daimler den Drivy-Leuten Konkurrenz machen. Sollte sich das Produkt innerhalb der bis zu einjährigen Pilotphase in München bewähren, will der Konzern es auf andere Städte ausweiten. Für München habe man sich als Testfeld entschieden, weil dies "die Stadt mit der höchsten Vermietungsrate ist", sagt Christoph Sedlmayr von Daimler.

Außerdem sind in München schon zahlreiche Carsharing-Anbieter vertreten - neben Car2go, Drive-Now und Drivy sind dies Stattauto, die Deutsche-Bahn-Tochter Flinkster sowie seit Sommer die Marke BeeZero des Linde-Konzerns. Wie Carsharing funktioniert, auch privates Carsharing, muss man in München niemandem mehr aufwendig erklären. Das war auch ein Grund, warum sich Linde entschieden hatte, BeeZero in München zu starten und nicht in einer anderen Großstadt.

Vermittelt werden die Privatautos bei Croove und Drivy per Internet beziehungsweise Smartphone-App. Durch die Firmen wird unter anderem eine Zusatzversicherung finanziert, Croove will zudem einen 24-Stunden-Pannenservice anbieten. Die Mietdauer bei Croove geht von mindestens einem Tag bis höchstens einer Woche. Dabei soll maximal eine Distanz von 300 Kilometern während der Mietdauer zurückgelegt werden. Doch auch hier bestehe die Möglichkeit, sich mit dem Besitzer individuell abzusprechen, sagt Sedlmayr.

Sowohl Drivy als auch Croove arbeiten markenunabhängig, Croove richte sich also nicht nur an Mercedes-Fahrer, sondern auch an Besitzer beispielsweise eines Toyotas oder eines Dacias, betont Sedlmayr. Auto und Schlüssel müssen Mieter und Vermieter bei Croove direkt tauschen. Bei Drivy gibt es seit einem Monat eine Technik, mit der sich der angemietete Wagen per Smartphone-App öffnen lässt, sofern dort eine entsprechende Box installiert wurde. Etwas ähnliches sei bei Croove "perspektivisch angedacht", sagt Sedlmayr.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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