Mobil ist nicht immer gut:Note: mangelhaft

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Blankes Fundament: Die Pavillonanlage an der Torquato-Tasso-Straße musste wieder entfernt werden, der Auftrag wird neu vergeben. (Foto: Stephan Rumpf)

Wasserschaden, falsches Baumaterial, fehlender Statiknachweis: Bei Schulcontainern gibt es Probleme. An einer Grundschule in Milbertshofen wurde eine Pavillonanlage sogar wieder abgebaut

Von Melanie Staudinger, München

Plötzlich stand alles still. Keine Bauarbeiter, kein Lärm - und damit auch keine Pavillonanlage. Die Eltern der Grundschule an der Torquato-Tasso-Straße in Milbertshofen verunsicherte das sehr. Schließlich wären die "mobilen Schulraumeinheiten", wie die Stadt ihre Schulcontainer offiziell nennt, so dringend nötig. Schnell machten Gerüchte die Runde, von Insolvenz des Unternehmens zum Beispiel. Davon, dass der Ersatzbau zu lange dauern würde, dass es im kommenden Schuljahr nicht genügend Klassenzimmer geben würde. Die Eltern wurden aktiv, schrieben an die Stadtverwaltung und fingen Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) sogar beim Jahresempfang ihrer Parteikollegin Ruth Waldmann im Landtag ab. Doch die versucht zu beruhigen: Bis September stehen die neuen Pavillons.

Tatsächlich aber sieht es derzeit danach nicht aus an der Torquato-Tasso-Straße. Die nicht abgenommene Schulpavillonanlage ist zurückgebaut worden, am Boden zeichnen sich nur mehr die Grundrisse ab. "Die zuvor ausführende Firma war trotz mehrfacher Mahnung und Fristsetzung nicht in der Lage gewesen, die vom unabhängigen Prüfingenieur geforderten statischen Nachweise vorzulegen", teilt das zuständige Baureferat auf Nachfrage mit. Man habe, ähnlich wie bei der Pavillonanlage des Heinrich-Heine-Gymnasiums am Max-Reinhardt-Weg in Neuperlach, den Auftrag neu vergeben müssen. Denn ohne statische Nachweise gibt es konsequenterweise keine Erlaubnis zum Schulbetrieb.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Stadt Probleme mit Pavillonanlagen an Schulen hat. Weil die Stadt jahrelang am Schulbau gespart hat, gleichzeitig aber immer mehr junge Familien mit Kindern nach München zogen, leiden die Bildungseinrichtungen unter akutem Platzmangel. Schulcontainer sollen Abhilfe schaffen, bis die geplanten neuen Gebäude stehen. Sie lassen sich schneller aufstellen, doch das geht nicht immer so reibungslos wie geplant.

Das Bauprogramm 2015 umfasste 14 Container, von denen mittlerweile zwar alle in Betrieb sind. An der Flurstaße in Haidhausen musste jedoch ein Mietcontainer aufgestellt werden, weil der eigentliche Bau nicht abgenommen werden konnte. Im vergangenen Jahr plante das Baureferat 27 Anlagen - fünf sind noch nicht fertig. Die Arbeiten an der Grundschule an der Forstenrieder Allee und an der Guardinistraße in Hadern hat die Stadtverwaltung gestoppt. Dort hatten Firmen Baumaterialien verwendet, die in der Ausschreibung nicht vorgesehen waren. Ein Gutachter überprüfte die Stoffe erst auf ihre Tauglichkeit, bevor weiter gebaut werden konnte. Die Anlagen sollen entweder gegen Ende diesen, spätestens zu Anfang des kommenden Schuljahres eröffnen, ebenso wie die Container an der Torquato-Tasso-Straße und am Max-Reinhard-Weg. Schüler und Lehrer an der Giesinger Fromundstraße haben mehr Glück: In ihrem neuen Pavillon gab zwar es einen Wasserschaden, er konnte aber mittlerweile behoben werden. Sobald die obligatorischen Raumluftmessungen abgeschlossen sind, kann die Schulfamilie einziehen, wie das Baureferat mitteilt.

In diesem Jahr entstehen nur mehr drei neue Pavillons - an der Fritz-Nißl-Straße (Mittelschule), der Fürstenrieder Sraße (Erasmus-Grasser-Gymnasium und Ludwigsgymnasium) und an der Stuntzsstraße (Grundschule und Mittelschule). Der größte Bedarf scheint damit zunächst gedeckt zu sein. Wie viele Pavillonbauten darüberhinaus noch gebraucht werden, steht derzeit noch nicht fest. Das untersuchen Bau- und Bildungsreferat gerade - im Sommer soll der Stadtrat im Beschluss zum zweiten Schulbauprogramm, das voraussichtlich mehrere Milliarden Euro umfassen wird, darüber entscheiden.

Für Lehrer, Eltern und Schüler an der Torquato-Tasso-Straße heißt es also erst einmal weiter warten und hoffen, dass die Statik bei der neuen Pavillonanlage dieses Mal passt. Sonst wird es tatsächlich eng an der Grundschule in Milbertshofen.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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